Kneipenterroristen – Moskau (CD-Kritik)

Pünktlich vor der WM 2018 in Russland ballern die Kneipenterroristen aus Hamburg ihr neues Album mit dem passenden Namen „Moskau“ in die Republik und die Fanherzen. Wie auch schon zur 2012 und 2016 gibt es einen Langspieler, der zu großen Teilen dem runden Leder gewidmet ist. Aber auch wenn man jetzt einfach nur Fan von solidem Deutschrock ist und mit 22 Spielern, die dem Ball hinterherhetzen nichts anfangen kann, sollte man die Jungs und ihr neustes Werk nicht ignorieren. Wenn man Fan von beidem ist, umso besser, hier kann man sich schon die ganz persönliche Hymne zur WM aussuchen, um beim Public Viewing gegen den Mainstream anzustimmen.

Auf den ersten Blick wirkt das Album mit 15 Songs sehr umfangreich. Betrachtet man die Sache etwas genauer, stellt man fest, dass tatsächlich nur 3 neue Titel aus der Hamburger Songschmiede ihren Platz gefunden haben. Einer davon ist „Moskau“, der offiziellen Kneipenterroristen WM-Song 2018. Hier wird zurückgeblickt auf die deutsche Fußballge- schichte, auf Götzes Triumph 2014 und vom fünften Stern geträumt. Lässt man den euphorischen Text beiseite, hat man ein kräftiges Gitarrensolo, einen mitreißenden, flotten Rhythmus und einen Song der definitiv zum Mitwippen verleitet und für Ohrwürmer sorgen wird. Es folgt der zweite neue Song „Wenn Weltmeister reisen 2018“. Es gab bereits 2016 ein Album und den passenden Song mit gleichem Namen. Damals war es der offizielle Kneipenterroristen-Song zur EM 2016. Passend zur WM 2018 wurde etwas am Text gefeilt, der Song etwas kräftiger neu eingespielt und fertig ist die neue WM-Hymne. So einfach, aber auch so gut. Mit „Der zwölfte Mann“ folgt eine Liveversion aus dem gleichen Album wie der Vorgängersong. Die einzigartige und sofort erkennbare Melodie von „Seven Nation Army“ von den White Stripes wird mit fußballfreundlichem Text gepaart. Da die Melodie eh von Fans aller Nationen gegrölt wird, sehr passend. Relativ nahtlos geht es über zu „Mein letztes Bier“. Ebenfalls in der Liveversion wird hier im Vergleich zum ruhigen Original relativ flott und kräftig losgerockt. Jeder kennt die Situation, wenn nach einem ausschweifenden Abend der Kopf brummt und der Magen rumort um den Alkohol loszuwerden. Wie oft ging der Gedanke „Nie wieder Alkohol“ durch die Köpfe – hier ist der absolut passende Song dazu. „Wir schaffen das“ ebenfalls in der Liveversion ist der textlich perfekte Konter zum Vorgängersong – „Wir schaffen das, vier Mann gegen ein 80 Liter Fass“ – eingängiger Text, allerdings hört man in der Liveversion einige ziemlich verhunzte Töne – hier hätte es bestimmt eine bessere Version gegeben. Die Liveversion von „Edel“ ist hier schon deutlich besser und klangvoller. Ob man Holsten Edel wirklich einen Song widmen muss – ich weiß ja nicht, aber jedem das seine, Geschmäcker sind ja zum Glück verschieden. „Gern hab ich die Frau’n gesägt“ stammt aus dem Jahr 1975 und erzählt von den schrecklichen Taten des deutschen Serienmörders Fritz Honka. Der Hit von Harry Horror wurde damals trotz des makaberen Hintergrundes zum Kassenschlager. Die Neuauflage von den Kneipenterroristen klingt um einiges rockiger als das Original, aber ob der Song heutzutage noch eine wirkliche Chance hat, bleibt fraglich. Die Liveversion von „Dreizehn Freunde“ ist wiederum ein absolut aussichtsreicher Klassiker. Ebenfalls ein makaberer Text, aber hier kann man definitiv mit einem Schmunzeln zuhören. „Nüchtern bin ich schüchtern“ – aber voll, da werde ich zum Proll. Selten einen klischeehafteren, aber so zutreffenden Song zu Männern und übermäßigen Alkoholkonsum gehört. Aber Spaß beiseite. Der Song erschien bereits 2014 und hat in all den Jahren kein bisschen an Charme verloren. Mit „Der Klügere kippt nach“ und „Malle schafft sie Alle“ folgen wieder Oden an den Alkoholkonsum. Trotz des relativen stumpfen Textes sind beide Songs definitiv, oder vielleicht genau deswegen, perfekte Partyhits. Mit „Heimspiel“ feiern die Kneipenterroristen ihre Heimatstadt Hamburg. Rockig, flockig wird der Song von der Gitarre getrieben, egal ob man Hamburg liebt oder hasst, hierzu kann man perfekt tanzen. Es folgt passenderweise, die nächste Ode an die Hansestadt. „Hamburg (mein Zuhause)“ ist zwar nicht so schön wie der Vorgänger, aber als Hamburger wird man den Song vermutlich trotzdem lieben. „Holstenfetischisten“ ist die nächste Hymne für das Bier von Holsten. Ob es eine heimliche Kooperation zwischen Holsten und den Kneipenterroristen gibt? Vollkommen egal, auch wenn man Holsten furchtbar findet, muss man zugeben, dass zumindest musikalisch, der Song einsame Spitze ist. Treibend, eingängig und stimmungs- aufhellend. Zum Abschluss werden noch „20 Jahre“ gefeiert. So lange haben die Kneipenterroristen schon auf dem Buckel und werden wohl auch noch einige Jahre weiterrocken – ohne Rücksicht auf Neider oder Kritiker.

Fazit: Fußball hin oder her, lassen wir dieses Thema kurz außen vor. 15 Songs, davon nur zwei Neuerscheinungen, 13 Liveversionen von alten (und sehr alten) Hits. Als Kneipenter- roristenfan kann man sich dieses Album sicher gönnen, anderenfalls lohnt sich die Investition nicht wirklich. Klar, die Liveversionen verbreiten Stimmung, sind gut aufge- nommen und sind ein buntes Sammelwerk der besten Hits, aber das war es dann auch schon. Abgesehen davon muss man sagen, dass „niveaulose“ und einfache Texte zwar nicht wirklich so spannend sind, allerdings zum Feiern und trinken genau das richtige. Der Langspieler eignet sich also sowohl als Playlist zur WM, ist aber auch ein geeigneter Festivalbegleiter.

Tracklist:

01. Moskau (Offizieller Kneipenterroristen WM Song 2018)
02. Wenn Weltmeister reisen 2018
03. Der zwölfte Mann
04. Mein letztes Bier
05. Wir schaffen das
06. Edel
07. Gern hab ich die Frau’n gesägt
08. Dreizehn Freunde
09. Nüchtern bin ich schüchtern
10. Der Klügere kippt nach
11. Malle schafft sie Alle
12. Heimspiel
13. Hamburg (mein Zuhaus)
14. Holstenfetischisten
15. 20 Jahre

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VÖ: 08.06.2018
Genre: Deutschrock / Heavy Metal mit deutschen Texten
Label: Remedy Records

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