MonoSapien – In eigener Sache (CD-Kritik)

Das Electro-Projekt MonoSapien veröffentlicht nach drei vorangegangenen Singles das Debütalbum In eigener Sache, dessen Titel nicht treffender sein könnte. In den acht Tracks (+ zwei Remixe) legt MonoSapien den Strip einer brachliegenden Seele dar. Komponiert und getextet hat Mono dabei selbst, genauso wie das Mastering und das Album Artwork aus seiner Hand stammen. (Quelle: Pressetext)

Das Erstlingswerk startet mit der zweiten Singleauskopp- lung „Herz schreit“. Der Anfang des Liedes schleppt sich etwas dahin, aber der Refrain hebt es definitiv raus. Die tiefgründigen Texte werden eher gesprochen als gesungen, wobei Tom Niebuhr, der Kopf hinter MonoSapien, auf allzu pathetische Deklamationen verzichtet. Wie dicht das an die Emotionen geht, beweist auch die Debütsingle „Kleiner Mann (wach auf)“. In dem Lied geht es um das Sterben eines Kindes. Besonders drama- tisch ist der im Song eingebaute Krankenhaus-Piepston, der die Herzfunktion überwacht. Bei seiner Veröffentlichung Ende 2018 erreichte „Kleiner Mann“ sofort Platz 10 in den DACs. EBM-Elemente geben den Kompositionen einen tanzbaren Rhythmus wie auch in dem Stück „Die Jagd“, das in der erhöhten Herzfrequenz des Gejagten den Takt klopft. Weiche Retrosounds erklingen balladesk im nächsten Track „Welt dreht sich“ und unter- malen sanft die Intimität der Freundschaft und des sich Anvertrauens, um zugleich die Geschichte eines Missbrauchs zu erwähnen. Das Grundthema von „Ich will nicht mehr“ ist Todessehnsucht: Alles ist zu viel, zu schmerzhaft. Der Track kommt ohne larmoyanten Pathos aus und bedient sich trotz des düsteren Themas eines flotten Tempos. Die dritte Single „Erinnerungen“ wird von Sängerin Shy unterstützt, die seit August als weibliche Zweitstimme und Backing Vocals MonoSapien bereichert. Der Synthpop-Track ist ein ziemlicher Ohrwurm über Erinnerungen an eine vergangene Beziehung und die damit verbundene Hörigkeit. Die Gefühle, die wieder hochkochen, brechen gewaltig in die Gegen- wart hinein. „Bis zum Ende“ verlässt die persönliche Ebene und übt Gesellschaftskritik an der sorglosen Verschwendung unserer Umwelt. Es folgen noch drei weitere Tracks. Ein Remix zum Titel „Herz schreit“ von der Essener Formation All The Ashes, die hier eine härtere und clubtaugliche Gangart beschreitet ohne den Charakter des Stückes zu ver- biegen. So verfährt auch der Club Mix von „Erinnerungen (feat. Shy)“. Als Abspann gibt es mit „Ruhe sanft (in Memoriam Timo N.)“ noch ein sphärisches Instrumental obendrauf.

Fazit: Der weiche Retro-Sound von MonoSapien erinnert mich an die Anfänge des Dark/ Electro Wave. Etwas irritiert nach dem ersten Hören, zieht einem das Album nach und nach in den Bann. Die Lieder erzählen höchst persönliche Geschichten von erlebten Dramen und tiefen, oft zwiespältigen Gefühlen. Die Stimme von Sänger Tom Niebuhr klingt so, als würde er direkt neben einem sitzen und einen höchstpersönlich seine Geschichten erzählen. Die thematische Intimität der Texte wird auch durch den stimmlichen Effekt der Nähe inszeniert. Trotz der gefühlt therapeutisch-musikalischen Aufarbeitung von Erlebtem gelingt es, die Lieder tanzbar zu halten. Der Spagat zwischen dem Anspruch, Unterhalt- sames und Tiefgründiges abzuliefern, gelingt MonoSapien sehr gekonnt. Das ist Musik von der Seele geschrieben für die Seele.

Tracklist:

01. Herz schreit
02. Kleiner Mann (wach auf)
03. Die Jagd
04. Welt dreht sich
05. Ich will nicht mehr
06. Erinnerungen (feat. Shy)
07. Bis zum Ende
08. Herz schreit (All The Ashes Remix)
09. Erinnerungen (Club Mix) (feat. Shy)
10. Ruhe sanft (in Memoriam Timo N.)

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Release: 31.10.2019
Genre: Dark Synth Pop, Old School Electro
Label: Echozone

MonoSapien im Web:

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