Joachim Witt: Das große Interview zum neuen Album “Rübezahls Reise”

JOACHIM WITT
Foto: Franz Schepers

Rübezahl ist zurück und nimmt uns – in persona JOACHIM WITT – mit auf seine wild-romantische Reise. “Rübezahls Reise” bildet den krönenden Abschluss der Rübezahl-Trilogie. Nach dem letzten Album “Rübezahls Rückkehr” (2020), das mit orchestralem wild-romantischen Doom-Rocksound über- zeugte (Top 20 in Deutschland), präsentiert der Berggeist nun sein Nachfolger Release: “Rübezahls Reise” – den dritten und letzten Ausflug in seine monumentalen Klang- und Emotionswelten. Der Abschluss dieser Sound- reihe, die einen Blick tief in die Seele des Erlebens gewährt, ist dabei nicht als Rübezahls Ende zu sehen. Vielmehr steht das neue Album für die metaphorische Reise und fortdauernde gedankliche und tatsächliche Weiterentwicklung des Ausnahmekünstlers JOACHIM WITT. (Quelle: Pressetext)

Anlässlich der bevorstehenden Veröffentlichung konnten wir von Dark Music World den Ausnahmekünstler JOACHIM WITT für ein Interview gewinnen – aber lest selbst:

Glückauf! Mit „Rübezahls Reise“ begibst du dich nun schon zum dritten Mal in die Welt des Berggeistes. Nach den „Bayreuth“-Alben ist Rübezahl deine zweite Trilogie. Was hält dich an der Figur und ihrer Welt fest?

Joachim Witt: Eine großartige Figur, die dem Menschen den Spiegel seiner Maßlosigkeit vorhält und ihn moralisch in die Ecke stellt! Das ist meine Interpretation der Figur Rübezahl. Das hält mich an ihr fest!

Der opulente, monumentale Klang mit Blockbuster-Charakter wohnt den Rübezahl-Alben ja schon seit Teil 1 inne. Doch wie verläuft der Weg dahin? Hast du bei einem Song wie „Abendwind“ die wechselnden Dynamiken schon im Kopf – von donnernden Strophen bis zum ruhigeren Refrain – und versuchst dann, dich dieser Vision bestmöglich entgegen- zuarbeiten?

Joachim Witt: Wenn ich komponiere, laufen ständig Bilder durch meinen Kopf, die in Verbindung mit meiner Aufgabe, meinem Projekt, in diesem Fall mit Rübezahl stehen. Es sind kosmische, natürliche Bilder, die mich abheben lassen in eine andere Welt, gekoppelt aber immer an die Absicht auch eine Song Struktur zu schaffen. Das Sinnliche steht im Vorder- grund, ein Gänsehaut Moment sollte für mich immer dabei sein!

Ich glaube, dass man durchaus sagen kann, dass „Rübezahls Reise“ noch einmal wuchtiger daherkommt als die beiden Vorgänger – „Ich spür die Liebe in mir“ mutet da fast wie ein Schwanengesang an. Ist dies in gewisser Hinsicht das Grande Finale von Rübezahls Abenteuer?

Joachim Witt: Unbewußt, ja. Vieles erklärt sich bei mir im Nachhinein. Es ergibt sich so. Ist ein Gefühl. Ich lasse mich in diesen Fragen von meinem Gefühl leiten. Das Grande Finale hat sich aus dem Fluss des roten Fadens ergeben und ist nicht provoziert!

Bereits auf dem letzten Album hast du auf dem Song „Zora“ mit einer bulgarischen Gastsängerin kooperiert. Auf dem neuen Album findet sich nun mit „Shandai Ya“ ein Song zusammen mit The Mystery Of The Bulgarian Voices. Der Song basiert auf einem gleichnamigen Lied dieser Gruppe, das im Jahr 2020 veröffentlicht wurde, ähnlich wie schon bei „Quo Vadis?“ mit U96. Wie fand er nun den Weg auf dieses Album?

Joachim Witt: Die Verbindung ergibt sich durch mein persönliches Umfeld, was ein sehr glücklicher Umstand ist. Zu gerne würde ich mal eine Konzertreihe mit diesem wundervollen Chor machen! Er ist sooo faszinierend!

Mit Claudia Uhle, der Frontfrau von X-Perience, ist darüber hinaus eine deutsche Synthpop-Größe als Gastsängerin auf „Stern“ zu hören. Wie ist diese Zusammenarbeit entstanden?

Joachim Witt: Ich kenne Claudia seit einigen Jahren und habe schon ein paar Mal mit ihr zusammengearbeitet. Ich schätze sie sehr als Personund natürlich ihre wundervolle, glockenreine Stimme, die so gut mit meiner harmoniert!

Insbesondere im Anbetracht der letzten beiden Rübezahl-Alben ergibt sich eine gewisse Dramaturgie: War das erste Album eine Betrachtung des Kosmos, in den du dich begeben hast, war „Rübezahls Rückkehr“ der Blick aus diesem Kosmos in unsere Gegenwart hinein. Auf „Rübezahls Reise“ geht es nun auch um das Greifen nach den Sternen, die damit einhergehende Verantwortung – und vielleicht auch der Hoffnung auf eine bessere Zukunft („Rosen blühen hinter der Wand“). Wie blickst du zurück auf die letzten Jahre, die du dieses Legendenwesen begleitet hast?

