Mono Inc. – Ravenblack (CD-Kritik)

MONO INC.Der Name der Hamburger Band MONO INC. steht seit jeher für erstklassigen Darkrock. Studioalbum Nummer 12 trägt den Titel Ravenblack und liefert wie gewohnt ab –druckvoll und opulent inszeniert die Kombo sich selbst im Wühlen in der Düsternis. Schmissig, gelegentlich tanzbar und feierlich begehen die Herr- schaften Business as usual.

Strukturell tut sich nicht viel Neues im Klangkosmos von MONO INC., abgesehen davon, dass sich auf dem neuen Longplayer wieder einige deutsche Titel finden. Einer davon – „Wiedersehen woanders“ – ist gar eine Neuaufnahme des gleichnamigen Songs von Joachim Witt, der vor fünf Jahren auf dem fantastischen Album Rübezahl erschienen ist. Die Zusammenarbeit von Witt und Mono Inc. begann vor einem Jahrzehnt, Martin Engler hat diesen Titel seinerzeit mitgeschrieben. Im direkten Vergleich ist die MONO INC.-Version zwar dezenter, aber dadurch auch roher in der übertragenen Emotion, dennoch weiß das sonore und gereifte Tembre des Kollegen Joachim Witt dann doch etwas mehr zu überzeugen. Weiterhin wäre dort noch „Lieb mich“, das etwas dreckiger, fast anzüglich daherkommt, und mit diesem frechen Biss hervorragend funktioniert. Martin ist in seiner Muttersprache ein durchaus potenter Texter, auch wenn dieser Song seinem Aufbau nach teils erschreckend nah am ebenso fabelhaften „Heile Heile Segen“ klebt.

Ansonsten gibt es viel Schönes zu hören – aber auch allzu Bekanntes. So ist das auf „Empire“ besungene Imperium natürlich ein Imperium der Nacht, ein „sweet little girl“ wird angesungen und mit allerlei Fragen überhäuft („Who will you be?“). Ansonsten haben wir es hier mit einer schön zusammengebastelten Midtempo-Nummer zu tun, die sich von den Formularien nicht wirklich abzuwenden traut. „Princess Of The Night“ bietet da ähnliches, nur eben etwas schnelleren Tempos und etwas druckvoller. Für die Prinzessin der Nacht opfert das lyrische Ich selbstverständlich auf, es ist Hals über Kopf verliebt, will sie beschützen und sich ihr unterwerfen, und in ihren Armen sterben. Romantisch aufgeladene Bilder, die bedrohlich an der Grenze zum Kitsch und gelegentlich darüber hinaus schwanken.

Auch ansonsten gibt es hier wenig, wovor man sich fürchten müsste. „Heartbeat Of The Dead“ ist praktisch das „Voices Of Doom“ dieser Platte, da kann man ein wenig zu hüpfen und den Refrain mitsingen. „Angels Never Die“ kommt mit stärkerem Symphonic Metal-Einschlag daher, wir bekommen sogar ein Gitarrensolo und eine Pianomelodie, die stark an „In The End“ von Linkin Park erinnert. Der Titeltrack spielt ein wenig mit einem Call-and-Response-Schema, ist jedoch leider dann doch einen Ticken zu repetitiv, und der Refrain besteht primär aus ein wenig Ahaha-Gesang. Live funktioniert das so zwischendurch als Warmhaltenummer sicherlich ganz gut, aber ein Thema sucht man auch hier vergeblich: „Don’t ask me why my soul is ravenblack, ravenblack“, „Don’t ask me why my days are ravenblack, ravenblack, don’t ask me ‘bout my mood“ – Wenn ich nicht fragen soll und du nichts erzählen willst, wozu machen wir das hier denn dann?

Das alles sollte uns von einer wichtigen Tatsache nicht ablenken: MONO INC. können, wenn sie wollen, richtig Geiles schaffen. „Never Alone“ zum Beispiel ist eine abwechslungsreiche, dynamische Nummer, hochgradig melodiös, samt Tempowechsel mittendrin, der ordentlich abrockt und wirklich, wirklich Spaß macht. Dieser Song trieft nur so vor Spielfreude, suhlt sich ausgiebig im Folk Rock, baut sich mächtig auf und rechtfertigt seine sechs Minuten Spielzeit ordentlich. Chöre und breite Gitarren geben der bedrohlichen Atmosphäre, die von den Geistern, die einen verfolgen, erzählt, einen feierlichen Ton. Na bitte!

