Auger – Insurgence (CD-Kritik)

AugerAuger laden zum Aufstand: Knapp ein Jahr nach „From Now On I“ steht mit „Insurgence“ der neue Longplayer der Briten in den wieder zugänglichen Ladenregalen und erfreut den Hörern mit einigen stark elektrisierten Knallern (der Titeltrack) oder auch melancholischen, fast goth-rockig anmutenden Melodien („Nothing Left“).

Songs wie „I Am Nothing“ verbinden Future-Pop-artige Synthies mit Gitarrenriffs und teils meditativ wirkendem Gesang. Auf diesen knapp fünfzig Minu- ten findet man hier viel Tanzbares, eine Menge schön eingängiger und schneller Drumrhythmen sowie träumerischen Synthesizern, aber auch viele rockige Einflüsse. Der Fokus liegt dabei stets auf der starken Melodie, so nimmt auch der Refrain von „November Angel“ den kurzen Weg vom Ohr ins Hirn mit einer gewissen Leichtigkeit.

Aufgelockert durch das Intro sowie zwei Interludes bleiben netto elf Vierminüter, die ihre Kraft niemals überstrapazieren und somit schön knackig daherkommen. „Hit The Lights“ ist ein exzellentes Beispiel, hier gerät die Stilmischung sehr gut. Kyle Wilson überzeugt hier vielleicht nicht durch die brillanteste Stimme, die je einer Kehle entwichen ist, besticht aber durch gute Gesangstechnik. Die Töne steuert er punktgenau an und vermag es, sobald sie erstmal getroffen sind, diese auch zu halten und ein sonores Vibrieren entstehen zu lassen. Wer ein Beispiel dafür hören möchte, schalte bitte „Who Can Help Me Now?“ an – und höre diesen Song auch bis zum Ende, denn der erzeugt einfach eine tolle Stimmung. Einerseits diese treibende Rhythmik, andererseits diese weite, melancholische Atmos- phäre.

An Hits spart dieses Album auf keinen Fall. Auger haben hier die eine oder andere veritable Hymne in Petto. Fast bedauert man es ein bisschen, dass hinter dieser sauguten Melodie von „You Are By Nature“ dieses fiese kleine Fingerspiel am Saiteninstrument verloren geht, dort am Übergang von der ersten Strophe zum Refrain. Aber das ist halb so wild, der Attitüde tut das keinen Abbruch. Trotzdem ist das für mich als großen Fan der härteren Gangart einer der Kritikpunkte. Zugunsten der Balance tritt die Gitarre hier manchmal fast ein bisschen in den Hintergrund. Eine verständliche Entscheidung, aber von mir aus hätte man die gerne noch ein bisschen aufdrehen können, auch auf die Gefahr hin, dass ich diese Review dann hier nur einhändig schreiben könnte, während meine linke Hand gen Himmel die Teufelshörner, hierzulande auch als Pommesgabel bekannt, zeigt. Doch an den eher synthpoppigen Seiten dieser Songs gibt es wenig auszusetzen: Die Arrangements sind sehr ordentlich, stark atmosphärisch, und besonders das Duett mit Imogen Evans, „Tell Me I’m Wrong“, zeigt uns Kyle Wilsons Fähigkeiten an den Tasten. Ganz abgesehen davon, wie gut die beiden Stimmen hier harmonieren, legt er hier auch noch eine der besten Gesangsperformances des ganzen Albums hin.

Sehr industrial-lastig wird es vor allem auf dem Closer „We Are Auger!“, der schon im Intro klar macht, was er vorhat: „We’re here to save your souls“, heißt es da, bevor es im Refrain ordentlich abgeht. Eindeutig ein Headbanger, gedacht für die Bühne. Zwar kontrastiert er ein wenig die Stimmung der restlichen Platte, die teils melancholisch, teils stark melodiös ausfiel, macht sich zum krönenden Abschluss aber mehr als vernünftig. Mit guter Laune und Nackenschmerzen endet dieses überzeugende Kapitel der Auger-Diskographie.

Fazit: Was soll man groß sagen? Nachdem „Insurgence“ einmal durchgelaufen ist, weiß man, dass man es hier mit einem guten Album zu tun hat. Mir persönlich kommt, abgesehen von „We Are Auger!“, der rockige/metallige Aspekt hier und da ein kleines bisschen zu kurz. Umso mehr erfreuen mich die Synth-Arrangements, mit denen hier definitiv geklotzt und nicht gekleckert wird: die klingen fantastisch. Und auch wenn es dann mal härter wird, wie auf dem bereits genannten letzten Track, funktioniert das. Aus ihren Fähigkeiten holen Auger eine ganze Menge raus und liefern 48 Minuten guter musika- lischer Unterhaltung mit ausgewogenem Sound. Wenn auch nicht ganz so bissig, wie der Titel es versprechen mag, wird man das Hören von „Insurgence“ wohl trotzdem alles andere als bereuen.

Tracklist:

01 Welcome
02 Insurgence
03 Nothing Left
04 I Am Nothing
05 November Angel
06 Hit The Lights
07 Letters To You (Interlude)
08 My Death
09 I Found Room (Waltz)
10 Who Can Help Me Now?
11 You Are By Nature
12 Tell Me I’m Wrong (feat. Imogen Evans)
13 Moments Too Soon (Interlude)
14 We Are Auger!

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VÖ: 15.05.2020
Genre: Synthrock
Label: Darktunes Music Group

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