Vogelfrey – Nachtwache (CD-Kritik)

VogelfreySeit 15 Jahren beehren uns die Folk Metaller von Vogelfrey schon mit feinstem Liedgut. 2004 wurde die Band von den Brüder Jannik (Gesang) und Dominik Schmidt (Schlagzeug) gegründet. Ihr Debütalbum „Wiegenfest“ erschien allerdings erst 2010, dem folgten „Zwölf Schritte zum Strick“ (2012), „Sturm und Klang“ (2015) und zuletzt mit „In Extase“ (2017) das vierte Album. Neben unzähligen Konzerten wurden in den letzten Jahren auch eine Vielzahl an Festivals (Wacken Winter Nights, WGT, Hexentanz, Wacken, Sternenklang) erfolgreich bespielt. Eins muss man der Band lassen, sie haben ihr Ziel nie aus den Augen verloren. Langsam aber stetig hat man sich nach oben gekämpft und hält nun mit Nacht- wache das mittlerweile fünfte Studioalbum in den Händen. Zwar nur zehn Songs stark, aber hier gilt wohl die Devise Qualität vor Quantität.

Großartige Partysongs treffen auf kritische Texte und heidnische Balladen. Die Kombina- tion von mittelalterlich angehauchten Sounds gepaart mit harten Klängen, dominiert von einem brechend harten Schlagzeug, unterstützt von wummernden Saiten, bietet eine weitgreifende Bandbreite an musikalischen Möglichkeiten und das macht es so unfassbar schwer Vogelfrey in eine Schublade zu stecken. Das an sich ist ja ein sehr positives Merk- mal, wenn man immer für eine Überraschung gut ist und aus festgelegten Normen ausbrechen kann. Zwar sind die meisten Genrekollegen ebenfalls härter unterwegs und lassen sich von kratzigen Gitarren tragen, aber kaum eine Band lässt so viele Metal-Elemente in ihren Sound einfließen, wie Vogelfrey – und das funktioniert wunderbar. Die auf deutsch gesungenen Texte sind eingängig und sorgen so dafür, dass die Songs im Kopf bleiben und größtenteils Ohrwurmcharakter besitzen. Vor allem in „Schüttel dein Haupt“ wurde dem Metal Platz gewährt sich auszubreiten und in Kombination mit dem einfachen (auch nicht wirklich tiefgründigen) Text, der sich hervorragend reimt, hat man schon einen mitgröhlfähigen Klassiker geschaffen. Die Texte im Allgemeinen sind einfacher gehalten und das größte Augenmerk wurde deutlich merkbar auf einen sauberen Klang und einen guten Fluss gelegt. Eine nette Abwechslung, nicht nur textlich – auch musikalisch – ist „Walhalla“. Ruhig und fast schon entspannend beginnt der Track und zieht einen langsam aber sicher in seinen Bann. Auch hier ist der Text vor allem auf funktionierende Reime ausgelegt, allerdings wird die Geschichte von der Reise vom Schlachtfeld bis nach Walhalla auf wunderschöne musikalische Art und Weise erzählt, dass der Text in Kombination mit den zarten Klängen vollkommen überzeugen kann. Damit wurde aber den ruhigen Klängen genug Raum geboten sich auszubreiten, die restlichen neuen Songs warten mit schnellen Rhythmuswechseln und kantigen Übergängen auf. Ein großer Hörgenuss, der sich mit Abwechslung durch knapp eine Stunde musikalisches Vergnügen zieht und die eine oder andere Überraschung in petto hat – hier ist symbolisch „Auf St. Pauli“ zu nennen. Ein Song der auch jedem Nicht-Nordlicht Lust auf die Hamburger Partymeile macht.

Fazit: Wer Unterhaltung sucht und schnell gute Laune braucht, dem ist Nachtwache definitiv ans Herz gelegt. Wer tiefgründige, intellektuell anspruchsvolle Töne will, der sollte Nachtwache trotz allem eine Chance geben, denn hörenswert sind die Tracks allemal. Noch dazu klasse produziert und qualitativ hochwertig abgemischt. Ein Hoch auf gut gemachte Unterhaltungsmusik!

Tracklist:

01 Ära des Stahls
02 Schüttel dein Haupt
03 Magst Du Mittelalter?
04 Metamnesie
05 Sündenbock
06 Alptraum
07 Walhalla
08 Midwinter
09 Spieglein, Spieglein
10 Auf St. Pauli

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Release: 25.10-2019
Genre: Folk Metal
Label: Metalville

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