Schlussakkord – Spiegelbild der Zeit (CD-Kritik)

SchlussakkordAls Anfang des Jahres die News verkündet wurde, dass die Thüringer Deutschrocker von Schlussakkord nun Teil der Rookies & Kings Familie sind, hat mein kleines Deutschrockherz große Freudensprünge gemacht. Eine der Bands, die man unbedingt auf dem Schirm haben sollte, die aber noch unter dem Radar fliegen sind endlich da, wo sie hingehören. Wenn es um ehrlichen und soliden Deutschrock geht, führt kein Weg an dem deutsch-italienischen Label vorbei und ähnlich verhält es sich auch bei den Jungs von Schlussakkord. Auch wenn es die Band schon seit über zehn Jahren gibt, hat es doch einige Jahre gedauert, bis in der Szene Fuß gefasst werden konnte und größere Touren und Festivals bespielt werden konnten. Jetzt wurde mit dem neuen Labelvertrag der nächste große Schritt getan und das neue Album Spiegelbild der Zeit auf den Markt gebracht.

Die 14 Track starke Platte wird eingeleitet mit einem etwas über einminütigem Intro, das mit „wooohooo“ Gesängen gekonnt auf das Album einstimmt und den Spannungsbogen geschickt spannt. Ansonsten passiert hier noch nicht viel. Richtig los geht es dann mit „Anti-Arschkriecher“. Der Beginn erinnert stark an „Mofagangster“ von Kärbholz, aber dann findet der Song schnell seinen eigenen Weg, und dieser Vergleich ist mit Sicherheit nicht negativ zu bewerten. „Anti-Arschkriecher“ zeigt schon deutlich die Richtung ins Spiegelbild der Zeit. Ehrliche Texte, in denen nicht geheuchelt wird, kein Blatt vor den Mund genommen wird und mit voller Kraft nach vorne geprescht wird. Generell lassen Schlussakkord kaum eine Verschnaufpause zu. Die Songs sind eingängig, mitsingfähig (oder eher mitgröhlfähig) und vielschichtig aufgebaut. Ob nun ein stimmiges Gitarrensolo oder klug gewählte mehrstimmig gesungene Textzeilen, hier wird das gesamte Repertoire gezeigt. Das alles aber ohne sich unnötig zu verkünsteln, sondern immer mit einem klaren Wiedererkennungswert. Natürlich gibt es auch einen Song, der den Fans gewidmet ist und dieser zeichnet sich durch ganz besonders starken Mitsingcharakter aus, was dem vermehrten „Woohooo“ geschuldet ist. „Wenn ihr mit uns singt“ ist eine Hommage an die Leute, die die Band dahin gebracht haben, wo sie jetzt stehen und eine wunderschöne Art und Weise Danke zu sagen. Wenn man genau auf die Texte hört, merkt man schnell, dass nicht nur Party gemacht wird, sondern dass auch aktuelle politische und gesellschaftliche Missstände thematisiert und vor allem auch kritisiert werden. Das beste Beispiel hier ist „Asche & Verderben“. „Bomben fallen […] Länder sterben“ ist eine gute Zusammen- fassung von dem, was wohl aktuell auf dieser Welt schief läuft. Ein paar wenige, ruhigere Töne bekommt man dann doch in „Siehst du die Sonne“. Ein typischer Mutmachersong, der direkt auf den ernsten Titel „Asche & Verderben“ folgt. So bleibt der Hörer nicht ganz so bedrückt und mit ein bisschen Hoffnung zurück. Klug gewählte Komposition. Für ein Album, das generell eher nach vorne treibt, ist der abschließende Track „Zeit“ noch mal totales Kontrastprogramm. Zu Beginn wird der Gesang lediglich von leisen Gitarrengezupfe begleitet, bis der Song im Refrain auf einmal an Emotion und Tiefe gewinnt. Hier hört man zu 100 % Herzblut und jeden Tropfen Schweiß, der in den Song gesteckt wurde. Ein grandioser Abschluss für den Langspieler mit einer tiefen Bedeutung. „Hör auf stillzu- stehen, hör auf zuzusehen, wie deine Tage Schritt für Schritt vergehen.“ Eine Aufforderung, die man sich wirklich vermehrt zu Herzen nehmen sollte.

Fazit: Hier kommt zusammen, was zusammen gehört. Der Zusammenschluss von Schluss- akkord und Rookies & Kings ist definitiv mit das Beste, was in 2020 bisher passiert ist (gut, das ist jetzt dieses Jahr auch nicht schwer, aber man muss die positiven Dinge sehen). Jetzt fehlt es nur noch an Kleinigkeiten, bis die Thüringer ganz oben mitspielen können. Ein bisschen mehr Power in der Instrumentierung und ein kleines bisschen mehr Finger- spitzengefühl in der Abmischung und man Deutschrock erster Güteklasse. Wenn es so weiter geht, dauert es nicht mehr lange und Schlussakkord werden in einem Atemzug mit den ganz Großen ihrer Szene genannt.

Tracklist:

01. Intro
02. Anti-Arschkriecher
03. Hölle oder Heiligenschein
04. Mit Flammen in den Augen, Pt. II
05. Wenn ihr mit uns singt
06. Wer ich war – Wer ich bin
07. Asche & Verderben
08. Siehst du die Sonne
09. Der tiefste Punkt
10. Im Herzen frei
11. Hebt das Glas
12. Fahnenmeer
13. Leben, leben lassen
14. Zeit

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Release: 05.06.2020
Genre: Deutschrock
Kabel: Rookies & Kings (Soulfood)

Schlussakkord im Web:

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