[:SITD:] – Brother Death (EP-Review)

Brother DeathZehn Jahre ist es schon her als zwei Bochumer beschlossen haben ein neues Musikprojekt ins Leben zu rufen. Unter dem Namen Shadows In The Dark wollten Carsten Jacek und Thorsten Lau in der Szene durchstarten. Von diesen beiden ist nur Carsten am Ball geblieben und ist mit seinen Mitmusikanten nun eher unter dem Namen [:SITD:] bekannt. Vor allem Lieder wie „Laughingstock“, „Snuff Machinery“ und „Rose Coloured Skies“ prägten [:SITD:]. Dumpfe Melodien gepaart mit düsteren Vocals und tanzbaren Beats. So kennen und lieben die Fans ihr Trio aus dem Ruhrgebiet. Doch nun schicken [:SITD:] eine neue Platte ins Rennen. Eine EP mit dem epochalen Titel „Brother Death“ soll die dunkle Szene in rhythmische Bewegungen versetzen. Acht neue Tracks und zwei Remixe wollen durch die Boxen der Fans schallen. Nun soll sich herausstellen, ob es die Herren auch noch nach zehn Jahren Musikgeschichte noch können.

„Poercelain“ eröffnet die EP. Mit einem klangvollen Intro, die unheilschwanger ihre Bahnen zieht, ahnt der Hörer schon, dass eine düstere und gruselige Stimmung erzeugt wird und gespannt darauf wartet, ob diese Stimmung beibehalten wird oder es noch einen Wechsel gibt. Tatsächlich handelt es sich bei „Poercelain“ um ein kurzes, aber knackiges Intro, das Stimmung auf die EP macht. Elektronisch begrüßt uns „Brother Death“ und wartet nicht lange darauf die Beats hinaus zu schmettern. Das Tanzbein kann sich dem rhythmischen Klängen ergeben. Gruselig wird es durch die verzerrten Vocals. Der Mix aus den elektronischen Elementen und Vocals sind dabei vortrefflich gewählt. Der Wechsel gleicht einem Par de deux der elektronischen Klänge. Auf der einen Seite klingt es harmonisch und schwarz romantisch und dennoch birgt es eine unterschwellige Power, die sich nicht in den Vordergrund stellt. „Mundlos“ überzeugt mit harten, aber dennoch sanften Klängen. Mit einer gewissen Monotonie in den Vocals versprüht es einen eher düsteren Charme so wie man es von [:SITD:] gewohnt ist. Die elektronischen Elemente bringen den nötigen Wumms mit. Auch bei diesem Track kann ausgelassen getanzt werden. „Incendium“ erhöht mit einem dunklen Intro die düstere Atmosphäre. In dem düsteren Fluss reihen sich ebenso dunkle Vocals ein und mit rhythmischen Beats wird das Bild komplementiert. Die monotonen Beats ziehen sich jedoch nach einer Weile zäh wie Kaugummi. Der Track verliert nach der ersten Strophe die vorangegangene Power. Da können auch elektronische Sequenzen nicht mehr viel ausrichten. „Autoaggression“ brilliert auf der EP mit insgesamt drei verschiedenen Versionen von anderen Künstlern. Solar Fake, Solitary Experiments und Klangstabil hüllen den Track in ein neues Gewand, von dem es jedoch keine Ausgangsversion von [:SITD:] vorhanden ist. Die Versionen von Solar Fake und Solitary Experiments sind melodisch und bringen durch den Einsatz des Synthies eine klangvolle Melodie hinein. Die Vocals bringen die gewohnte Dunkelheit in die Tracks. Dennoch wirken die Versionen melodisch hell. Anders die Version von Klangstabil. Diese scheint sich auf das Minimum zu reduzieren und knallen mit Beats um sich und legen die Vocals drüber. Einzige Auflockerung birgt die melodische Bridge zum Ende des Tracks. Ansonsten bleibt der Track eher fad und auf das geringste beschränkt. „Purgatorium“ wird von der Band ES23 neu geschmückt. Schon zu Beginn setzen sie ihre eigene Note in den Track durch verzerrte Vocals. Was zunächst melodisch beginnt wird zu einem deftigen elektronischen Track. Leider gehen hierbei die Vocals unter. Die Verzerrung lässt einem kaum ein Wort verstehen und die elektronische Melodie gerät in den Vordergrund. Doch einige Passagen bleiben prägnant im Kopf sitzen. So wie es sein soll. Dennoch bekommt man das Gefühl, dass dieser Track einfach nur überladen klingt. Zu viel auf einmal prasselt auf den Fan ein. Damit verliert der Song leider an Charme. Auch „Memorandum“ wird von der Band Audafeh interpretiert. Von verstörenden Klängen bis hin zu Future Trance Elementen scheint alles vorhanden zu sein. [:SITD:] ist hierbei kaum noch zu erkennen. Nur die prägnante Stimme von Carsten ist noch herauszufiltern. Dieser Song klingt einfach nur „From Outta Space“. Persönlich lässt sich dem Track nicht viel abgewinnen, da er jeglichen Bezug zu [:SITD:] verloren hat. Nach den ganzen Remixes wird die EP noch einmal von einem [:SITD:] Track beendet. „Burial“ ans Ende zu stellen ist metaphorisch ein herrliches Ende für diese EP. Denn damit bereiten sie „Brother Death“ ein instrumentales Ende, das aus einem Horrorfilm hätte entsprungen sein können. Wer mit instrumentalen Tracks nichts anfangen kann ist aber schnell verleitet der EP ein schnelleres Ende zu setzen.

Fazit: [:SITD:] zeigen auf ihrer EP noch einmal deutlich, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Ihre Zusammenarbeit mit weiteren Bands zeigt die Experimentierfreudigkeit des Trios, auch wenn an mancher Stelle der typische [:SITD:] Charme abhanden kommt. Die Songs unter der Regie von der Band selbst versprühen den finsteren und dennoch melodischen Atmosphäre wie die Fans es bei [:SITD:] lieben. Bei manch einem Remix wurde ein wenig zu viel hineingesteckt oder der Charme geht komplett verloren. Es darf gehofft werden, dass die Herren auf ihrem Album ihren Charme beibehalten werden und musikalisch ihrer Linie treu bleiben wie sie es am Anfang dieser EP bewiesen haben. Schön wäre es auch gewesen von den Remixes eine Version von [:SITD:] selbst zu haben, einfach nur um herauszufinden wie die anderen Bands diese neu interpretiert haben. Die instrumentalen Tracks sind nur was für Fans von diesen.

Tracklist:

01. Porcelain
02. Brother Death
03. Mundlos
04. Incendium
05. Autoaggression (Solar Fake Remix)
06. Purgatorium (ES23 Remix)
07. Autoaggression (Solitary Experiments Remix)
08. Memorandum (Autodafeh Remix)
09. Autoaggression (Klangstabil Remix)
10. Burial

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VÖ: 14.10.2016
Genre: EBM / Industrial / Electro / Future Pop
Label: Scanner

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