Hämatom – Maskenball-Live (CD-Kritik)

HämatomErst letztes Jahr haben Hämatom ihr siebtes Studioalbum Maskenball veröffentlicht. Drei Wochen konnte es sich in den Top 10 der Album-Charts halten und kam damit nicht ganz an den Vorgänger Bestie der Freiheit heran. Man muss die Feste aber feiern wie sie fallen und so wurde das 15-jährige Bandbestehen auf dem Höhepunkt der Maskenball-Tour gefeiert. Das spektakuläre Amphitheater in Gelsenkirchen bot die perfekte Location, um das ihr erstes Livealbum aufzunehmen.

Maskenball-Live ist kein kompletter Konzertmitschnitt, sondern mehr ein Best-of. 15 Tracks befinden sich auf dem Album. Man hört wenig Small Talk und Gelaber, sondern es wird sich auf das konzentriert, was wichtig ist. Gute Musik! Hämatom sind in meinen Augen eine Band, die anpassbar ist wie kaum eine andere. Sie schaffen es immer, sich auf ihr Publikum einzulassen und sich entsprechend ihrer Zielgruppe zu reagieren. Als ich sie vor einigen Jahren am M‘era Luna gesehen hatte, haben sie einen Gang runter geschaltet, klangen melodischer und haben es so geschafft, die Gruftis zu begeistern. Nur etwas später auf Festivals wie Wacken oder dem Summerbreeze, wo doch eine härtere Ziel- gruppe unterwegs ist, klangen sie um einiges mächtiger, tiefer und mit deutlich mehr Intensität vor allem im Gesang und dem Volumen des Schlagzeugs. Jetzt könnte man denken, auf der eigenen Tour pendelt sich das irgendwo in der Mitte ein, aber nein – das Quartett gibt Vollgas. Mit aller Kraft, einer unfassbaren musikalischen Tiefe und intensiven Solos wird jeder Song zelebriert. Bereits der Opener „Anti Alles“ vom Maskenball-Album gibt die Richtung klar und deutlich an. Die Stimmbänder werden nicht geschont! Das gilt sowohl für Sänger Nord, als auch für das Publikum. Immer wieder hört man die Menge im Hintergrund mitgröhlen oder ganze Strophen singen. Das vermittelt auf beeindruckende Weise das Gefühl, dass man mittendrin statt nur dabei wäre. Man kann hören, dass sich die Stimmung im Publikum durchgehend am Höhepunkt befindet. Vor allem bei Klassikern, wie zum Beispiel „Alte Liebe rostet nicht“ bekommt man immer wieder Gänsehaut, wenn man hört, mit welcher Energie das Publikum hinter der Band steht. Ähnlich fühlt man sich auch bei „Wir sind keine Band“. Ein Song, dessen Text eh schon sehr emotional und auf Zusammenhalt gepolt ist, schafft es, live noch einmal viel intensiver zu wirken, als auf Platte. Es kommt zu keiner Zeit der Aufnahme auch nur zu einer kurzen Verschnaufpause. Die Auswahl der Songs ist sehr durchdacht. Zu den Hits von Maskenball kommen grandiose alte Klassiker, die auf keinem Hämatomkonzert fehlen dürfen, die zwei Cover- versionen „I Want It All“ und „Kids“, sowie als Abschluss das 2005 produzierte Urgestein „Butzemann“. Ein grandioser Querschnitt durch 15 Jahre Bandbestehen, bei dem man ausnahmslos jede Sekunde genießen kann. Besonders schön finde ich, dass jedem Musiker immer genug Raum geboten wird sich voll auszuleben. Egal ob ein lang gezogenes Gitarrensolo, wummernde Drums, oder aber auch schöne Bassläufe, die den Rhythmus definieren. Ein rundum gelungenes Gesamtkonzept, bei dem fast jeder Song voll über- zeugen kann. Fast? Ja. In meinen Ohren gibt es eine Ausnahme. „Schau Sie spielen Krieg“ kann im Original durch den Kinderchor eine ganz besondere, irgendwie groteske und makabere Stimmung erzeugen. Live übernimmt den Part des Kinderchors allerdings Heidi Schütz von der schwäbischen Band Fernando Express. Das macht sie sicherlich gut und beweist ihr Talent, allerdings geht der Effekt, der in der Studioversion erzeugt wird vollends verloren. Das hätte man vielleicht anders lösen können. Aber ein kleiner Wermutstropfen ist locker verkraftbar.

Fazit: Maskenball-Live ist das beste Geburtstagsgeschenk, das sich die Band selbst machen konnte. Die Stimmung in der Halle wurde perfekt eingefangen, das Publikum bekommt den Raum, den es sich verdient hat, und man hört und spürt, dass Hämatom an diesem Abend mit vollem Herzblut dabei war. Zusammengefasst die perfekte Mischung für ein Livealbum.

Tracklist:

01. Anti Alles (Live beim Maskenball 2019)
02. Mein Leben, meine Regeln (Live beim Maskenball 2019)
03. Wir sind keine Band (Live beim Maskenball 2019)
04. Ich hasse dich zu lieben (Live beim Maskenball 2019)
05. Fick das System (Live beim Maskenball 2019)
06. Schau, sie spielen Krieg (+ Fernando Express) (Live beim Maskenball 2019)
07. Lichterloh (Live beim Maskenball 2019)
08. Mörder (Live beim Maskenball 2019)
09. Eva (Live beim Maskenball 2019)
10. Kids (2 Finger an den Kopf) (Live beim Maskenball 2019)
11. Lange nicht perfekt (Live beim Maskenball 2019)
12. I Want It All (Live beim Maskenball 2019)
13. Alte Liebe rostet nicht (Live beim Maskenball 2019)
14. Wir sind Gott (Live beim Maskenball 2019)
15. Butzemann (Live beim Maskenball 2019)

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Release: 06.03.2020
Genre: NDH, Metal
Label: Columbia d (Sony Music)

Hämatom im Web:

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