Drunken Swallows – Chaospoesie (CD-Kritik)

Drunken Swallows – allein der Bandname ist ganz großes Kino und sorgt für große Begeisterung. Klingt zwar ein bisschen nach Piratenrock, entpuppt sich aber schnell als ehrlicher Deutschrock mit einer gehörigen Portion Punkrock. So weit, so gut. Das neue Album der vier Holsteiner hört auf den wunderschönen, klang- vollen Namen „Chaospoesie“ und erscheint am 21.09. Langsam aber stetig kämpft sich das Quartett nach oben und in aller Munde. Nach Support-Shows für die Deutschrocker von Unantastbar folgte 2017 die erste Headliner Tour für die 2009 gegründete Band. Auch größere Hallen und Festivals wurden bespielt, wie beispielsweise, das With Full Force Festival 2018. Pünktlich nach Release geht es dann auch sofort auf große Chaospoesie Headliner Tour durch Deutschland.

Insgesamt 12 Songs umfasst das Album, welches mit einem Intro eingeleitet wird. In 45 Sekunden hören wir Rotorengeräusche, aufgebrachte Menschenmassen und nervtötende Sirenen. Der Übergang zum ersten Song und Titeltrack „Chaospoesie“ ist ziemlich abrupt, aber dennoch relativ flüssig und gut zu hören. Dominate Gitarrenklänge leiten ein und steigern sich bis zum einsetzten von Schlagzeug und Gesang. Die Drunken Swallows zeigen sich von Beginn an kritisch und hinterfragen das aktuelle politische Geschehen. Die vielen Tempowechsel im Gesang sind hier sehr gelungen und können auf ganzer Linie über- zeugen. Auch im folgenden Track „Ich lass mich fallen“ dominieren zu Beginn die Gitarren. Harte Schlagzeugklänge treffen auf flotten Gesang und reißen von der ersten bis zur letzten Sekunde mit. Kann man definitiv auch mehrmals hören, ohne, dass es langweilig werden würde. „Feuer mit Feuer“ beginnt mit markanten Gitarrensound und klingt zu Beginn fast schon ein bisschen nach Wildwestsoundtrack. Allerdings nur instrumental – textlich wird der Finger ganz tief in die Wunde gedrückt und die traurige Wahrheit ungeschönt ausgesprochen. Ein schönes Beispiel: „Es ist kaum noch eine Meldung wert, es ist schon längst nichts Neues mehr, dass 100 Zivilisten starben, nicht weit entfernt vom Schützengraben.“ Zum Refrain nimmt der Druck der Instrumente deutlich zu, das Tempo zieht an und das Schlagzeug drängt sich in den Vordergrund. Nach dem zweiten Refrain werden kurze Ausschnitte aus aktuellen Nachrichtensendungen eingebunden, die die Dramaturgie des gesungen noch verstärken. In „Vielleicht für immer“ ist das Thema etwas weniger dramatisch und deutlich positiver eingestellt. Zusammenhalt, gemeinsame Zeit, immer wieder aufstehen und am Ende wird alles gut. Eine schöne Botschaft untermalt von rotzigem Gitarrensound, der durch ein schönes Solo abgerundet wird. Mit sofortigem gesanglichen Einstieg wird man förmlich in „Die schönsten Geschichten“ hineingerissen. Eine Hymne an das Leben und die schönsten Momente. Von der Melodie und dem Rhythmus her ein absoluter Gute-Laune-Song, bei dem es schwerfällt ruhig zu sitzen. „Ich tu’s für Dich“ ist ein wunderschöner Song über eine Liebe, die einfach nicht mehr funktioniert mag. Sich gegenseitig gehen zu lassen, um sein Leben weiter Leben zu können, auch wenn es im ersten Moment wehtut. Ein Thema, das oft von den unterschiedlichsten Bands aus allen Genres behandelt wurde und auch immer wieder Thema sein wird, aber die Interpretation von Drunken Swallows gehört doch deutlich zu meinen Favoriten. In „Wo stehst Du“ wird ein ganz klares Statement gegen den aktuellen politischen Umschwung gesetzt, ein Zeichen gegen rechte Hetze, für Toleranz und Nächstenliebe. Ein Aufruf seinen Verstand zu nutzen und sich den Folgen seines Handeln bewusst zu sein. Ziemlich flott, fast schon hektisch, und mit voller Kraft voraus geht es in „Keine Zeit für irgendwann“ zur Sache. Ein Aufruf jede Sekunde, jeden Moment zu leben und zu genießen. Definitiv ein treibender Song, der kurze ruhige Passagen hat, die auch bitte nötig sind, ansonsten würde man vom hektischen Grundtempo und dem schnellen Gesang überrollt werden. „Weiter als der Horizont“ ist jetzt wirklich kein musikalisches Meisterwerk, aber definitiv bestens zum Mitgrölen und feiern geeignet. So wird das letzte Viertel des Albums eingeleitet und mit „Sie kriegen uns nicht“ gibt es auch wieder einen kleinen qualitativen Aufschwung. Purer Rock, kratzige Gitarren und ein bisschen kratzt das Thema des Songs an der Story vom Gangsterpaar „Bonnie und Clyde“. Mit akustischer Gitarre und klarem Gesang startet der letzte Song „Über den Dächern“. Der Song steigert sich langsam, bis zu einem gewissen Punkt, dass man ihn trotz des teilweise flotteren Tempos doch noch als ruhig bezeichnen würde. Thematisch als auch musikalisch ein sehr schöner Abschluss von Chaospoesie.

Fazit: Ein rundum solides Album, mit Ecken und Kanten. Ehrlich, direkt und ungeschönt. Es ist nicht perfekt – vor allem die kratzige Stimme von Sänger Frank Hoffmann ist nicht weltbewegend oder gar besonders. Eher ziemlich durchschnittlich und nicht außerge- wöhnlich. Das aber gepaart mit dem rotzfrechen Sound und den sehr durchdachten Texten, geht hervorragend ins Ohr und kann gerne öfter gehört werden. Kein Album, dass Musikgeschichte schreiben wird, aber eins das definitiv seine Daseinsberechtigung hat und gewürdigt werden sollte.

Tracklist:

01 Intro
02 Chaospoesie
03 Ich lass mich fallen
04 Feuer mit Feuer
05 Vielleicht für immer
06 Die schönsten Geschichten
07 Ich tu’s für Dich
08 Wo stehst Du?
09 Keine Zeit für irgendwann
10 Weiter als der Horizont
11 Sie kriegen uns nicht
12 Über den Dächern

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VÖ: 21.09.2018
Genre: Punkrock
Label: Remedy Records

Drunken Swallows im Web:

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