Zoodrake – Seven (CD-Kritik)

ZOODRAKEEin Jahr ist seit “Purified”, dem Debüt des 2019 gegründeten Projekts ZOODRAKE vergangen, da kommt die Band mit ihrem zweiten Album “Seven” wieder zurück. In die nach wie vor andauernden Turbulenzen der Pandemie, die schon das öffentliche Aufführen des Erstlings erschwerten bzw. unmög- lich machten, schießt die deutsche Band Ohrwürmer zwischen Synthpop und Rock, eine Kombi, die ordentlich groovt.

Mit der Single „The Success Of The Snake“ gehen ZOODRAKE bereits mitten ins Ohr. “We’re free – in chains”, singt Hilton Theissen da, und der Refrain reißt mit einigem Gothic-Rock-Flair ordentlich mit. Von hier an geht es hingegen direkt tief in die Dunkelheit: tiefe, lärmende, nach Computerausfällen klingende Synth-Töne treiben „Jackal Parade“ voran, das mit düsterem Klangbild und mystischer Stimmung überzeugt – und zeitgleich eine verschrobene, verzerrte Hymne im Refrain entfacht.

Zumindest soundtechnisch freundlicher wird es auf „Bleed Among Vamps“, das sich mit den neueren (und meiner Ansicht nach großartigen) De/Vision-Songs durchaus messen kann. Spaßige Melodien, große Klänge, gleichzeitig aber auch ein gewisses Retro-Flair. Doch das Wechselbad der Gefühle wechselt schließlich wieder schlagartig die Temperatur – auf einem fiesen, pechschwarzen und drückendem Beat singt Theissen gebetsartig dunkle Verse, es stampft und dröhnt aus allen Rohren, der fantastische Titeltrack „Seven“ ist ein Brecher, ganz großer Dark Pop voller ominöser Bilder und einem gesunden Maß an Numero- logie.

„Right Back“ kommt mit einem etwas simpleren, dafür aber umso eingängigerem Beat daher, und dieses kleine Riff, dass wir da zu hören bekommen, wird sich für die nächsten Tage in mein Ohr tackern – und das ist völlig in Ordnung, denn in all seiner Bittersüße und seinem zerbrechlichen Charme macht dieses Lied eine ganze Menge her. Auch „Nothing’s Wrong“ treibt in lieblicheren Gewässern, und erinnert hier und da fast ein wenig an The Cure, mit infektiösem und treibenden Refrain. Lieblich gesungen, voller Wärme und Stim- mung, mit gleichzeitig treibendem, tanzendem Beat, dürfte dieser Song wohl jedes Publikum in Ekstase versetzen.

So richtig auf die Tube hingegen drückt dann „Hit The Ground“. Diese aus der Tiefe hervor- gepressten Vocals, der stramme Rhythmus, die aus allen Kalibern feuernden Synthesizer kloppen echt alles zusammen, und es zwiebelt gemein-gewaltig in Richtung EBM, dass kein Fuß unbewegt bleibt. „New Oceans“ greift mit verwobenen Sounds und Tiefe weit in die Ferne, erzeugt enorme Spannung, einen tiefen Blick ins Unbekannte – “Sail away, we are starting out”. Fernweh, Ungewissheit, Rätselhaftigkeit – all das weiß diese Nummer einzu- fangen.

“Have you ever left the hive?” – Ein kleines Mantra auf Selbstbewusstsein und -bestimmung und Kreativität findet sich auf „Little Mantra“. Ein anspornender, ermutigender Song, der an den Hörer appelliert – und durch exzellente Komposition zudem nochmal auf Nummer sicher geht, dass man ihn auf jeden Fall im Ohr behält. Ein sehr erfreuliches Lied, das als vorletzte Anspielstation einen Durchatmer ermöglicht, ohne ein Durchhänger zu sein. Vom Mantra kommt das Album schließlich im Finale zum Choral – und „Chant“ hat es in sich. Atmosphärische Klänge tapezieren den Background wie auditive Nordlichter und eröffnen dem Gesang eine breite Fläche, bis die zweite Hälfte dann schließlich so dicht, groß und fesselnd wird, dass es fast schon Soundtrack-Charakter bekommt. Episch geht dieses Album zu Ende, ohne je den Spannungsbogen verloren zu haben.

Fazit: “Seven” ist ein Album, das absolut sattelfest, punktgenau und ausgereift daherkommt, sich keine Längen erlaubt und alles am richtigen Platz weiß. ZOODRAKE beliefern die Hörer- schaft mit einer großen Bandbreite und Einflüssen aus klassischem Synthpop, moderneren Rock- und teils fast schon Symphonic-Elementen, aber vor allem mit Melodien und einfach fabelhaft geschriebenen Songs. Diese Band weiß ganz genau, was sie tut, und es ist wunder- bar, ihnen dabei zuzuhören. “Seven” ist gleichermaßen düster und zugänglich, gleicher- maßen drückend und wunderschön, gleichermaßen tanzbar und mystisch. Hier gibt es kein überschüssiges Fett, das abzuschneiden wäre, alles sitzt, passt, wackelt und hat Luft. Eine Punktlandung.

Tracklist:

01 Success Of The Snake
02 Jackal Parade
03 Bleed Among Vamps
04 Seven
05 Right Back
06 Nothing’s Wrong
07 Hit The Ground
08 New Oceans
09 Little Mantra
10 Chant

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VÖ: 01.10.2021
Genre: Synthpop
Label: Elektrofish

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