Hämatom – Maskenball (CD-Kritik)

Nur etwas über ein Jahr nach ihrem bisher erfolgreichsten Album Bestie der Freiheit legen HÄMATOM aus Franken schon wieder mit einem neuen Longplayer nach. Bestie der Freiheit wurde hoch gelobt und von Kritikern gefeiert. Das Nachfolgewerk hat es also schwer, denn es muss in meinen Augen HÄMATOM von der Klippe holen, auf der die Band aktuell steht. Mit Maskenball kommt nun also pünktlich zum 15-jährigen Jubiläum ein 16 Track umfass- endes Album auf den Markt, dass auf die verschiedensten Arten ordentlich etwas zu bieten hat.

Gewohnt stark und rockig präsentieren sich die Deutschrocker schon zu Beginn und legen mit „Wir Sind Keine Band“ ein klares Statement ab. Nach 15 Jahren gemeinsamer Bandge- schichte, nach 15 Jahren Maskenball, ist man keine Band mehr, man ist bereits eine Familie. Sehr schön gesagt und beeindruckend musikalisch wiedergegeben. Aber nicht nur mit ihren eigenen Texten können die vier Vollblutmusiker überzeugen, sondern unter anderem auch, mit einer überraschend gut gelungenen Coverversion. Als ich gelesen hab, dass HÄMATOM den QueenKlassiker „I Want It All“ covern, musste ich erst schlucken und konnte mir nicht so wirklich etwas darunter vorstellen. Und das was ich mir vorgestellt habe, konnte mich in keiner Weise überzeugen. Aber dann, Holla die Waldfee, leck mich am Arsch, was sie hier geleistet haben, ist mehr als beeindruckend. Hart und kratzig liefern sie den Song in einer flotten Version ab, die sich zwar deutlich vom Original unterscheidet, ihm dabei aber treu bleibt. Meinen Respekt, ich bin nicht nur positiv überrascht, ich bin beeindruckt. Dass man nach 15 Jahren nicht alleine feiert ist wohl vollkommen klar, so ist unter anderem Eisbrecher Sänger Alex Wesselsky bei „Da Da Da Ich Lieb Dich Nicht Du Liebst Mich Nicht Aha Aha Aha“ dabei. Genauso verrückt wie der Titel ist auch der Song, aber das ist hier definitiv kein schlechtes Zeichen, denn der Song ist mehr als eingängig und unterhaltsam. Aber auch von Ihrer emotionalen Seite können sich die harten Rocker zeigen. Mit „Engel Lügen Doch“ treffen sie mitten ins Herz und spielen mit unfassbarer Emotionalität einen Song, der es so was von verdient hat gehört zu werden, da er ver- dammt viele wichtige Themen anspricht und vereint. Nicht nur Queen bekommen die Ehre, ein großartiges Cover verpasst zu bekommen, auch die Twenty One Pilots liefen eine Songvorlage. Ihr wohl bekanntester Hit „Stressed Out“ wird auf hervorragende Weise neu interpretiert. Die Interpretation von Rag‘n‘Bone Mans „Human“ find ich weniger ge- lungen, aber es ist beeindruckend, welch ein breites Spektrum die Musiker abdecken können und diesen Songs ihren eigenen Touch verleihen können. Bei „Boom Boom Boom“ hatte ich schon Angst vor einem Vengaboys Cover, aber es war dann doch der Hit von K.I.Z., der hier als Vorlage diente. Ob das jetzt besser ist als Vengaboys? Das darf jeder selbst entscheiden. Das Album kann noch mit weiteren Coverversionen aufwarten, die gemischt mit neuen Hits und Neuinterpretationen bekannter Hits ein buntes Potpourri an Songs aufweisen, das tatsächlich mehr als überzeugen kann.

Fazit: Bestie der Freiheit war das bisher erfolgreichste Album von HÄMATOM. Jetzt mit Maskenball schaffen die Franken meiner Meinung nach ein Werk, das weit über Bestie der Freiheit hinausragen wird. Deutlich härter und mehr gesättigt klingen die Riffs, das Schlagzeug mit mehr Wucht und getragen vom Bass gehen die Songs eingängig und gut ins Ohr, können aber neben ihrer Eingängigkeit auch mit musikalischer Komplexität auf- warten. Dass sie zusätzlich noch 90 % der Coverversionen auf so überraschende Art neu interpretieren ist auf jeden Fall auch größten Respekt wert. Ich hatte HÄMATOM schon etwas aus den Augen verloren, aber mit Maskenball haben sie mich wieder eingefangen.

Tracklist:

01 Wir sind keine Band
02 I Want It All (feat. Hansi Kürsch)
03 Da Da Da Ich Lieb Dich Nicht Du Liebst Mich Nicht Aha Aha Aha (feat. Alex Wesselsky)
04 Engel Lügen Doch
05 Anti Alles
06 Stressed Out
07 Bleib In Der Schule
08 Alte Liebe Rostet Nicht (feat. Micha Rhein) Akustik Version
09 Scheiße Aber Glücklich
10 Human
11 Boom Boom Boom
12 Teufelsweib
13 Blut Für Blut
14 Ser Na System (feat. Dymytry)
15 Freiheit
16 Unsterblichkeit

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Release: 30.08.2019
Genre: NDH, Metal
Label: Columbia d (Sony Music)

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