Kneipenterroristen – Alte Schule (CD-Kritik)

Das letzte Album von den Hamburger KNEIPENTERRORISTEN ist schon eine Weile her. Zwar gab es letztes Jahr den Langspieler Moskau, das war aber eher eine Live Best-of der letzten 20 Jahre zur WM 2018. Auf neue Texte mussten Fans seit 2017 warten. Wobei das jetzt auch nicht wirklich ein langes Warten war. Im konstanten Rhythmus schaffen es die Mannen um Sänger Jörn Rüter Alben zu veröffentlichen, die überzeugen können. Bei anderen Bands kann man schon mal bis zu 10 Jahren auf die nächste Veröffentlichung warten – von daher gibt es hier eigentlich keinen Grund zu meckern. Eher im Gegenteil, das Niveau der letzten Alben war konstant hoch und nun folgt mit „Alte Schule“ die Fortsetzung der Erfolgsgeschichte.

Der namensgebende Track „Alte Schule“ ist auch gleich der Opener. Mit ordentlich Wumms hinter den Gitarren geht es direkt los. Es wird keine Zeit verschwendet um die Meinung kundzutun. „Ich scheiße auf den Zeitgeist“ wird gesungen und Fuck Yeah! Da kann man nur zustimmen. Manche Trends der heutigen Zeit und was so als modern gibt – da kann man wirklich nur den Kopf schütteln. Manchmal kann man wirklich bei Altbewährtem bleiben und genießen, wie hier zum Beispiel die wundervollen Gitarrenriffs. Nonstop geht es auch in „Edel“ zur Sache. Schlagzeuger Chris Gripp gibt ordentlich Gas und lässt sich nicht lumpen. Wenn man aber Kneipenterroristen nicht zum ersten Mal hört, fällt einem schnell auf, dass der Song um ihr Lieblingsgetränk keine wirkliche Neuerschaffung ist. Dafür geht es in „Einkehr“ mit neuen Texten heiß her. Und was haben wir denn hier? Wie nicht anders zu erwarten – ein gewaltiger Partykracher. Man bekommt sofort Lust, dass eine oder andere Bierchen zu kippen und feiern zu gehen. Das geht auch gleich so weiter. Auch in „Excalibur“ wird einer der schönsten Nebensachen der Welt gefrönt. Übermäßigem Alkoholkonsum, da lassen sich die Männer definitiv nicht lumpen. Etwas melodischer mit einem feineren Rhythmus präsentieren sie sich von ihrer besten Seite in „Song für Dich“. Ein herrlich emporgestreckter Mittelfinger gegen Castingshow Kommerz und zurechtge- bogene Chartsternchen, die mehr auf Profit als auf Musik mit Herzblut stehen. „Bei uns im Norden“ da ist es wohl ziemlich schön. Wenn man dem Song den glauben darf. Wegen der vielen „Oooohh“ Passagen ist dieser Song hervorragend zum Mitsingen geeignet und wird wohl live ziemlich gut performen. „Auf die harte Tour“ präsentieren sie sich im folgenden Song. Hier wird viel mehr als nur gesungen und über Saiten geschrammt – hier wird Lebensgefühl vermittelt. Jede Band erfindet sich mal neu. Will man dem folgenden Titel Glauben schenken, dann passiert das auch jetzt hier. „Kneipenterroristen 2.0.“ Man muss sich aber keine Hoffnung, oder Sorgen machen, hier wird sich treu geblieben. Der Song ist lediglich eine Feier der letzten 20 Jahre Bandgeschichte und das Versprechen, das es noch eine lange Weile so weiter gehen wird – na Gott sei Dank! Mit hartem, aber extrem eingängigem Rhythmus geht es in „Auf die Kollegen“ weiter. Eine Hommage an all Ihre großen Idole, wie zum Beispiel Lemmy. In Ihrer Musik und in unseren Erinnerungen werden sie ewig leben, was mit diesem Song wunderschön hervorgehoben wird. Aber auch an noch unter uns weilende Zeitgenossen, wie die Onkelz wird gedacht und das Glas erhoben. Kratzig und fast schon wild startet „Spreng deine Ketten“. Das Einzige, was ich hier noch schöner finde, als die Gitarren ist die Botschaft die der Text vermittelt. An sich selbst glauben und in sich Vertrauen, egal was andere sagen. Diese einfache Weisheit wird hier in knapp über drei Minuten hervorragend musikalisch verpackt. Kompromissloser Deutschrock wird auch in „Das letzte Spiel“ zelebriert. Ebenso hart und konsequent zeigen sich „Rocker“ und „Hamburger Jungs“ von ihrer Schokoladenseite. Wobei Ersterer eine Liebeserklärung an den Lebensstil eines Rockers ist, der sich nicht unterkriegen lässt. Muss ja auch mal gesagt werden. Dass die Kneipenterroristen ihr Holsten und die Heimatstadt Hamburg lieben, das ist überall bekannt, aber mit „Hamburger Jungs“ wird diese Tatsache noch mal zelebriert. Den krönenden Abschluss macht eine Akustikversion von „Auf die Kollegen“ und man oh man, ist das schön. Gänsehaut und ein Tränchen im Augenwinkel, selbst beim härtesten Rocker!

Fazit: Das Highlight ist definitiv „Auf die Kollegen“. Sowohl in der normalen, aber vor allem in der Akustikversion. Der Rest klingt zwar gut, aber irgendwie auch alles gleich. Schon nach wenigen Songs ist man in einem Trott gefangen, der Abwechslung und Einfalls- reichtum vermissen lässt. Betrachtet man die Texte und klammert alle Textzeilen mit Bier aus, kann man aber sagen, dass da wichtige Botschaften vermittelt werden und ernste Themen aufgegriffen werden. Die Songs wirken mehr, wenn man sie aus ihrem Rahmen reißt und in eine Playlist im Shufflemode steckt. Mit ein bisschen Abwechslung zeigen sich die Songs nämlich hart und kompromisslos und verschwinden nicht im Einheitsbrei.

Tracklist:

01. Alte Schule
02. Edel
03. Einkehr
04. Excalibur
05. Song für Dich
06. Bei uns im Norden
07. Auf die harte Tour
08. Kneipenterroristen 2.0
09. Auf die Kollegen
10. Spreng deine Ketten
11. Das letzte Spiel
12. Rocker
13. Hamburger Jungs
14. Auf die Kollegen ( Akustik Version )

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VÖ: 12.07.2019
Genre: Deutschrock / Heavy Metal mit deutschen Texten
Label: Remedy Records

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