Und auch „After Dark“ kloppt mit Unterstützung von Storm Seeker schön rein und hat ordentlich Dampf im Kessel. Durch den Pirate-Folk-Einfluss der Düsseldorfer bekommt dieser Song zudem diesen typisch-hymnischen Charakter, gepaart mit ein wenig Shanty-Charme, der an das Konzept des Albums Together Till The End erinnert. Auch „Day Of Reckoning“ bockt durchaus, zumal eine gute Eifersuchtshymne mit einer schönen Prise Rachegedanken immer eine gute Wahl ist. Das Kirchenglocken-Sample und die Orgeltöne unterstreichen dieses leicht böse Blitzen wundervoll. Dass man auch hier ausgiebig mitgrölen kann, versteht sich von selbst, und ich tue es gern.

Fazit: Auf Ravenblack ist weitestgehend alles schön und gut. Mono Inc. stellen erfolgreich unter Beweis, dass sie gute Rocknummern mit düster-epischem Anstrich fabrizieren können, das haben die Kollegen mittlerweile aus dem Effeff drauf, und während sie das konsequent gut machen, gelingt es ihnen hier und da sogar ganz meisterlich. „After Dark“ und „Never Alone“ trauen sich ordentlich Größe, Epicness und Spielerei zu – beides gelingt ganz herausragend. Und auch „At The End Of The Rainbow“ ist ein mehr als passabler Opener, der mit viel Energie und Ohrwurmcharakter einheizen kann. Könnte es daran liegen, dass diese Songs zumindest partiell versuchen, tatsächlich eine Geschichte zu erzählen? Bei so manchem anderen Song auf diesem Album nämlich beschleicht den Hörer das Gefühl, MONO INC. feuerten nicht wie in ihren besten Momenten aus allen Zylindern, sondern leisteten eher Arbeit nach Schablone ab. Da ruht man sich zu sehr auf dem eigenen Talent aus, viele Nummern trauen sich keinen Millimeter weit aus der Komfortzone. Das ist alles natürlich gut gemacht, weil routiniert, aber damit eben auch so sehr sichere Bank, dass man die Uhr danach stellen kann. Der Pressetext liest sich entsprechend nebulös: „Ravenblack fokussiert sich auf den Kern von MONO INC. und ist ein treibendes Album mit insgesamt 11 Titeln, garniert mit knackigen Metal-Riffs, hymnenhaften Melodiebögen und tiefen, MONO INC.-typischen Lyrics.“ Man könnte auch runtergebrochen schreiben: „Mehr vom gleichen.“ Natürlich ist es ein verständlicher Impuls, dass eine Band, die sich des hohen Niveaus, auf dem sie agiert, bewusst ist, eben keine Experimente wagt, weil die bekannte Formel ja funktioniert. Never change a running system. Die Songs, auf denen MONO INC. jedoch ihre Fühler ein wenig ausstrecken, sind zugleich die Highlights des Albums und könnten für sich genommen eine fantastische EP bilden. Dazwischen wird es dann kreativ doch etwas dünn. Ravenblack ist beileibe kein schlechtes Album, wie gesagt, hier agieren Meister ihres Faches, doch MONO INC. müssen sich Mühe geben, nicht zum One Trick Pony zu werden. Ein Koch kann die beste Kartoffelsuppe der Welt kochen, wenn er aber nichts als Kartoffelsuppe kocht, macht er seine Kunden auf die Dauer vielleicht satt, eine vielseitige spannende Ernährung allerdings sieht dann doch anders aus. MONO INC. können bei weitem mehr als nur Kartoffelsuppe. Ich wünsche mir fürs nächste Album, dass sie auch entsprechend mehr machen.

Tracklist:

01 At The End Of The Rainbow
02 Empire
03 Princess Of The Night
04 Angels Never Die (feat. SANZ)
05 Heartbeat Of The Dead
06 Ravenblack
07 Lieb Mich
08 Never Alone
09 After Dark (feat. Storm Seeker)
10 Day Of Reckoning
11 Wiedersehen Woanders

Kaufen: Amazon

Release: 27.01.2023
Genre: Dark Rock
Label: NoCut

Ravenblack Tour 2023
Special Guests: Storm Seeker & SANZ

28.04.2023 Köln, Carlswerk Victoria
29.04.2023 Oberhausen, Turbinenhalle
30.04.2023 Hamburg, Sporthalle
05.05.2023 Berlin, Columbiahalle
06.05.2023 Leipzig, Haus Auensee
12.05.2023 München, Zenith
13.05.2023 Dresden, Alter Schlachthof
19.05.2023 Frankfurt, Jahrhunderthalle
20.05.2023 Hannover, Swiss Life Hall
26.05.2023 Fürth, Stadthalle
27.05.2023 Stuttgart, Porsche Arena
28.05.2023 Bielefeld, Ringlokschuppen

Tickets sind unter diesem Link erhältlich: https://bit.ly/3Qtiu9E

MONO INC. im Web:

Homepage

Facebook