Tvinna – One In The Dark (CD-Kritik)

TVINNATVINNA – hinter diesem mystischen Namen verbergen sich wahre Powerfrauen. Laura Fella (Faun), Fiona Rüggeberg (ex-Faun) und Fieke van den Hurk (Musikerin und Produzentin u. a. für Eivør, Omnia, Cesair). Dieser Zusammenschluss hatte bereits mit der Single „The Gore“ im März 2019 ihr Debüt. Diese erschien in Zusammenarbeit mit Fabienne Ernie (Eluveitie), die in der Planungsphase viel mitgewirkt hatte und wohl noch öfter zu hören sein wird. Generell wollen die Damen von TVINNA vielen ihrer weiblichen Musikerkolleginnen einen Raum bieten und sie in zukünftige Werke mit einbeziehen. Das erste Album ‘One In The Dark’ wird am 19.02.2021 über über By Norse Music erscheinen. Die Zeichen stehen gut, dass man sich auf eine intensive musikalische Erfahrung, die vor weiblicher Stärke nur so strotzt, freuen kann.

Musikalische Erfahrung ist hier auf jeden Fall die richtige Formulierung, denn die Musik von TVINNA ist nichts zum eben so hören. Lange, sehr lange, mystisch anmutende Instrumental- passagen dominieren den Großteil der Songs und der Gesang fügt sich oft nur hintergründ- lich ein. Besonders schön kommen vor allem die Percussion-Elemente zur Geltung, die in den Songs eine immer wiederkehrende Konstante bilden und einen ruhigen Takt vorgeben. Stimmungstechnisch fühlt man sich sofort katapultiert an Schauplätze von Serien wie Vikings oder The Last Kingdom. Lange Seefahrten, traditionelle Zeremonien und Besuche geheiligter Orte, an denen die Ahnen wachen. ‘One In The Dark’ ist der Soundtrack zu diesen Ge- schichten. So ruhig die Songs in sich alle klingen, das Tempo ist durchgehend sehr gemäßigt, hört man doch eine nahezu unbändige Kraft und Power aus den Songs heraus. Eben weil so viel Kraft in eigentlich langsamen und melancholischen Elemente gelegt wird, wirken diese besonders stark und können sofort in ihren Bann ziehen und mitreißen. Das liegt natürlich einmal an der musikalischen Meisterleistung, die alle teilnehmenden Musiker hier vollbracht haben, denn jeder für sich kann hier auf ganzer Linie überzeugen, sondern auch an der Komposition und der Anordnung eben dieser. Der Gesang, oft mehrstimmig und schemen- haft übereinandergelegt, erzeugt echohafte Effekte von Tiefe und Dynamik. Das Hauptele- ment der meisten Songs ist neben dem glasklaren Gesang vor allem ein Akkordeon, dass sich, sehr dunkel gespielt, hervorragend in das Gesamtkonzept einfügt. Eben dieses Gesamt- konzept kann auf ganzer Linie überzeugen. Die Musik von TVINNA ist wahnsinnig vielschich- tig und auf den verschiedensten Ebenen kraftvoll, ermunternd und beklemmend zugleich. All dies geschieht mit Sinn und Zweck und wirkt vom ersten bis zum letzten Klang durchdacht. Dabei wird aber kein Song, kein Ton in einen Rahmen oder Form gezwungen, sondern den Klängen wird die Möglichkeit geboten, sich zu entfalten und frei wirken zu können. So wirkt das ganze Album wie aus einem Guss und lässt sich hervorragend auch mehrmals komplett hören. Hierbei hat man bei jedem neuen Anlauf das Gefühl Klänge und Töne zu hören, die man davor noch nicht gehört hatte, und mit jedem Song hat man das Gefühl, ein bisschen tiefer in die Welt einzutauchen, die TVINNA versuchen zu vermitteln. Dass ‘One In The Dark’ so wirken kann wie beschrieben, ist auch der großartigen Abmischung zu verdanken. Hier ist jeder Ton, wo er hingehört und die Qualität ist einfach atemberaubend. Diese Songs klingen immer gut, auch auf schlechten Lautsprechern, wirken aber noch viel intensiver, wenn man ihnen auch ein entsprechend hochwertiges Wiedergabemedium bietet.

Fazit: TVINNA haben mit ‘One In The Dark’ einen ganz besonderen Langspieler geschaffen. Eine mystische Reise, die dazu einlädt, den Alltag zu vergessen und tief in ferne Welten einzutauchen. Das Album kann den Alltag entschleunigen, wenn man es denn zulässt. Denn ‘One In The Dark’ ist kein Album, welches man auf dem Weg zur nächsten Party oder voller Adrenalin hören sollte. Wenn man mit dem Kopf woanders und für die Klänge nicht empfänglich ist, ist auch die Wirkung so gut wie dahin. Das ist aber auch nicht schlimm, denn kaum etwas ist so stimmungsbezogen und Emotionen hervorrufend wie Musik. Man sollte sich also einen ruhigen Moment nehmen, um dieses musikalische Meisterwerk zu genießen und wird es dann ganz sicher innerhalb von kurzer Zeit lieben lernen.

Tracklist:

01 The Gore
02 12
03 Kreiz
04 Wild Hunt
05 Inside – the Dark
06 Sunna
07 Tides
08 Partus
09 Skymning

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VÖ: 19.02.2021
Genre: Progressiver Dark- und Electronica-Pop
Label: By Norse Music

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