The Other – Haunted (CD-Kritik)

THE OTHERDie Horrorpunks von The Other sind zurück. Haunted – so lautet der Titel des neuen Studiowerks, das am 12. Juni 2020 via Drakkar Entertainment das Licht der Welt erblickt. Das neue Werk wird als noch bedrohlicher, noch angsteinflößender und noch schrecklicher als alle bisher Dagewesene angekündigt. Die Monster, die Outsidern, Serienkillern, Phantomen, Nachtmahren und in verborgenen Laboren gezüchteten Kreaturen begegnen uns wieder, dieses Mal nur mit einem ganz anderen Ansatz, als noch in den Vorgängern. Sänger und Mastermind Rod Usher betitelt Haunted und seine Texte als bisher persönlichstes Album. Für ihn ist das Album die musikalische Therapie einer ziemlich heftigen Erfahrung und noch größeren Enttäuschung.

Mit 13 Songs wird ein vollwertiges Album präsentiert, das bereits ab den ersten Klängen überzeugen kann. Gekonnt und mit viel Spielfreude führen uns The Other durch ihr Horrorkabinett und erzählen die gruseligen Geschichten. Nur ganz so gruselig wie ange- kündigt klingt das gar nicht. Mit flottem 80er Jahre Punk, treibenden Rhythmen und ein wenig Experimentierfreude werden die Songs interpretiert und sind so absolut packend. Man erkennt klar den Stil von The Other, merkt aber auch, dass seit dem letzten Album Casket Case eine enorme Entwicklung gemacht wurde. Die Riffs wirken ausgereifter, die Abstimmung von Instrumentierung und Gesang ist nahezu immer auf den Punkt genau perfekt und die Texte sind leicht verständlich und gehen gut ins Ohr. Wie bereits schon mehrmals geschehen, zelebrieren die Musiker auch dieses Mal wieder einige Songs in ihrer Muttersprache deutsch. „Was uns zerstört“ und „Absolution“ können auf voller Linie überzeugen. Erstgenannter ist ein flotter Punksong mit vielen Mitsingpassagen, während „Absolution“ einen sehr politischen Charakter hat und dazu aufruft nicht blind hinter- herzulaufen, sondern sich den eigenen Verstand zu eigen zu machen. Klassischer Deutschrock mit eingängigen Rhythmen und viel Druck nach vorn. Was will man mehr? Vielleicht eine Ballade? – Dieser Wunsch bleibt leider verwehrt. Nicht mal annähernd werden die Ohren mit zarten und langsamen Klängen verwöhnt. Was aber auch bedeutet, dass es absolut keine Verschnaufpause gibt und jeder Song noch mehr als sein Vorgänger nach vorne prescht und dem Hörer die volle Breitseite an Melodie verpasst. Das gelingt im Gesamten absolut gut und wenn man das Album auf einen Rutsch durchhört, dann hat man auch nicht das Gefühl, dass eine Ballade fehlen würde, oder das Ganze (noch) besser gemacht hätte. Es scheint ja eine ungeschriebene Regel zu sein, dass auf jedem Rock/Pop/Punkalbum mindestens eine Ballade Platz finden muss, da ist die Einstellung von The Other dies einfach zu ignorieren, bewundernswert. Das nicht vorhanden sein eines ruhigen Songs tut dem Ganzen, wie gesagt, nicht schlecht, allerdings ist doch die Neugierde da, wie in der neuen ausgereiften Klangqualität und dem viel besser abgestimmten Zusam- menspiel ein ruhiger Track geklungen hätte. Vielleicht bekommt man dies dann in den nächsten Werken zu hören. Ansonsten bleibt zu diesem Langspieler nicht viel zu sagen, außer, dass er sofort ins Ohr geht und definitiv auf jeder Playlist Platz finden sollte. Durch ihren ganz eigenen Stil aus Horror, Punk und Rock‘n‘Roll passen The Other in keine Nische, haben aber das große Potential einer großen Masse zu gefallen, ohne sich aber dafür verbiegen zu müssen. Sie gehen weiter ihren Weg und lassen sich dabei nicht beirren.

Fazit: Auch wenn in meinen Augen Haunted bei Weiten nicht das bedrohlichste, angstein- flößendste oder schrecklichste Album von The Other ist, ist es in meinen Augen das bisher Beste. Es scheint, als sei endlich Ruhe eingekehrt und der Sound ist jetzt endlich ausgereift und erwachsen. Die musikalische Therapie scheint Früchte zu tragen, denn so gute Laune wie das Album (trotz seiner teils eigenwilligen Texte) verbreitet, ist großartig, besonders sympathisch macht die Band auch, dass sie Edgar Allan Poe als Inspiration nennen. Der unnachahmbare Schriftsteller würde sich sicher geehrt fühlen. Der nächste Schritt in der Bandgeschichte wurde gemacht und jetzt bleibt nur zu hoffen, dass The Other diesen Weg weitergehen.

Tracklist:

01. Mark of the Devil
02. We’re all Dead
03. Turn it Louder
04. Dead to You / Dead to Me
05. Was uns zerstört
06. On my Skin
07. 1408 & 217
08. Vampire Girl
09. Absolution
10. Fading Away
11. Creepy Crawling
12. To Hell and Back
13. The Silence after the first Snow

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Release: 12.06.2020
Genre: Horrorpunk
Label: Drakkar Entertainment

The Other im Web:

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