Im Interview mit Martin Engler und Katha Mia von Mono Inc.

MONO INC.Auch nach 20 Jahren zeigen MONO INC. nicht die geringste Erfolgsmüdigkeit. Nach dem grandiosen Erfolg von Welcome To Hell (2018) und dem Symphonic Live-Album (2019) sowie den dazugehörigen ausverkauften Tourneen sind die Dark Rocker noch lange nicht am Ende ihrer musikalischen Reise angekommen. Ganz im Gegenteil: Die 4 Nordlichter fügten im Januar 2020 mit The Book Of Fire ihr erstes Nummer-1-Album hinzu. Für den 27. November haben MONO INC. mit Melodies In Black’ eine Compilation, auf der sie alle ihre Balladen auf einem Doppelalbum zusammengetragen und zum Teil sogar komplett neu aufgenommen haben und die zusätzlich noch neuen brandneuen Song enthält angekündigt. Doch damit nicht genug: Bereits am 11. Dezember bringen die Hamburger noch eine exklusive Vinyl-Box The Sound Of The Raven auf den Markt.

Anlässlich der bevorstehenden Veröffentlichungen konnten wir Leadsänger und Mastermind Martin Engler und Schlagzeugerin Katha Mia für ein Interview gewinnen und einige Fragen stellen – aber lest selbst:

01. Mit Melodies In Black vereint ihr erstmals alle eure Balladen auf einer Scheibe. Wie kam es zu der Idee, gerade diesen Stücken diese besondere Beachtung zu geben?

Martin: Es passierte häufiger, wenn wir als Band im Tourbus abends nach gespielten Shows zusammensaßen, dass einer von uns einen Song nannte, der für sie/ihn persönlich total schön ist, aber von der Außenwelt gefühlt unterschätzt wird. Das haben wir uns dann immer damit erklärt, dass wir von den ersten Alben, bis zum Durchbruch 2012, ja auch nur sehr wenig verkauft haben. Ergo kennen die Leute die Songs einfach gar nicht. „Neue“ Fans haben vielleicht die letzten 3 oder 4 Alben, aber anstatt sich die ganzen alten Werke anzuschaffen, haben anscheinend viele, und wer will es ihnen verdenken, einfach Best Of Alben von den ersten 10 Jahren MONO INC. gekauft. Da sind aber, wie der Name schon sagt, nur die kommerziell erfolgreichsten Titel drauf. Und die Erfolgreichsten sind natürlich immer die Singles. Aber wenn es vielleicht pro Album im Schnitt 3-4 Singles gab, dann sind da immer noch 8, 9 oder 10 weitere Titel drauf, die nur nicht ausgekoppelt wurden, weil sie zB. Nicht „tanzbar“ für die Clubs waren – oder einfach zu lange Spieldauer hatten – oder ganz einfach auch zu düster, zu sehr „outstanding“ oder zu melancholisch, um als Single ein Album zu repräsentieren. Da sind also tonnenweise Tracks, die wir toll und berührend finden, aber die Menschen da draußen gar nicht kennen oder wahrgenommen haben, weil sie auf dem Album X im Jahre 200X Track 12 waren. Das fanden wir diesen Titeln gegenüber unfair und das wollten wir ändern. Viele davon haben es verdient, doch noch Gehör zu bekommen.

02. Scared ist ein neuer Song, den ihr für dieses Album aufgenommen habt. Als ich den Text gehört habe, konnte ich mir an vielen Stellen vorstellen, dass viele Leute das von dir geteilte Gefühl teilen: ein bisschen besorgt, ein bisschen allein, das Gefühl der Un- vollständigkeit und der Langeweile gibt es da diesen Bezug zu der aktuellen Situation, in der wir uns befinden?

Martin: Tatsächlich ist Scared schon etwas älter als COVID-19, aber das Gefühl von Macht- losigkeit, Frustration und daraus resultierendem Unmut ist natürlich dieser Tage extrem aktuell. Der Song hatte auf den letzten beiden Konzeptalben keinen Platz bekommen, weil er schon diesen tiefen Text hatte und nicht in die erzählten Geschichten gepasst hätte – aber nun schien der perfekte Zeitpunkt gekommen.

03. Einige eurer Balladen habt ihr für dieses Album auch neu aufgenommen. Wie habt ihr ausgewählt, welcher der Nummern ihr euch noch einmal annehmt?

Martin: Da haben wir nach Bauchgefühl entschieden. Die größte Herausforderung bei Remakes ist es ja, dass man trotz eines besseren Sounds auf gar keinen Fall den Spirit des Originals verlieren darf. Es gab da „heilige Kühe“, die wir lieber nicht anfassen wollten, weil sie perfekt sind, so wie sie sind – und dass, obwohl sie nicht perfekt sind oder perfekt klingen. Das klingt jetzt ein bisschen verrückt, aber ich rede hier über die Dinge, die man nicht hören, sondern nur fühlen kann.

