Subway to Sally – Alles was das Herz will (CD-Kritik)

Früher war nicht alles schlecht. Für ihre ersten Platten mussten sich die Musiker von Subway to Sally noch gemeinsam im Studio einfinden und ihre Songs zusammen live einspielen. Dazu brauchte es die Fähigkeiten einer guten Liveband. Und wenn man eines von dieser Band behaupten kann, dann das: Sie sind eine gnadenlos gute Liveband. Auf ihrer HEY! Tour zum aktuellen Album im Frühjahr 2019 mischte die Band einen fetten Block der neuen Songs mit alten Klassikern und ausge- grabenen Schätzen ihrer musikalischen Historie. Das Aufnahmegerät lief an jedem Abend der Tour mit. Was die Band auf diesen Aufnahmen fand, war der Geist der frühen Studio- aufnahmen, gepaart mit moderner Technik und jeder Menge Publikumsgefühl. Gnadenlos gut. Zu gut, um es nur ins Archiv zu stellen. (Quelle: Pressetext)

Liveshows sind nicht immer einfach. Manchmal passieren Fehler auf der Bühne, die Abmi- schung klingt breiig, Zwischenrufe aus dem Publikum an ungünstigen Stellen, man spielt einen falschen Ton oder vergisst den Text. Noch schwieriger ist es dann eine Liveshow auf einen Silberling zu pressen. Dieser muss nämlich so funktionieren, dass alle die das Konzert nicht kennen, das Gefühl haben dabei gewesen zu sein, ohne durch nervige Schnitte, lange Reden oder Pausen gelangweilt zu sein. Fast jede größere Band hat sich schon an Live-Alben gewagt. Nicht immer ist das gelungen. Subway to Sally haben darin schon einige Erfahrung und nun wird auch die HEY! Tour unter dem Titel »Alles was das Herz will« musikalische festgehalten. Da ist es natürlich von Vorteil, dass die Musiker auf eine beeindruckende Karierte zurückblicken können, sowohl was produzierte Alben, als auch gespielte Liveshows angeht. Wie angekündigt wurde auf der Tour ein buntes Pot- pourri an alten Klassikern und neuen Hits zum Besten gegeben. „Eisblumen“, „Falscher Heiland“, „Sieben“ und „Tanz auf dem Vulkan“ geben sich die Klinke in die Hand mit „Island“, „Königin der Käfer“ oder dem namensgebenden Track „Alles was das Herz will“. Besonders schön ist hier, dass auch die gespielten Solis, ihren Platz auf dem Lang- spieler gefunden haben und nicht herausgeschnitten wurden. Auch das Publikum hat genug Raum bekommen, zu zeigen, wie großartig die Stimmung auf den Konzerten war. Seien es nun die auf Subway to Sally Konzerten typischen „Julia und die Räuber“ Gesänge (Blut, Blut – Räuber saufen Blut. Raub und Mord und Überfall sind gut), oder aber Gänsehautmomente, wenn ganze Passagen alleine vom Publikum gesungen werden, wie bei „Kleid aus Rosen“. Die Abmischung ist hier perfekt gelungen. Das Publikum und die Interaktion mit diesem wird ausreichend einbezogen, allerdings nie soweit, als das das Geschehen auf der Bühne übertönt werden würde. Man kann jedes Instrument, jedes Wort klar erkennen und in seiner vollen Bandbreite hören, hat aber, wenn man die Augen schließt, dennoch das Gefühl mitten in einem aufgebrachten, begeisterten Publikum zu stehen. Hier diese schmale Gratwanderung zu schaffen ist, wie gesagt, nicht einfach, aber Subway to Sally hervorragend gelungen. Die Songauswahl aus alt und neu ist auf der HEY! Tour absolut genial. Zusammen mit einem tolle Publikum und der grandiosen technischen Umsetzung ist mit »Alles was das Herz will« ein weiterer Meilenstein in der Bandge- schichte von Subway to Sally gelegt worden.

Fazit: Natürlich ist ein Konzertalbum immer eine Herzensangelegenheit und eher eine Sache für Fans. Kaum einer wird sich so ein Album kaufen, nur weil er neugierig auf eine Band ist, oder ein bis zwei Songs kennt und gerne mag. Ein Live-Album ist immer etwas pathetisches, ein Erinnerungsstück, eine Momentaufnahme und eine Art Best Of. Für jeden der also auf der Tour dabei war, oder es gerne gewesen wäre und sein Herz an Subway to Sally verloren hat ist »Alles was das Herz will« eine wunderschöne Möglichkeit, dies zu zelebrieren. Abgesehen vom emotionalen Faktor, den dieses Album mit sich bringt, ist es auch noch handwerklich auf so hohem Niveau produziert, dass sich jede einzelne Sekunde lohnt und puren Hörgenuss darstellt.

Tracklist:

CD 1

01 HEY! Intro
02 Messias
03 Island
04 Knochenschiff
05 Kleid aus Rosen – MMXV
06 Königin der Käfer
07 Imperator Rex Graecorum
08 Tag der Rache
09 Unsterblich
10 Eisblumen
11 Die Engel steigen auf
12 Minne

CD 2

01 Shreddelicious – Solo für Violine
02 Für Immer
03 Henkersbraut
04 Arme Ellen Schmitt
05 Falscher Heiland
06 Alles was das Herz will
07 Aufgewacht
08 Ausgeträumt
09 HEY! Outro
10 Wenn Engel hassen
11 Sieben
12 Tanz auf dem Vulkan
13 Veitstanz – MMXV
14 Grausame Schwester
15 Julia und die Räuber

Kaufen: Amazon

Release: 06.03.2020
Genre: Folk Rock, Mittelalter-Metal
Label: Subway to Sally (Universal Music)

Subway to Sally im Web:

Homepage

Facebook