Alienare – Neverland (CD-Kritik)

Nach den erfolgreichen Konzerten mit Blutengel, Eisfabrik und Stoneman veröffentlichen ALIENARE am 15. November ihr drittes Studioalbum, das auf den Namen „Neverland“ hören wird: Es gibt einen Ort, an den du fliehen kannst, um all deine Sorgen zu vergessen. An dem du glücklich und vor allem eines sein kannst: Du selbst! ALIENARE nehmen uns auf ihrem dritten Album mit auf eine Reise an genau diesen Ort. Unter fremdartigen Himmeln hindurch, teilweise be- schwerliche Pfade, auf denen man die Farbe seiner Seele preisgibt, um die Beschwerlichkeit der Welt reinzuwaschen und festzustellen, dass es nie zu spät ist, bis man schlussendlich am Ziel ankommt. ALIENARE zeigen ihre konsequente musikalische Weiterentwicklung mit modernem Synthpop, im Ohr bleibenden Melodien und stecken die Energie der vergangenen Konzerte hörbar mit in die neuen Songs. Mit Neverland machen sie den stupiden Alltag für eine gewisse Zeit vergessen. (Quelle: Presse- text)

Als alter Peter-Pan-Fan freue ich mich über den Titel des neuen ALIENARE-Albums unge- fähr genauso wie über die Musik. Die Platte geht mit wunderbar viel Drive los – „Departure“ ist ein wirklich toller Song, T. Greens warme, angenehme Stimme besingt die Aufbruchstimmung, raus aus der uns bekannten Welt und rein ins Nimmerland. Anspiel- station 1 auf dem Album „Neverland“ ist ein wirklich, wirklich wunderschöner Song und ein Hit.

Auf den weiteren 11 Songs brilliert die Schweizer Kombo auch weiterhin mit eingängigen Hymnen. „Unfamiliar Skies“ verbindet eigenwillige Synthies mit einem guten Groove und bietet einen lupenreinen Synthpop-Song. Während die Nummer nicht ganz so breit und facettenreich wie der Vorgänger klingt, geht er trotzdem ins Ohr und lässt ein gewisses Fernweh im Hörer aufblühen. „#NEON“ hat fast schon technoide Züge und bietet eine sehr interessante Dissonanz zwischen den ruhigen Strophen, die wieder mit sehr tiefgehendem und vielschichtigem Arrangement brillieren, und dem tanzbaren Refrain. Wieder ein zündendes Lied, mit dem man sich in ferne, unbekannte Gefilde träumen darf. Das darauf folgende Duett mit der fabelhaften Landesgenossin AnnA Lux, die letztes Jahr mit ihrem großartigen Debütalbum brillierte, wurde bereits als Single ausgekoppelt. Auch das balla- deske „World Away“ wird durch ihre Stimme veredelt. Zusammen mit T. Green bildet sie eine großartige Harmonie auf diesem ruhigeren Song voller Schwere und wunderschöner Tiefe. Mit „Time Machine“ bekommen wir dann wieder schmissigen Future Pop mit Wumms und gutem Beat. Wer hier nicht tanzt, ist tot.

Verspielt, mystischer und fast schon magisch wird es auf dem wundersamen „Ghost“, das getragen wird durch etwas abwegige Energie, fast gehaucht kommt es daher, um trotzdem sofort in den Kopf zu gehen. Kleine Spielereien verdichten die Atmosphäre dieser kleinen Nummer, der die erste Hälfte des Albums beschließt. Track 7 bietet den Gegensatz zum Geist – den Menschen. „Human“ ist eher lieblich, mit Zeilen wie „We’re just made to sing and dance“ erinnert die Grundstimmung des Songs eher an die ganz, ganz frühen Depeche Mode. Fröhlich und tanzbar ist der Song, manchen ist er dadurch vielleicht ein bisschen zu kitschig, als Lowlight jedoch kann er schon allein wegen des Insrumentals nicht sein, das trotz einiger an Schlager gemahnenden Allüren wieder mit viel Echo, dichten Drumpatterns und netten kleinen Melodien überzeugen kann.

Zurück zur Melancholie! Streicher eröffnen „The Colour Of My Soul“, und die Nummer lässt sich Zeit, ein Klanggemälde voller blasser Farben, doch voller Stimmung zu zeichnen. Der leicht roboterartig verzerrte Refrain hat eine wunderschöne Melodie und auch das gemächlich schreitende Instrumental scheitert nicht daran, die Fantasie des Hörers in einen Pool aus seltsamer Zufriedenheit und gleichzeitiger Nachdenklichkeit zu stoßen. Auch auf „Never Too Late“ scheuen ALIENARE nicht vor den Streichern, dieser Song hat jedoch vor allem unwiderstehlichen Pop-Appeal. Das Lied erinnert fast ein wenig an Eiffel 65, und zwar im positivsten Sinne. Die Ansage für diesen Song: Dancing with tears in my eyes.

Und es darf auch weiter getanzt werden, und zwar mit geschlossenen Augen, um völlig in der Musik zu versinken. „The Deepest Of All Blacks“ überzeugt mit Tempo und zackigen Synthies, trotzdem bleibt es dicht und einnehmend. Der Song scheint wie perfekt für einen Club, mit flirrenden farbigen Lichtern – und die Nummer muss laut gespielt werden! Wie eine Welle rafft er die Hörerschaft mit sich und lässt wahrscheinlich keinen Körper stillhalten. Besonders der „Oh-ohoho“-Part, getragen von der tiefen und warmen, zärt- lichen Stimme von T. Green, ist zwar poppig, jedoch keinesfalls peinlich, sondern hier genau richtig. Das bisher durchgängig sehr überzeugende „Neverland“ kommt gegen Ende wahrlich noch einmal auf Hochtouren. Dies schlägt sich auch in dem noch etwas aggressiveren und härteren „Something Like This“ nieder, mit noch mehr Energie und Durchschlagskraft wird hier ein weiteres fantastisches Stück dunkler Tanzmusik geschaf- fen. What’s not to like?

Den Bogen zum ersten Song, dem Aufbruch, dem abhebenden Flieger, schließt nun als letzter Song „Arrival“, ein weiterer Song, bei dem der Rezensent nicht weiß, was er da groß bemängeln soll. Eine weitere schöne Nummer, die Heimatgefühl und neu gefundenes Glück ausstrahlt, und der die musikalische Reise exzellent beschließt.

Fazit: Eine Wärmequelle in der kalten Jahreszeit. Melancholisch und doch berauschend und glücklich machend, voller Musik, die einen umarmt und dann zum Tanz bittet. Nach dem Hören von ALIENAREs neuem Album „Neverland“ fühlt man sich tatsächlich ebendort angekommen. Zwölf Songs voller hoch angenehmer Realitätsflucht, voller Reise- stimmung und Träumerei, voller Schönheit, Verletzlichkeit, aber auch Energie und Drive. Chapeau!

Tracklist:

01 Departure
02 Unfamiliar Skies
03 #NEON
04 World Away (feat. AnnA Lux)
05 Time Machine
06 Ghost
07 Human
08 The Colour Of My Soul
09 Never Too Late
10 The Deepest Of All Blacks
11 Something Like This
12 Arrival

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VÖ: 15.11.2019
Genre: Future Pop
Label: Team H (Edel)

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