Eisfabrik – Life Below Zero (CD-Kritik)

EisfabrikEisfabrik sind wieder da! Eine Band, die früher schon gern mal zwei Studioalben innerhalb eines Jahres vorlegte, bringt mit„ Life Below Zero “ein wahrlich umfangreiches neues Werk heraus. Knapp eineinhalb Stunden neues Material erstrecken sich über zwanzig Tracks und zwei Tonträger. Was das Verhältnis Preis-Leistung angeht, müssen sich die Fabrikanten jedenfalls nicht verstecken ein pickepackevolles musikalisches Paket.

Auf der Habenseite haben Eisfabrik allerdings nicht nur den großen Umfang ihres neuen Albums, sondern auch die generelle Fähigkeit, cool klingenden, gut gemachten Synthpop herzustellen. Diese grundsätzlich gegebene Qualität täuscht irgendwann allerdings nur bedingt darüber hinweg, dass der eine oder andere Song aus der neuen Eisfabrik-Platte erstaunlich vertraut klingt. Saving Shore erinnert melodisch stark an Schneemann, und auch Mirror, der Opener, erfindet das Rad nicht gerade neu. Ja, hier gibt es viel neue Kryothermalmusik aus der Eisfabrik, aber entsprechend des Bandnamens wirkt die Musik doch hier und da wie Fließbandarbeit. Doch warum etwas an der Wertschöpfungs- kette verändern, wenn sie doch so gut funktioniert? Insbesondere wenn der Sound etwas knalliger und technoider gerät, macht Eisfabrik einfach ordentlich Spaß. Der Future-Popper Wait For A Sign“ kombiniert ebendiese harten Beats und flippigen Synths mit mythischem Vocal Layering, und können somit die Kälte, die um diese Band schwebt, ideal in Musik bannen. Songs wie Choose“ und Aint Gonna Lie, die ordentlich klöppeln, funktionieren auch auf Album Nummer sechs. Auch sphärische Balladen, kombiniert mit Vocal Samples, wie Eisfabrik sie hier und da schon einmal genutzt haben, obwohl „Lost In The Endless Ice“ thematisch erwartbar wenig zum Oeuvre der Fabrik beiträgt. Energie greift das der Band ebenfalls altbekannte Thema der Roboter und Maschinen wieder auf, kommt allerdings um einiges träger daher als Maschinen“ vor einigen Jahren. Zu einem der Highlights gehört stattdessen die balladeskere Nummer One More Tale, die auch die erste CD beschließt. Auch der retro-artige, sperrige Industrial-Kopfnicker Alles still“ weiß durchaus zu über- zeugen.

Fazit: Der Serviervorschlag für Life Below Zero ist wohl: Auf Shuffle stellen und aufhören, wenn man genug Spaß hatte. Qualitativ gibt es keine Unterschiede zwischen den einzelnen Songs zu verzeichnen, man kann getrost mit jedem Song dieses Albums eine gute Zeit haben, die Produktion ist sehr ordentlich, hier sitzen Profis am Werk. Auf die Dauer kann der Genuss von „Life Below Zero“ an einem Stück allerdings ein wenig lähmend wirken, denn: Allzu oft hat man das Gefühl, Eisfabrik stagnierten auf ihrem zugegebenermaßen recht hohen Niveau. Die Kompositionen machen Spaß, schaffen eine gute Balance zwischen Tanzbarkeit und Atmosphäre. Aber ob es nun daran liegt, dass die Schemata der Songs immer dieselben sind, die Melodien häufig sehr ähnlich funktionieren oder Eisfabrik gern das eigene Werk zu zitieren scheinen – ab einem gewissen Punkt stellt sich das Gefühl ein, hier handle es sich weniger um ein Album mit rotem Faden, um den Eisfabrik sich in der Vergangenheit ja durchaus gern bemühten, und mehr um eine Produktionscharge mit vielen, vielen auf relativ ähnliche Größe zugeschnittenen Songs, gut bekömmlich, aber eben vom Fließband.

Tracklist:

01 Mirror
02 Saving Shore
03 Eins mit dem Wind
04 Wait For A Sign
05 Neurodämon
06 Lost In Endless Ice
07 7even Days Of Darkness
08 White Wings
09 Choose
10 Energie
11 Glück auf!
12 Lost Control
13 One More Tale
14 Life Below Zero
15 Ain’t Gonna Lie
16 Over And Done
17 Wages Of Sinn
18 Zeit und Meer
19 Wake Up!
20 Alles still

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Release: 25.05.2022
Genre: Electro / Future Pop
Label: Nocut

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