Leaves‘ Eyes – The Last Viking (CD-Kritk)

Leaves' Eyes„The Last Viking“ ist das 2020er Monumentalwerk von Leaves‘ Eyes. Der Schauplatz des Symphonic-Metal-Krachers könnte nicht gewaltiger sein. Nachdem sie mit den Kult-Alben „Vinland Saga“ (2005) und „King Of Kings“ (2015) Leif Erikssons Amerikaentdeckung und das Leben des ersten Norwegerkönigs vertonten, führen Leaves‘ Eyes nun die Wikingersaga zum bombastischen Finale. Dieses Album läutet keineswegs das Ende von Leaves‘ Eyes ein, vielmehr steigt die Neugier, mit welchem Geniestreich sie als nächstes überraschen werden. Mit „The Last Viking“ errichten sich Leaves‘ Eyes ein musikalisches Monument, so fesselnd und stark wie die Saga des letzten Wikingerkönigs selbst. (Quelle: Pressetext)

Der Langspieler umfasst in seiner Länge 14 Songs, die zusammen eine große Geschichte erzählen. Die Struktur des Albums lässt es aber zu, dass jeder Song absolut für sich stehen kann. Der Prolog, oder besser gesagt das Intro „Death Of A King“ ist eine äußerst melodische Abmischung aus Trommeln, nordischen Elementen und hintergründlichem Gesang. Eine Konzeption, die erst Bedrücken auslöst, dann immer hoffnungsvoller wird und dann mit voller Wucht in die Geschichte einleitet. Die Mischung macht es im Folgenden besonders aus. Klassischer Symphonic Metal trifft immer wieder auf mittelalterlich nordische Elemente, die den Bogen der Erzählung perfekt schlagen und immer wieder das Thema des Langspielers in Erinnerung rufen. Aber auch die Mischung beim Gesang macht es aus. Sängerin und Frontfrau Elina Siirala übernimmt die meisten Gesangsparts und trifft ausnahmslos jeden Ton. Gerade in den schnelleren Passagen kann sie auf ganzer Linie überzeugen. Die männlichen Gegenparts von Alexander Krull stehen dazu im krassen Kontrast. Qualitativ mindestens genauso gut, auch er trifft mit seinen Growls jeden Ton und hält damit das Niveau aufrecht. Die Gesangsparts sind selten als klassisches Duett konzipiert und auch nur wenige Tonspuren überlappen sich. Sie wechseln sich ab und jeder hat seine abgeschlossenen Zeilen. Oft wirkt es wie zwei Gegenparts, fast wie ein Kampf, in dem immer eine Seite die Oberhand behält. Das passt immer ganz hervorragend zu den Texten und der zu erzählenden Geschichte.

Aber nicht nur der Gesang besticht mit hervorragender Qualität, die gesamte Konzeption kann sich mehr als sehen lassen. Alle Töne sind glasklar und hervorragend abgemischt. Man kann jedes Instrument beinahe jeden Ton hören und identifizieren. Das klingt im Einzelnen sehr gut, aber das Zusammenspiel ist absolut großartig. Besonders die Gitarren kommen mit voller Wucht an, wirken dabei aber sehr dynamisch. Besonders in den Solis kommt dies besonders gut zur Geltung. Kleines Highlight, wenn man denn überhaupt eines benennen kann, ist „Black Butterfly“. Dieser Song dürfte den meisten schon bekannt sein, das erste Mal veröffentlicht wurde er Ende 2019 im Rahmen der gleichnamigen EP. Zur Neuauflage haben sich die Musiker Unterstützung von Clémentine Delauney geholt. Normalerweise ist sie die Stimme von Vision of Atlantis. Hier wurde mit einer dritten verschiedenen Stimmfarbe noch ein weiterer Aspekt hinzugefügt, der dem Song noch eine weitere Dimension an Tiefe und somit an Klanggewalt gibt. Diese Kombination ist wirklich mehr als gelungen. Den abschließenden namensgebenden Track „The Last Viking“ sollte man nicht unerwähnt lassen. Er bildet als Epilog einen schönen Abschluss und schlägt somit einen Rahmen zum Intro. Man hört über lange Zeit nur, wie kräftig ins Horn geblasen wird und hat vor dem inneren Auge eine riesige Flotte, die sich langsam durch die Meere pflügt. Im weiteren Verlauf kommen dann immer mehr Elemente hinzu, die den Song schließlich zu einem raumgreifenden Gesamtwerk machen. Der über zehn Minuten dauernde Track ist in sich schon ein musikalischer Epos und bildet somit den perfekten Ausklang des Langspielers.

Fazit: Man kann von Konzeptalben halten, was man will, aber „The Last Viking“ ist ein absolutes Paradebeispiel, wie man es machen sollte. Jeder Song kann für sich alleine stehen, aber als Gesamtkunstwerk betrachtet ist seine Macht und die musikalische Wirkung mehr als einnehmend. Bereits mit den letzten Alben haben Leaves‘ Eyes es immer wieder geschafft, die eine oder andere Chartplatzierung zu ergattern, und mit diesem Werk wird das auf jeden Fall auch gelingen. Erzählerisch und musikalisch wurde hier das Beste herausgeholt und festgehalten. Qualitativ ein Werk, das seines Gleichen sucht.

Tracklist:

01. Death Of A King
02. Chain Of The Golden Horn
03. Dark Love Empress
04. Serpents And Dragons
05. Black Butterfly (feat. Clémentine Delauney)
06. War Of Kings
07. For Victory
08. Two Kings One Realm
09. Flames In The Sky
10. Serkland *
11. Varangians
12. Night Of The Ravens
13. The Last Viking
14. Break Into The Sky Of Aeon

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VÖ: 23.10.2020
Genre: Symphonic Metal
Label: AFM Records

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