The Other – Casket Case (CD-Review)

The Other – eine Band, die in den letzten Jahren mit extrem vielen Besetzungswechseln von sich reden gemacht haben, sind jetzt wieder mit einem neuen Album zurück. Casket Case erscheint am 20.10.17 via Drakkar Records. Der Pressetext spricht hier von 16 neue Geschichten aus der Gruft, stilecht und messerscharf serviert von Deutschlands führendem Horrorpunk-Kuriositätenkabinett, massiv legiert in Waldemar Sorychtas Studio und ausgespien von einer Band, die noch vor zwei Jahren kurz vor dem Exitus stand. Ob die fünf Musiker um Sänger Rod Usher an vorherige Erfolge anknüpfen können, wird sich bald zeigen. Pünktlich zum Release des Langspielers starten die Horrorpunker auch ihre Deutschlandtour, die durch insgesamt 12 Städte führen wird.

Mit „A Party at Christal Lake“ startet der Silberling sehr melodisch, bevor Gitarren und Schlagzeug mit schnellem Rhythmus einsetzen. Ein Song, der vor allem mit seinem überaus ohrwurmgeeigneten Refrain aufwartet und Lust auf mehr macht. Große Überraschungen bleiben jedoch im ersten Track aus. Allerdings macht eine sehr schöne Bridge mit einem klangvollen Gitarrensolo und echobehafteten Gesang das wieder weg. Es folgt die zweite Auskopplung „She’s a Ghost“, die fast mit dem gleichen Tempo beginnt, allerdings mit längerem instrumentalen Intro. Mit Einsatz des Gesangs wird etwas Tempo aus dem Song genommen, der Gesang ist aber so stark, dass das kaum auffällt. Punkig wird es bei „Counting the Flies“, anfangs mehr geschrien als gesungen ist der Song sehr mitreisend und vor allem im Refrain sehr flott. Das Grundtempo wird wieder erhöht und der Song eignet sich hervorragend zum Mitgrölen. Mit einem direkten gesanglichen Einstieg prä- sentiert sich die dritte Auskopplung „Dead.And.Gone“. Bei diesem Track wird der Hörer von Anfang an mitgerissen und trotz des wieder etwas verringerten Tempos sofort abholt. Grund dafür ist die klassisch-rockige Instrumentalbegleitung, die zwar sehr voraussehbar aber dennoch sehr eingängig ist. Etwas punkiger wird es wieder bei „Morgen ohne Grauen“. Wie der Titel schon verrät, ist hier der Text auf Deutsch gehalten. Tatsächlich muss man aber schon sehr genau hinhören, um diesen auch zu verstehen. Durch viele „Ohoos“ ist der Song aber zumindest partiell super zum Mitsingen geeignet, auch wenn man den Großteil nicht versteht. Abgesehen davon musikalisch sehr klassisch und stim- mungsvoll gehalten. „Faith and the Fallen“ wartet wieder mit einem etwas längeren gitarrenlastigen Intro auf und erinnert dann mit einsetzten des Gesangs teilweise an Bands wie Sabaton oder Hammerfall. Klingt komisch, ist aber so, und ist gar nicht mal so schlecht. „Till Death us Part“ beginnt sehr langsam und ruhig und outet sich als erste Ballade des Albums. Auch das können die Jungs von The Other sehr gut. Mit einem starken musikali- schen Anstieg zum Refrain kommt tatsächlich ein bisschen so etwas wie Gänsehaut- stimmung auf. Sowohl gesanglich als auch instrumental eine absolute Spitzenleistung. Auch „Little Black Riding Hood“ geht direkt wie bei „Dead.And.Gone“ mit einem gesangli- chen Einstieg los und ist wieder eine deutliche Temposteigerung. Der Refrain wirkt anfangs etwas asynchron und unstrukturiert, beim mehrmaligen Hören gewöhnt man sich aber schnell daran und kann dies sogar als positiv einordnen. Mit „Not My Usual Self“ folgt eine rockige Nummer, die das Tempo des Vorgängers hält, allerdings deutlich harmonischer und gitarrenlastiger ist. Ansonsten ein Song der vor allem gesanglich etwas Abwechslung bietet und damit aufwarten kann. Bei „A Heart Is Mysterious“ steht der Gesang anfangs stark im Vordergrund und wird dann von den Instrumenten schön aufgefangen. Es geht flott nach vorne und geschickt gesetzte Rhythmuswechsel sorgen für eine schöne Stimmung und einige musikalische Überraschungen. Unbedingt zu erwähnen ist hier ein klasse Gitarrensolo. „End of Days“ ist die erste Singleauskopplung des Albums und etwas ruhiger als der Durchschnitt. Dafür steht hier der Gesang deutlich im Vordergrund und zieht den Hörer in seinen Bann. Sehr eindrucksvoll leitet Rob Usher mit seiner einnehm- enden Stimme durch den Song und eine sehr alternativ anmutende Bridge setzt das Pünktchen auf dem i. Deutlich flotter wird es wieder in „The Horror of It All“. Hier setzt Schlagzeuger Dr. Caligari deutlich die erkenntlichsten Akzente in dem Track. Aber auch gesanglich werden Akzente gesetzt, die definitiv mehr als hörenswert sind. „X-Ray Eyes“ ist irgendwie so ganz anders als alle Songs davor. Ruhiger, aber nicht langsamer, rockiger, aber nicht Mainstream. Sehr schwer diesen Song einzuordnen, allerdings ist er mehr als gut. Vielleicht sogar der bisher stärkste Song dieses Albums. „Pray for Your Soul“ ist vor allem gesanglich etwas flotter und abwechslungsreich unterwegs, was die positive Stim- mung vom Vorgängersong aufnimmt und auch ähnlich weiter verbreitet. Der folgende Track hört auf den Namen „Werewolf of Bedburg“ und ist stimmungstechnisch deutlich düsterer als das davor gehörte. Gesanglich sehr stark und imposant wird hier zwar langsam aber eindrucksvoll Stimmung verbreitet. Kann man definitiv gut hören. Der letzte Track des Langspielers „What It’s Like to Be a Monster“ beginnt langsam aber treibend und könnte musikalisch gesehen auch gut in einen Westernfilm passen. Zum Abschluss eine ruhigere Nummer, die wieder anders ist, als die 15 Tracks die man davor gehört hat. Zum Ende gönnen uns The Other also noch einmal eine starke Überraschung.

Fazit: Ein gutes, solides Album, das die fünf Jungs hier abgeliefert haben. Eine gelungene Mischung aus klassischen Songs und der einen oder anderen extravaganten Überra- schung. Kann man super hören, geht ins Ohr und nicht auf die Nerven. Der Pressetext kündigt dieses Werk als bisher stärkstes Album der Band an und das kann man auch ge- trost so unterschreiben. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass auch Ruhe in die Besetzungspolitik der Band kehrt und in der aktuellen Besetzung noch viele Jahre für solch musikalische anspruchsvolle Werke gesorgt wird.

Tracklist:

01 A Party at Crystal Lake
02 She’s a Ghost
03 Counting the Flies
04 Dead.And.Gone
05 Morgen ohne Grauen
06 Faith and the Fallen
07 Till Death Do Us Part
08 Little Black Riding Hood
09 Not My Usual Self
10 A Heart Is Mysterious
11 End of Days
12 The Horror of It All
13 X-Ray Eyes
14 Pray for Your Soul
15 Werewolf of Bedburg
16 What It’s Like to Be a Monster

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VÖ: 20.10.2017
Genre: Horrorpunk
Label: Drakkar Records

The Other im Web:

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