Dann gab es aber auch die Songs, bei denen wir uns sicher waren, dass wir das mit unseren jetzigen Möglichkeiten und der momentanen Stimmung sogar noch eindringlicher rüber- bringen können. „Life Hates You“ ist da ein gutes Beispiel. Ein Song über Depressionen und der Message: das Leben ist manchmal einfach scheiße, egal wie sehr man sich versucht das alles schön zu reden. Es fiel mir noch nie so leicht diesen Song zu singen, wie im Herbst 2020.

04. Auch auf dem Album ist euer Song Kein Weg zu weit mit Joachim Witt, ein Song über häusliche Gewalt an Kindern, dessen bedrückende Geschichte ihr auch geteilt habt. Dieser Song hat nun leider wieder traurige Aktualität gewonnen mit dem Lockdown wird häusliche Gewalt wieder so ein großes Thema, dass statt der Kranken- nun die Frauenhäuser überlastet sind. Auf eurer Facebook-Seite habt ihr auch über die psychologischen Effekte des Lockdowns gesprochen. Können wir in diesem Zusam- menhang Melodies In Black als Ruhemoment betrachten, als Eskapismus oder als Antwort auf die generell angespannte Stimmung?

Katha: Als die Idee zu diesem Album geboren wurde, hätten wir uns nicht ausmalen können, wie sehr es im Veröffentlichungszeitraum in das aktuelle Geschehen passen würde. Melodies in Black lädt dazu ein, Gefühle zuzulassen und nicht zu verdrängen. Dementsprechend würde ich es als Ruhemoment sehen, um den Tränen und Emotionen freien Lauf zu lassen. Ich glaube die psychologischen Effekte des Lockdowns sind viel schwerwiegender, als sich viele Menschen aktuell vorstellen können. Wir leben in einer Welt, in der Gefühle oft unter- drückt, überspielt und benebelt werden. Ich glaube jeder hat schon mal eine Situation erlebt, in der er sich unglücklich und einsam gefühlt hat, und durch eine liebevolle Umarmung, Zeit mit Freunden, Ablenkung auf der Arbeit, ein tolles Konzert oder auch einen Kurzurlaub, wieder positiven Aufwind bekommen hat. Das fällt für viele Menschen aktuell weg und es entstehen in traurigen Momenten andere Bewältigungsmechanismen wie Süchte, Gewalt und psychische Erkrankungen. Das ist nicht absolut nicht geil und wird unsere Gesellschaft auf lange Zeit begleiten. Ich hoffe aus tiefstem Herzen, dass unser Album für einige Menschen ein Ventil sein kann, Ihre Emotionen zuzulassen und einfach mal hemmungslos zu weinen, denn es ist absolut okay traurig zu sein.

05. Gleichzeitig kam ja mit dem bereits erwähnten Kein Weg zu weit und dem dazuge- hörigen Album Nimmermehr“ die erste größere Welle öffentlicher Aufmerksamkeit selbst die Bild hat euch dazu einen Artikel gewidmet. Welche Reaktionen aus dieser Zeit sind euch besonders im Gedächtnis geblieben?

Katha: Oh, das war eine ganz neue Erfahrung für uns, denn mit dem ersten richtigen Erfolg, kommen natürlich auch die ersten richtigen Hater. Wenn Du plötzlich im Fernsehen zu sehen bist oder in der Bildzeitung, haben plötzlich ganz viele Menschen etwas zu sagen. Viele wissen mehr über Dich, als Du selber und Du wirst plötzlich ganz stark verglichen. Da einige von uns zur eher sensiblen Sorte Mensch gehören, war das etwas, womit wir erst mal lernen mussten umzugehen. Aber was viel schöner ist und wirklich wichtig, sind die ganzen Lieben Leute, die sich mit uns gefreut haben und bis heute mit uns freuen und, die der Grund für jeden Erfolg sind, den wir feiern dürfen, nämlich unsere MONO INC. Familie, bestehend aus unserem Team und unseren Fans. Wir sind alle eins und ohne Euch, wären wir nichts.

06. Mit The Book Of Fire habt ihr nicht nur musikalisch, sondern auch mit Blick auf die Zahlen (Glückwunsch an dieser Stelle nochmal zu Platz 1!) euren bisherigen Höhe- punkt ein neues Level erreicht, konntet zumindest auf der Bühne die Früchte dieses Erfolgs nicht wirklich auskosten. Wie habt ihr euch gefühlt, als eure Tour nahezu komplett verlegt werden musste?

