Solar Fake – You Win. Who Cares? (CD-Kritik)

Der erfolgreiche Electro-Act »SOLAR FAKE«, der 2007 von Multiinstrumentalisten und Sänger Sven Friedrich, auch bekannt durch seine anderen beiden Projekte Zeraphine und Dreadful Shadows, ins Leben gerufen wurde, steht nicht nur für Electro, Club Hits und volle Tanzflächen, sondern vor allem für Melodien, die man einfach nie vergisst. Dass die Band mit ihrer Musik das Publikum auf jeder Bühne der Welt zum Kochen bringen kann, wurde in den vergangenen Jahren schon mehrfach unter Beweis gestellt. Nach der von Erfolg gekrönten „Sedated“-Tour im Frühjahr 2017 legten SOLAR FAKE im Dezember letzten Jahres die Doppel-CD „Sedated – Live & Acoustic“, die eine Auswahl ihrer besten Stücke umfasste, vor. Inzwischen ist das limitierte 2CD + Bonus-DVD-Set im Web entweder restlos vergriffen, oder zu einem überteuerten Preis zu haben. Nach der Veröffentlichung ihres Albums „Another Manic Episode“ (2015) mussten sich die SOLAR FAKE-Fans fast drei Jahre in Geduld üben, doch diese wird jetzt reichlich belohnt: „You Win. Who Cares?“ – so lautet der Titel des mittlerweile fünften Studioalbums des beliebten Electro-Act, das am 31. August 2018 auf den Markt kommen wird.

Piano-Klänge eröffnen das neue, ziemlich cool betitelte Album der zurecht sehr beliebten Elektro-Kombo Solar Fake mit dem in den Strophen recht zahmen und im Refrain sehr catchigen „Sick Of You“. Die eingängige Future-Pop-Melodie klingt schön und vielschichtig, die Hook ein bisschen rauer und düsterer. Sehr cooler Opener. „Wrong Direction“ hingegen wartet mit einer Melodie an, auf die Mesh mit Fug und Recht sehr stolz sein würden. Musik, die zum Abgehen einlädt, eine volle Synthie-Breite mit Disco-Refrain. Ordentlich düster und mit einer fast Naghavi-esquen Tonfolge startet das etwas aggressivere „A Bullet Left For You“ los, das an einigen Stellen mit viel Attitüde und einer explosiven Hook daherkommt, die sehr überzeugen kann.

Langsamer, mit knalliger Rhythmik und viel Bass-Geflacker webt „Invisible“ eine neue Soundfacette in den Klang der Platte ein. Vergleichen kann man das vielleicht mit der ein oder anderen Nummern der legendären VNV Nation, doch Solar Fake bleiben Solar Fake und zeichnen sich vor allem durch die kantige und unverkennbare Stimme von Sven aus, der auch auf dem Club-Banger „Anything You Want“ tragend ist. Der Song klingt ungezwungen, lädt zum Tanzen ein und macht durch die Eingängigkeit, mit der das Berliner Electro-Projekt mittlerweile aus dem Effeff sehr erfolgreich zu überzeugen weiß.

Mit „The Pain That Kills You Too“ bekommt dieses Album das Synthpop-Equivalent zu einer Power-Ballade. Keyboard-Sounds mischen sich mit Atmo-Effekten und warmen Pads. Der Soundteppich ist wie immer dicht gewebt, martialisch und simpel ist hier nichts, viel mehr lasziv und spaßig. Wie wollen wir Solar Fake? „Just Like This“! Der Songtitel passt hervorragend zu einer so klassischen SF-Nummer, die ohne viel Mühe in den Kopf geht. Eine geile Melodie, die mit vielen weiteren Schichten zu einem atmosphärischen zu einem Sound ersteht, der auf einer geilen Anlage gehört werden will – oder im Auto bei 200 km/h auf der Autobahn in der Nacht, auf dem Weg durch das Lichtermeer der Blinker und Scheinwerfer.

„Too Late“ ist ein Song, den man durchaus als Album-Track betrachten könnte. Aber das auf einer Platte nicht jeder Song auf seine Weise heraussticht, ist klar. Solar Fake liefern konstant gut ab, genau wie der Nachfolger „If This Is Hope“ schlägt dieser Song eine ruhige, lupenreine Future-Pop-Richtung ein. Spannend wird das EBM-Industrial-Knarzen von „I Don’t Fight Back“. Track Nummer 10 kommt mit gepressten, knüppelharten Vocals daher, knallt gewaltig und bietet nach den letzten zwar überdurchschnittlichen, aber nicht herausragenden Nummern wieder einen guten Kontrast und klingt wirklich fantastisch. Der halb geschriene Gesang steht Sven wunderbar zu Angesicht, der Song trägt sehr viel Wut und Schlagkraft in sich. Auch der C-Teil lässt den Song noch einmal härter daherkommen.

Die BPM werden nach diesem zügigen Geschnetzel wieder etwas heruntergeschraubt, die Klänge werden wieder balladesker und der Gesang wandelt wieder auf den Bahnen der unverzerrten Clean-Vocals. „What If There’s Nothing“ ist eine sphärische Ballade, zu der man sich langsam hin- und herwiegen möchte. Der ruhige Song zeigt vor allem wieder das musikalische Talent, das sich hier hinter den Tasten herumtümmelt und konstant schöne Instrumentals mit vielen Layers zubereitet. Interessante, ungewöhnliche Klänge heben den Schmetterling im Song „Papillon“ hoch, bis der Elektro-Banger dann den klassischen Solar Fake-Weg verfolgt und eine soundtechnisch verspielte, schöne Melodie garniert. Zu bemerken ist hier den Kontrast zwischen Clean-Vocals und der verzerrten Bridge.

Mit „Fuck U“ geht es soundtechnisch ein wenig zurück in die 80er Jahre. Der Closer-Song des Albums hat einen ziemlich witzigen Refrain und macht aufgrund seiner Attitüde und einiger schöner Textzeilen sehr viel Spaß, während uns wieder ein breites Synthie-Gewand auf die Ohren gelegt wird. Der Linie des Albums bleibt auch diese Nummer sehr treu; zugängliche Synthie-Musik zwischen Futurepop und EBM. Etwas enttäuschend endet das Album – mit einem Fade-Out.

Fazit: In einem Interview, das ich mit Sven für die Radio-Show DunkelFunk führte, sagte er, dass dieses Album die Band nicht neu erfinden würde. Muss es ja auch nicht. Solar Fake leisten sich keine Ausfälle und bieten durchgängig guten Dark/Synth Pop mit schönen Melodien und einigem Hit-Potential. Keine großen Experimente, kein Reden um den heißen Brei. „You Win. Who Cares?“ ist ein Beweis für die bestehende Funktionstüchtigkeit der gut geölten Synthpop-Maschine um Sven Friedrich. Letzterer weiß sehr gut, was die Leute hören wollen und was er selbst wahrscheinlich am allerbesten kann. So soll es sein, so kann es bleiben. Highlights sind „Just Like This“, „A Bullet Left For You“ und „I Don’t Fight Back“.

Tracklist:

01 Sick Of You
02 Wrong Direction
03 A Bullet Left For You
04 Invisible
05 Anything You Want
06 The Pain That Kills You Too
07 Just Like This
08 Too Late
09 If This Is Hope
10 I Don’t Fight Back
11 What If There’s Nothing
12 Papillon
13 Fuck You

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VÖ: 31. August 2018
Genre: Electro, Synthpop, EBM, Industrial, Wave
Label: Out Of Line

Solar Fake im Web:

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