Mono Inc. – Symphonic Live (CD-Kritik)

Mono Inc. stehen für opulenten Gothic Rock-Sound im Stil von The Sisters Of Mercy. Seit vielen Jahren begeistert die Band mit großartigen Songs wie „Voices Of Doom“ oder dem brillanten „Children Of The Dark“, das in Kollaboration mit den Szenegiganten Joachim Witt, Chris Harms und Thilo Wolff entstand. Auf ihrem aktuellen Studioalbum „Welcome To Hell“ präsentierte sich die Band dann bereits düsterer und dem Orchestralen durchaus zugewandt, während der geneigte Hörer musikalisch sowie inhaltlich auf eine Reise in die Zeit der Pest und Ratten eingeladen wurde. Das Studioalbum behandelte das Mittelalter, Leitmotiv war der Rabe, und der Titeltrack der Platte kam bereits mit fettem, klassisch angehauchtem Sound daher. Dem Album lag eine Bonus-CD bei, auf der Songs des Albums mit Piano und Streichern neu interpretiert wurden. Was ist also die logisch nächste Amtshandlung?

Na klar – eine Tour mit Orchester und ein dazugehöriges Livealbum. Und genau das findet sich auf der Platte „Symphonic Live“ wieder. Aufgezeichnet im ausverkauften Haus Auensee in Leipzig wird das Album von einer ruhigen Atmosphäre getragen. Die Songs werden nicht aufgebauscht, sondern angenehm träumerisch interpretiert, doch besonders in der zweiten Hälfte wird es auch ein bisschen zügiger, etwa beginnend bei „Get Some Sleep“. Die Songauswahl dürfte auch recht wenige Wünsche offen lassen. Auf etwa eineinhalb Stunden werden die größten Hits der Gruppe fabelhaft komprimiert.

Eröffnet wird der Konzertabend par excellence mit „Welcome To Hell“, verzichtend auf jegliche Perkussion breitet der Rabe seine Flügel aus und schickt die eine oder andere Gänsehaut über die Rücken der Konzertgänger und Albumhörer. Unmittelbar geht es mit einer der erfolgreichsten Mono Inc.-Singles weiter, dem wunderschönen „Kein Weg zu weit“ aus dem Album „Nimmermehr“ aus dem Jahre 2012. Seinerzeit war dieser Song der erste, auf dem man Martin Engler deutsch singen hörte. Und für die ersten Gehversuche in der Muttersprache kann man nicht anders, als festzustellen, dass dieser Song lyrisch absolut wunderschön ist. Schon in der Albumversion mit Joachim Witt als Duettpartner überzeugte die Nummer auf ganzer Linie, doch jetzt, mit herzerwärmenden Streichern und vom Klavier tropfenden, zarten Tönen garniert, bekommt die Nummer eine neue Tiefe und enorme Schönheit. „Schön“ ist ein enorm überstrapaziertes Wort für Symphonic- oder Klassik-Alben, aber es umfasst das Gefühl nun einmal relativ treffend. Und wenn man den fantastischen Song „If I Fail“ in der Version hört, wie sie hier vorliegt, kann man nicht anders, als die Augen zu schließen, sich dem Hörgenuss hinzugeben und sich einfach zu freuen. So ein toller Song so toll umgesetzt, was sollte es da zu meckern geben?

Gleichzeitig lädt das Album aber auch ein wenig zum Feiern ein. Der hymnische Charakter der „Gothic Queen“ kommt hier nochmal mit einer neuen Wucht daher, und diese Welle der orchestralen Brillanz sucht schon ihresgleichen. Das Fernweh und die Reiselust kommen in der Klassikversion von „Boatman“ aus dem der Seefahrt gewidmeten Album „Together ‘Till The End“ noch einmal dringlicher, intensiver und größer daher. Das Album steigert sich von einem träumerischen Einstieg bis hin zu den treibenden Gassenhauern der zweiten Hälfte. Allerallerspätestens bei „Arabia“ hält es keinen Leipziger mehr auf den Sitzen des extra für diesen Abend bestuhlten Hauses Auensee. Es wird geklatscht, laut mitgesungen, ein Höhepunkt des Albums sind auf jeden Fall die Fanchöre bei dem bereits erwähnten „Children Of The Dark“ und, selbstverständlich, dem Mega-Hit „Voices Of Doom“. Bildete dieser Song schon immer das Highlight der Mono-Konzerte, darf er natürlich auch hier auf gar keinen Fall fehlen – und das tut er auch nicht. Mit ordentlich Publikumspartizipation, Breite und Kraft wird dieses Kernstück, diese ultimative Symphonie der Band, zehn Minuten lang sowohl auf als auch vor der Bühne rechtmäßig gefeiert. Und auch hier zeigt sich, dass Streichinstrumenten manchmal doch die besseren E-Gitarren sind. Diese Version übertrifft fast die Genialität als die, die uns damals auf dem gleichnamigen Album geliefert wurde.

Zu seiner Konklusion kommt das Album mit einem weiteren Song von „Welcome To Hell“, der bereits auf dem Album einen nicht zu verachtenden Anteil an Streichern aufzuweisen hat: „Under A Coal Black Sun“. Es ist ein tolles Finale, das uns hier dargeboten wird. Gewohnt hymnisch, zum Mitträumen, gleichzeitig aber auch als ruhiger Rausschmeißer ideal, liefert er doch noch einmal einen Moment des Ausharrens nach dem hitgeprägten Feier-Teil des Konzerts. Dementsprechend schließt Martin den Song dann auch ab mit den Worten: „Under a coal black sun – bye bye“, und das Album schließt mit einem ekstatisch feiernden Publikum, dessen Jubeln und Klatschen langsam ausfadet.

Fazit: Wenig überraschend ist „Symphonic Live“ ziemlich geil geworden. Die ohnehin schon fantastischen Songs blühen unter Zuhilfenahme der, Zitat Band-Homepage, „fünf stygische[n] Streicher und ein[es] mystische[n] Pianist[en]“ auf fabelhafte Weise auf. Fans bekommen hier einen kleinen Edelstein fürs Plattenregal. Kurz kann man sagen: Geniale Setlist, genialer Sound, geniale Band.

Tracklist:

CD 1:

01 Welcome To Hell
02 Kein Weg Zu Weit
03 Long Live Death
04 If I Fail
05 Time To Go
06 Risk It All
07 Get Some Sleep

CD 2:

01 Symphony Of Pain
02 Funeral Song
03 Gothic Queen
04 In My Darkest Hours
05 Boatman
06 Forgiven
07 In My Heart
08 Arabia
09 Voices Of Doom
10 Children Of The Dark
11 Under A Coal Black Sun

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VÖ: 24.05.2019
Genre: Gothic Rock, Symphonic
Label: NoCut Entertainment

Mono Inc. im Web:

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