Schlagwetter – Glück Auf! (CD-Review)

Glück Auf!Als SCHLAGWETTER, auch schlagende Wetter, früher auch detonirende Wetter, wildes Feuer oder feurige Schwaden, bezeichnet man im untertägigen Bergbau ein spezielles Gasgemisch aus Methan und Luft, das unter normalen Grubenbedingungen durch eine Zündquelle zur Entzündung gebracht werden kann. Wenn das mal keine gute Einleitung und kein guter Grund für einen Bandnamen ist, besonders für NDH! Seit Herbst 2015 existiert eine fünfköpfige Band unter diesem Namen. Aktuell besteht sie aus Kevin Spiegel (Gesang, Programmings), den Gitarristen Mauro Dhein und Roman Kreu- tzer, Bassist Pát Heller und Schlagzeuger Kai Kroczek. Kevin ist unter anderem auch Sänger der NDH-Band Halber Sohn. Schon mit ihren ersten Songs „Himmel oder Hölle“ & „Herzschlag“ konnten sie sich eine gute Fanbase aufbauen. Ebenso schnell sprach sich die Qualität um und ihre Debüt-EP „Adrenalin“ wurde im Januar 2016 veröffentlicht.

Seit dem 04.11.2016 existiert nun auch schon das Debüt-Album Glück Auf!. Im Februar des selben Jahres unterschrieben sie bei JNB-Media Records, dem Label von Jessica o´Connell (Sängerin bei Mallory Murdock, Bloodsucking Mallory) und Tom o´Connell (Gitarrist von Umbra et Imago. Seit 2016 teilen sich sie sich mit Bands wie Ost+Front, Heldmaschine, Schattenmann, Hubert Kah, Lichtgestalt, Grausame Töchter uvm. die Bühne und sind mehr als bereit, die Klubs und Festivals zum Kochen zu bringen. Wir haben ihr Debüt-Album mal genauer unter die Lupe genommen und was Euch da erwartet, erfahrt Ihr jetzt. Feierlich eröffnet das „Schlagwetter“, die bandeigene Hymne. Gewaltig, stampfend, dröhnend, NDH, feiner Electro, sehr gute Inszenierung, sehr starker Gesang, hymnischer Refrain. So muss ein Opener, starkes Teil! Richtig los legt dann das „Lebenswerk“. Durch gedrücktes Gaspedal, schneller Gesang, gute Lyrics, es wird düster mit feinster Elektronik. Die Maschine läuft und macht Krach! „Meine Seele Brennt“ ist den Jungs wie auf den Leib geschrieben. Besonders hier hört man die Herkunft raus. Es dröhnt, es riecht nach Schweiß und Blut, das Gesamtpaket lässt des Hörers Herz brennen, es wird ordentlich eskaliert. Was für ein Monster! „Zweites Ich“. Starke Lyrics, richtig feine Elektronik, ordentliche NDH, geht unter die Haut, macht nach- denklich. Die Jungs müssen nur drauf achten, dass ihr Sänger auch gehört wird. Manchmal droht er im Lärm unterzuge- hen. Abgesehen davon richtig stark! NDH, Industrial Metal, EBM, gesteigertes Tem- po, eine geballte Energie die dem Hörer da entgegen schlägt, straight in die Fresse. Das ist „Scheinbar“. Natürlich darf auch hier die Gesellschaftskritik nicht fehlen. Richtig krass wird es bei „Hoch Verrat“. Kevin zeigt ein weiteres Spektrum seiner Stimme, es wird düsterer als düster, es dröhnt und scheppert und noch dazu gibt es nen richtig guten Text. Nach diesem ganzen Krach wird es elegisch und wehmütig. Dunkel-romantische Klänge können die Jungs also auch. Besonders „Sprachlos“ ist Kevin hier nicht, ganz im Gegenteil. Hier gibt es eine richtig geile Ballade mit noch geileren Lyrics. „Paranoid“ trifft auf die nächste Perle sehr gut zu. Tollwütig wird hier gewütet, es wird krank, abgefuckt gute Lyrics, paranoid gehen wir dazu ab. Hier dürft Ihr mit eskalieren! Nein – Ihr müsst! Dass „Herzschlag“ so einschlug, ist absolut kein Wunder. Das Lied ist einfach eine Granate, die Euch zerfetzen wird! Sehr viel Gesellschaftskritik und bitterböse wahre Lyrics finden sich auch bei „Alles Oder Nichts“. Der Titeltrack „Adrenalin“ der Debüt-EP darf hier natürlich auch nicht fehlen. Sehr viel Adrenalin wird hier auch frei gesetzt! Leider beendet es das Album auch, aber dafür mit einem gigantischen und emotionalem Feuerwerk!

Fazit: Was für eine Platte! Hier schlägt ein Newcomer zu, der nur gefehlt hat. Eine richtig fette NDH-Industrial Metal-Electro-teilweise EBM-ähnliche Walze rollt da über´s Land aus den tiefsten Stollen des Bergbau heran und zerquetscht alles, was in ihrem Weg ist! Gesell- schaftskritik, mehrdeutige Lyrics, eine richtig schöne Ballade, geiler Gesang, talentierte Musiker, Spielfreude, Aggression, Wucht, Geschwindigkeit, allerfeinste Sound-Teppiche – mit Schlagwetter macht man alles richtig und ihren Namen haben sie zurecht! Als kleinen Hinweis gebe ich den Jungs mit auf den Weg, dass sie drauf achten müssen, dass ihr Sänger nicht im Krach untergeht. An einigen Stellen muss man sich richtig anstrengen, um ihn akustisch zu verstehen. Abgesehen davon ist hier ein richtiges Monster entstanden und ich bitte Euch inständig: Spart Euch, mir und den Bands diese ewigen lahmen Rammstein-Vergleiche! Nur, weil eine Band NDH macht, sind sie nicht mit Rammstein vergleichbar und weitaus mehr als ein billiger Abklatsch! Mag sein, dass der Mensch so was braucht, um Musik einkategorisieren zu können. Aber jede einzelne Band im NDH / Industrial Metal hat ihre Berechtigung und mehr als genug eigene Stärken. Und bedenkt doch mal den Punkt: Rammstein leben auch nicht ewig. Für Nachwuchs ist gesorgt und auch, wenn ein paar Elemente von dem Urgestein zu hören sind: letztendlich klingt jede Band für sich eigenständig und anders als die anderen. Einkategorisierung ist das eine. Aber gebt ihnen doch bitte die Möglichkeit und steckt sie nicht nur in eine Schublade. Sie erschaffen alle ihren eigenen Schrank. Das musste mal gesagt werden. Und hier ist niemand direkt angesprochen, das ist rein objektiv. Damit ende ich, bedanke mich herzlichst bei Schlagwetter und Euch, sage bis bald und stay tuned! Euer Krä- henkönig

Tracklist:

01 Schlagwetter
02 Scheinbar
03 Zweites Ich
04 Lebenswerk
05 Meine Seele Brennt
06 Sprachlos
07 Paranoid
08 Herzschlag
09 Hoch Verrat
10 Alles Oder Nichts
11 Adrenalin

Bestellen:

VÖ: 04.11.2016
Genre: NDH
Label: JNB Media Records

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