Katha: Heute können wir das ganze natürlich mit Abstand schon viel ruhiger betrachten, aber an dem Tag im März, als wir gerade in den Bus steigen mussten und dann nicht losfuhren, war das echt bitter. Wir waren voller Energie und Tatendrang, hatten unfassbar viel Geld, Zeit und Kraft in die Vorbereitung dieser Tour gesteckt und wollten einfach nur mit unseren Fans unsere gemeinsame Nummer 1 feiern. Es hat sich ein bisschen so angefühlt, als hätte man für Olympia trainiert und wäre dann in dem Moment, wo es losgeht, eingesperrt worden. Ich freu mich drauf, wenn wir unser erfolgreichstes Album endlich alle gemeinsam zelebrieren können.

07. Besagtes The Book Of Fire ist ja erst Anfang des Jahres erschienen, aber ihr wart wie immer fleißig nicht nur erscheint die Balladen-Compilation, sondern demnächst auch ein opulentes Vinyl-Boxset, das eure gesamte Diskographie auf Schallplatte bein- haltet. Der The Sound Of The Raven-Box liegt neben euren bisher veröffentlichen Alben eine exklusive Bonus-Vinyl bei. Was gibts darauf zu hören?

Martin: Da gibt es jede Menge Raritäten und Songs, die es bislang nicht auf physischem Tonträger zu hören gab. Tracks, die es vor z. B. 10 Jahren mal Bonustrack zu Alben als Download gab, Songs von EPs, die nicht mehr nachproduziert werden usw. Material für Fans und Sammler eben, wobei die darauf befindlichen Tracks keinesfalls schwach sind. Diese Tracks entstanden zum Beispiel im Zyklus zwischen 2 Alben oder so – und standen dann zwischen den Stühlen. Songs, die es auf jeden Fall verdient haben, auch einmal richtig ver- öffentlicht zu werden.

08. Worauf dürfen sich die Fans freuen, wenn es im nächsten Jahr wieder auf Tour geht?

Martin: Ich möchte jetzt ja kein Spielverderber sein… aber glaubst Du bei der derzeitigen Entwicklung – und vor allem bei dem, wie sich die große Koalition diese Entwicklung zu Nutze macht, an eine Tournee 2021? Ich gehe derzeit davon aus, dass das vor der Bundestagswahl im Herbst 21 nichts werden wird. Und ich wäre froh, wenn ich mich täusche. Leider täuscht sich mein Bauchgefühl seit Jahren nicht mehr. Aber egal wann wir wieder spielen dürfen, wir werden es versuchen noch bewusster zu genießen als bisher. Schließlich könnte die nächste Pandemie schon in den Startlöchern stecken.

09. Und da wir euch ohnehin als Band mit beeindruckendem Tatendrang erlebt haben, was habt ihr noch so für Pläne für die nächste Zeit?

Martin: Ganz ehrlich? Irgendwie da durchkommen und überleben ohne durchzudrehen.

10. Noch irgendwelche letzten Worte an unsere Leser:innen?

Katha: Die Gesellschaft scheint sich aktuell mehr zu spalten, als je zuvor. Sogar in unserer toleranten Szene entsteht immer mehr Hass und Wut auf andere mit anderen Meinungen. Lasst uns versuchen einander mit Liebe und Toleranz zu begegnen. Aktuell mag das manch- mal schwierig wirken, aber ich glaube es ist der einzige Weg, um mit der momentanen Situation umzugehen. Wir haben alle unterschiedliche Ängste und Bedürfnisse, also lasst uns versuchen zusammenzuhalten und einander zuzuhören, um einander zu verstehen.

MONO INC. ‘The Book Of Fire’ Tour 2021
+ Special Guest: Manntra * / Lacrimas Profundere **

22.04.2021 Osnabrück, Rosenhof **
23.04.2021 Leipzig, Haus Auensee **
24.04.2021 Magdeburg, Factory **
29.04.2021 Hannover, Pavillon *
30.04.2021 Dresden, Alter Schlachthof **
01.05.2021 Rostock, Moya **
02.05.2021 Kiel, Pumpe **
06.05.2021 Bremen, Aladin **
07.05.2021 Hamburg, Sporthalle *
08.05.2021 Berlin, Columbiahalle *
12.05.2021 Erfurt, HSD **
13.05.2021 Braunschweig, Westand **
14.05.2021 Oberhausen, Turbinenhalle **
15.05.2021 Wiesbaden, Schlachthof *
19.05.2021 Stuttgart, Im Wizemann *
21.05.2021 Siegen, Kulturpur
22.05.2021 München, Backstage *
23.05.2021 Nürnberg, Löwensaal *
27.05.2021 Saarbrücken, Garage **
28.05.2021 Memmingen, Kaminwerk **
29.05.2021 CH-Pratteln, Z7 *

Tickets können an allen bekannten Vorverkaufsstellen, im MONO INC. – Shop sowie unter www.devilsatwork.de geordert werden.

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