Far Beyond Nothing – Afterlife (EP-Kritik)

Far Beyond NothingAls Lichtenberger Original freut es mich jedes Mal außerordentlich, wenn dieser kleine oft (und leider teils mit Recht) ignorierte Bezirk neue Musiker hervorbringt. Noch dazu, wenn ebendiese Musiker ihre düstere, schwere Klaviatur so gut beherrschen wie Far Beyond Nothing.

Mit ihrer Debüt-EP „Afterlife“ kreieren die Berliner einen zwanzig- minütigen, atmosphärisch lobenswert konsistenten Einstand vor, außerordentlich gut produziert, wuchtig und schwermütig. Von Zurückgelassenheit, Unzulänglichkeit, Distanz und dem persönlichem Niedergang („I’m miles away through a sky full of stars / Heaven awaits, they say“) erzählt dieses Mini-Album auf einem Niveau, das von großer kreativer Energie und vor allem einem fantastischen Zusammenspiel der Band zeugt. Der Stimm- geber Marcus bietet mit seiner warmen, einem Stefan „Snöt“ Fehling in puncto Emotio- nalität und Tonbildung nicht unähnliche Stimme, die passenden Vocals zu diesen breiten, Tiefe und Finsternis ausdrückenden Instrumentals.

„Headlights“ präsentiert sich mit Post-Punk-Bass und warmen Synthesizern, die den melodischen Riffs Tiefe verleihen. Besungen wird die Distanzierung von einem Menschen, der den Protagonisten zurückgelassen hat. („[…] like a deer in the headlights“) Der Titeltrack wiederum beleuchtet die Perspektive eines neuen Aufeinandertreffens, ein Blick in Richtung Freiheit, wie ein Aufstieg mit wiederum ausgesprochen schöner Instrumen- tierung heißt es hier: „Forget the chains that bind us“. Ein schönes Solo, das sich in die Stimmung des Songs, dem Duft nach Ferne, dem Alleinsein und der damit einhergehenden Unabhängigkeit, das angenehme Abseitsstehen, ideal einreiht.

Auf „Free Fall“ begegnet dem Hörer ein wiederum verführerisch hymnischer und viel- schichtiger Song, der unter anderem die inneren Dämonen behandelt. Das auf dieser EP vorherrschende gedrosselte Tempo schafft im Zusammenhang mit den tollen Harmonien, der Verbindung von schweren Gitarren und den Ambient-Synths eine großartige Ver- bindung. Am deutlichsten wird dies jedoch auf der Single „Eleven“, der mit großer Epik und hymnisch anmutendem Refrain diese EP monumental zu beschließen weiß. Echoende Pianoklänge, der auf diesem Track besonders ausgeprägte, fast schon symphonische Unterbau, sowie die Größe, mit der dieser Song ankommt, zusammen mit den im letzten Drittel verspielten Einschüben seitens der Drums und dem Treiben des Basses sorgen für ein begeisterndes Gesamtbild. Es wird klar: Far Beyond Nothing heben sich den besten Song dieses mehr als ordentlichen Quartetts bis zum Schluss auf. Und mit Zeilen wie „I tried to change the world on my own“ mutet dieser Song fast schon tagesaktuell an. Noch passender: Wie ein Stück, das im dritten Akt eines apokalyptischen Films spielt, während der Hauptcharakter vor den Trümmern steht.

Fazit: Stimmungsvoll, intensiv und mit großer Kraft kommen Far Beyond Nothing daher. Die Songs, die sowohl wunderschön als auch von Dunkelheit durchzogen sind, zeichnen sich durch ihre Vielschichtigkeit, ihren teils epochalen Charakter und den Reminiszenzen an Jahrzehnten des Gothic Rocks aus, ohne dabei ihre Modernität und ihr trotz der Düsternis warm und hell scheinendes Licht zu verlieren. Als Debütwerk einer unabhängigen Band wirken die Klarheit der Produktion, die Detailverliebtheit der einzelnen Songs und das ausgereifte Gesamtbild nur noch beeindruckender. Durchweg überzeugend und auf jeden Fall hörenswert.

Tracklist:

01 Headlights
02 Afterlife
03 Free Fall
04 Eleven

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Release: 13.03.2020
Genre: Dark Rock
Label: Far Beyond Nothing/Spinnup

Far Beyond Nothing im Web:

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