Metallspürhunde – Giftbox (CD-Review)

Nach der letzten Veröffentlichung ihres Albums »Moloch« (2011) und die darauf folgende EP »Schwarzer Hund« im Jahr 2015 haben sich die Synth-Rocker von Metallspürhunde keineswegs ausgeruht, sondern haben neben den Arbeiten an ihrem neuen Album auch noch zwei großartige Konzerttouren gemeinsam mit Umbra et Imago (2015) und L’Âme Immortelle (2016) absolviert. Auch ein Label-Wechsel hat in der Zwischenzeit stattgefunden. Kam die Vorgänger noch über das deutsche Label Danse Macabre heraus, so haben die Schweizer um Sänger und Komponist Michel Frasse nun ihr Zuhause bei Trisol / darkTunes Music Group gefunden. Vor wenigen Wochen war es nun endlich soweit: Vor wenigen Wochen war es nun endlich soweit: Die Schweizer meldeten sich am 21. April 2017 mit ihrem neuen Studioalbum »Giftbox«, welches 10 brandneue Tracks beinhaltet, lautstark zurück.

„Mit ihrer Erfahrung verstehen es die Schweizer wie kaum eine andere Band aus scheinbar Alltäglichem eine Kritik an unserer Zeit, mit scheinbar Profanem eine tiefgründige Analyse komplexer Themen in ihren Texten aufzugreifen und ganz in dieser Manier präsentiert sich auch ‚Giftbox‘ als ein Werk der Extraklasse, das mit spielerischer Einfachheit Akzente und Denkanstöße setzt.“ (Pressetext)

Hören wir doch einfach mal in das neue Werk »Giftbox« rein. Der Opener „Let’s Make The World Fun Again“ startet mit schön druckvollem Bass und verzerrter Gitarre. Die Lyrics beschäftigen sich mit dem Genre des „Bösen Clowns“ oder auch Gruselclowns. Die Ambivalenz des lustigen und bösen Clowns inszenieren sie musikalisch sehr ansprechend durch die verzerrte Gitarre, die immer wieder in Disharmonien abdriftet. Allerdings ist die Clownthematik schon seit Steven Kings: „Es“ ziemlich abgegriffen. Trotz allem ein eingängiger, druckvoller Titel zum Start: Ideal als Konzert-Mitgröler. „Kawumm!“ geht mit einem toll tanzbaren Wave-Elektrothema auf die Hörerschaft los und hat einen ganz wunderschönen, eingängigen Gitarrenklang mit viel Hall als Verzierungen. Düstere Klänge in „Disharmonie“ gewürzt mit verzerrter Gitarre erzeugen hier den Wall of Sound. Der etwas weniger düstere und karikierte Gesang von Michael Frasse fällt aus dem Rahmen, fängt sich jedoch im Refrain wieder ein. Es geht weiter mit „Kalte Stadt“. Der tief tönende Bass, eine Gitarre fast im Glocken-Klang, später begleitet durch Orgelakkorde, lassen die „Kalte Stadt“ im Geiste entstehen. Metallspürhunde erzeugen eine bedrohliche Klangkulisse, perfekt abgestimmt auf die Lyrics. „Das Geschenk“, wird von Marion Altweg in ganz naiven Mädchencharme ge- sungen. Hier entfaltet sich der Retro-Aspekt von den „Hunden“. Dieses Stück erinnert musikalisch und auch textlich ganz stark an die Neue Deutsche Welle. Sparsam instrumen- tiert. Leichter Anklang von Aggrotech-Stil in „Kalaschnikow-Liebe“ geht sofort ins Ohr und dazu will getanzt werden. Der düstere Gesang und der treibende Rhythmus gehen zusammen im Takt. Dies ist mit Sicherheit der eingängigste Titel, wobei auch nicht mit uralten Synthiesounds gegeizt wurde. „Tut Nicht Weh“ kombiniert auf ungehörte Art ein hartes Elektrothema mit einer im Funkrhythmus gespielten Gitarre. Das irritiert und tut dann doch weh. Ansonsten ist dieser Titel wie der Vorgänger im Aggrotech-Stil geschrieben. Der Bass, die Melodielinie ist entsprechend der textlichen Aussage aggressiv, eingängig, hart und düster. Wie retro „Ich Sage Nein“ ist, muss man hören. Die Sounds stammen aus der Historie der synthetischen Klangerzeugung, zusammen mit der glockenklaren Gitarre. An sich ein klang- lich schöner Titel, der aber zusammen mit dem Text etwas zu weich, zu wenig druckvoll ankommt. Das Stück zündet nicht. „Wunderschön“ macht einfach Laune. Der druckvolle Bass passt super zum monotonen Gesang und Rhythmus und der gewisse Zynismus des Themas kommt rüber. Hier gibt es auch wieder den alten Casio-Klang der allerersten Synthesizer-Generation für zuhause. Und am Ende schließt sich der Kreis. „Spielen Wir Unfall Im Kernkraftreaktor“ macht nur Sinn, es im Kontext mit dem ersten Titel. Denn ansonsten prallt man zurück vor dem Schunkelstück im Schlagerstil. Ist der Text zynisch oder einfach nur albern? Das wandert hier auf Messers Schneide und ist wirklich Zündstoff für die Ohren, wie die Band sich beschreibt.

Fazit: Metallspürhunde sind völlig verrückt und polarisieren ein weiteres Mal mit schrägen Texten, ungewöhnlicher Instrumentierung und der Vermengung von unterschiedlichen Musikstilen. Auf dieser CD gibt es einige Stücke, die wirklich gut abgehen, eingängig und clubtauglich sind. Bei einigen zündet es eben nicht so. Den „Hunden“ gelingt wiederum die stimmige musikalische Dramatisierung und Inszenierung ihrer teilweise gewöhnungsbe- dürftigen Texte, die oft recht naiv wirken. Aber das ist ja durchaus gewollt und ihr Stil.

Tracklist:

01 Let’s Make the World Fun Again
02 Kawumm!
03 Disharmonie
04 Kalte Stadt
05 Das Geschenk
06 Kalaschnikow-Liebe
07 Tut Nicht Weh
08 Ich Sage Nein
09 Wunderschön
10 Spielen Wir Unfall Im Kernkraftreaktor

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VÖ: 21.04.2017
Genre: Electro Rock, Synth Rock, Industrial, EBM
Label: darkTunes Music Group

Metallspürhunde im Web:

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