MANTUS – Katharsis (CD-Kritik)

Rastlosigkeit gehört zur Grundausstattung eines jeden Künstlers. Martin Schindler, so scheint immer wieder, hat davon allerdings besonders viel abbekommen. Seit mehr als 20 Jahren folgt er mit seinem legendären Projekt MANTUS einzig dem Schlag seines Herzens und dem Ruf der Nacht, verleiht dem Brennen seiner Seele auf unzähligen Alben und EPs Ausdruck. Jahr um Jahr tritt der Getriebene an, seine Dämonen endgültig zu bändigen, seinen Weltschmerz ein für alle Mal in seine kraftvollen und doch elegischen Stücke zu verbannen. Jedes Mal kommen sie zurück, stärker als zuvor. Das hat Schindler zu einem ungewöhnlichen Schritt bewogen. Doch das passt: Auch MANTUS ist ein ungewöhnliches Kleinod innerhalb der Gothic-Szene. Mit „Katharsis“ und „Pagan Folk Songs“ veröffentlicht Schindler deswegen jetzt zwei eigenständige, gleichberechtigte und auf ihre Art fesselnde MANTUS-Alben auf einer Doppel-CD. Und stellt ein weiteres Mal seine absolute Hingabe an die dunkle Musik unter Beweis. (Quelle: Pressetext – Trisol Music Group)

Die erste CD Katharsis beginnt mit dem Instrumental „Pandora“, das wie ein Soundtrack aus einem U-Bootfilm startet. Der elektronische Touch wird etwas aufgehoben durch die mächtig verzerrte Gitarre, die man auf dem Album häufiger hören wird. „Chaos“ klingt verträumt mit dem klaren Gitarrensound. Sehr überraschend und ungewöhnlich ist, das Solo eines Saxofons und zum Schluss hin steigert, sich der Gesang inhaltlich passend zu Growls. „In mir!“. „Mantus“ wird noch ein wenig härter auf diesem Album und das passt gut. Voll dem romantischen, melodiösen Gothrock verschrieben ist wiederum „Sonne“, das von Chiara allein gesungen wird. Es schwingt dabei etwas charmant Poppiges mit. Der nächste Track ist das Duett „Süß wie der Tod“, das als Single ausgekoppelt wurde. Das ist romantischer Gothrock mit harten Gitarrenriffs par excellence. Es folgt sogleich das wunderschöne „Moment“ mit Symphonic Rock-Einschlag. Durch brachiale und zugleich hypnotische Wiederholungen brennen sich die Zeilen ins Gedächtnis „Ich schließ die Augen … dieser Moment für mich allein und Liebe, die für immer bleibt“. Von leichterer Natur ist „Immer wieder“ mit nun deutlichen Bezug zum Symphonic Rock. „Augenleuchten“ klingt teils nach einem typischen Vertreter der „Neuen Deutschen Todeskunst“. Der Refrain bricht gewaltig in die Fragilität der Strophe hinein. Dieser Titel lebt von den Gegensätzen der Stimmungen: In der Strophe herrschen der Schmerz und die Verzweiflung gebrochener Seelen vor, der Refrain bricht mit Wut aus diesem Schema aus. Tiefe Celloklänge addieren sich zum heftig verzerrten Gitarrensound in einem weiteren Instrumental „Hinterburg“. Das kommt zwar melodisch, aber doch recht Metal-artig an. Der Track „Illusion“ greift dynamisch und melodisch ein ähnlich musikalisches Thema wie „Moment“ auf. Es lebt von viel Drive und wirkt teils sogar poppig leicht, unterbrochen von den bereits etablierten melodischen Metal-Parts. Mit zarter Stimme singt Chiara im Stück „Neue Führer“ von einem Thema, das damals und heute immer wieder aktuell ist. Dieser Titel ist einer der wenigen, der sich mit zeitkritischen, gesellschaftlichen Entwicklungen befasst, die sich außerhalb von seelischen Vorgängen und Weltschmerz bewegt. Musikalisch startet er zurückgenommen akustisch, was sich dann sanft zum Sinfonischen hinbewegt. Auch bei „Trümmer“ funktioniert die Abgrenzung zwischen sanften Parts mit glockigen Orgelsounds und den harten mit kräftigem Gitarrenbrett. Kritisch setzt sich der Text mit der gesellschaftlichen Kälte ausein- ander. Elektronischer Drehleiersound zu düsteren Gitarrenriffs definieren „Transformation“ — vielleicht schon als Ausblick auf die zweite CD „Pagan Folk Songs“?. Die Frage nach dem ‚Wer bin ich? Wo gehe ich hin?’ ist Thema. Schön dramatisch in diesem Track ist die Metal-artige Doublebase des Schlagzeugs und das fette Gitarrensolo. Einen ruhigen Ausklang bereitet die Ballade „Tagebuch“ mit direktem Bezug auf „Werther“ als literarische Vorlage des romantisch-melancholischen Brief- und Tagebuchschreibers des 18. Jahrhunderts.

Fazit: Die erste CD des Doppelwerkes beschert uns dreizehn düsterschöne Titel aus der romantischen Dichterwerkstatt von MANTUS. Das Album bietet genau das, was das Musik- projekt von jeher ausmacht: romantische Melodien, zwei Gesangstimmen unterschiedlicher Prägung und Texte von seelischer Zerbrechlichkeit. Dieses Konzept ist die rote Linie von MANTUS und wird konsequent nicht verlassen, aber auf schöne Weise hier weiter fortgeführt. Der Gesamtklang wird härter und oftmals klingen typische Sounds und Phrasen des Symphonic- und Gothrocks an, wie sie z. B. bei Mono Inc. zu hören sind. Das Album lässt sich gut hören und so mancher Titel geht schnell in die Gehörgänge und auch ins Tanzbein. Kleine Experimente wie das Saxofonsolo sind die richtige Würze und die vielen, melodischen Gitarrensoli. Ansonsten schwingt immer wieder der Geist der „Neuen Deutschen Todeskunst“ (NDT) mit: die romantische Lyrik an sich, die manches Mal im Stil des Deklamierens vortragen wird. Schön, dass diese Elemente in „Mantus“ weiterleben dürfen und so schön zu Gehör gebracht werden.

Tracklist:

01. Pandora
02. Chaos
03. Sonne
04. Süß wie der Tod
05. Moment
06. Immer wieder
07. Augenleuchten
08. Hinterburg
09. Illusion
10. Neue Führer
11. Trümmer
12. Transformation
13. Tagebuch

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VÖ: 25.01.2019
Genre: Gothic – Metal – Rock
Label: Trisol Music Group

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