Joachim Witt: Das hast Du sehr schön beschrieben. Diese Gedanken habe ich mir garnicht gemacht. Es ist so schön zu hören, dass es diesen spekulativen Freiraum des Hörers gibt! Ich versuche diesen Raum immer so offen wie möglich zu halten, aber vielleicht kann ich es garnicht anders.Vielleicht ist es einfach ein intuitiver Vorgang für mich gewesen. So denke ich, ist es passiert.

Auf dieser neuen Reise spielt auch das Thema Zusammenhalt eine wichtige Rolle. Einerseits durch Abwesenheit in den ersten zwei Songs, in denen Rübezahl als Gefürchteter, dadurch aber auch Missverstandener und Alleingelassener dasteht – andererseits gibt es dann aber Songs wie „Die Wölfe ziehen“, der das Gemeinschaftswesen eines Rudels besingt. Das Album ist ja während der Corona-Zeit entstanden, zu Zeiten, in denen du eine Tour absagen musstest und gesellschaftliche Spannungen aufkamen. Da liegen die Assoziationen „Isolation“ und „Solidarität“ natürlich nah – war das so von dir angedacht?

Joachim Witt: Nein, es hat keinen gewollten Zeitbezug. Vielleicht ist das Gefühl für diese Zeit jedoch subtil von mir mit verarbeitet worden, das will ich nicht ausschließen, ist mir jedoch nicht bewußt.Da ich ohnehin ein Mensch bin, der sehr zurückgezogen lebt, bedeutete Corona keine große Einschränkung für mich, nur natürlich zu der Zeit, als ich es selber hatte!

Deutlich gemacht hast du deine Position ja immer schon, nicht zuletzt mit Songs wie „Geist an das Licht“. In letzter Zeit wird nun aber das Thema „Diskursverengung“ immer öfter besprochen, und schnell findet man sich durch andere einem Lager zugeteilt, ist schnell Gutmensch oder Querdenker. Sorgt dich das?

Joachim Witt: Ja, das sorgt mich und ich halte mich weitgehend von dieser Diskussion fern, weil es mittlerweile einen tiefen Riss in der Bevölkerung verursacht hat. Ein parteiüber- greifendes Lagerdenken ist entstanden, für das, aus meiner Sicht, eindeutig die Regierung und die Medien die Verantwortung tragen! Der permanente, unnötige Panik Modus hat viele Menschen tief verunsichert! Die Verantwortlichen müssen mit den Konsequenzen leben, z.B. mit der Erschütterung des Vertrauens!

Genug der politischen Fragen, schauen wir lieber zuversichtlich auf das Kommende: Wenn alles gut läuft, wirst du Rübezahl schon bald wieder zurück auf die Bühne bringen und Konzerte spielen. Bei der „Rübezahl“-Tour hast du seinerzeit das gesamte Album von vorn bis hinten durchgespielt. Seitdem sind gut zwei Dutzend neue Songs zum Repertoire dazugekommen. Wie wirst du Rübezahl diesmal live auf Reise schicken?

Joachim Witt: Der Plan ändert sich jetzt wöchentlich, sodass ich dazu noch nicht eindeutig Stellung beziehen kann.

Es gibt wahrscheinlich nur wenige deutsche Künstler neben dir, die sich im Laufe ihrer Karriere (und wir reden hier, Duesenberg eingerechnet, von mehr als zwanzig Alben!) an so vielen verschiedenen Genres ausprobiert haben. Wie hältst du dich neugierig?

Joachim Witt: Ich bin grundsätzlich einfach offen für vieles, auch genreübergreifend, aber mein Gemütszustand und auch meine Seele bestimmen letztendlich immer den Ausdruck dessen, was ich schaffe!

„Rübezahls Reise“ steht wenige Tage nach deinem 73. Geburtstag in den Regalen der gut sortierten Plattenläden. Beschäftigt dich dein Älterwerden oder spielt diese Zahl für dich keine Rolle?

Joachim Witt: Beschäftigt mich sehr und es nagt an mir, wenn ich es zulasse! Wenn man so viel erlebt hat, mit all den Wiederholungen, dann noch politisch interessiert und am Nabel der Zeit lebt, da muß man schon aufpassen, dass sich nicht ständige schlechte Laune einschleicht. Ich werde zwar als „Fels in der Brandung“ wahr genommen, aber dieser Fels zeigt sich in den unterschiedlichsten Farben! Meine Familie und meine Enkelkinder geben mir neben der Musik die entscheidende Kraft!

Jetzt steht die „Rübezahl auf Reise“-Tour an, ein gutes Dutzend Shows, unter anderem im Berliner Kesselhaus oder im Leipziger Haus Auensee. Hat dir die Bühne gefehlt?

Joachim Witt: Eigentlich nicht, aber das denke ich immer vorher und dann kommt mit meinen Fans jedes Mal der große turnaround und darauf freue ich mich!

Wer noch mehr über das neue Album “Rübezahls Reise” erfahren möchte, dem sei HIER unsere ausführliche Rezension wärmstens empfohlen

JOACHIM WITT – Rübezahls Rückkehr Tour 2022
+ Special Guest

01.09.2022 Frankfurt am Main, Das Bett
02.09.2022 München, Backstage
09.09.2022 Hamburg, Mojo Club
10.09.2022 Magdeburg, Factory
11.09.2022 Berlin, Kesselhaus
15.09.2022 Hannover, Musikzentrum
16.09.2022 Leipzig, Haus Auensee
17.09.2022 Erfurt, HSD
18.09.2022 Oberhausen, Kulttempel
29.09.2022 Dresden, Tante Ju
30.09.2022 Görlitz, L2 Club

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