CHVRCHES – Love Is Dead (CD-Kritik)

Die 2011 gegründete schottische Electropop-Band CHVRCHES aus Glasgow meldete sich im Mai mit neuem Material zurück. Erstmals mit ihrem Debütalbum „The Bones of What You Believe“ 2013 von der Öffentlichkeit so richtig wahrgenommen legte das Trio um Sängerin Lauren Mayberry nur zwei Jahre später bereits das zweite Album mit dem Titel „Every Open Eye“ (2015) über Virgin Records vor. Im Mai 2016 steuerten CHVRCHES sogar den Titelsong „Warning Call“, der eigens von Lauren Mayberry geschrieben wurde und die Story aus Sicht der Heldin Faith erzählt, zum Parkour-Actionspiel „Mirror’s Edge: Catalyst“ von Electronic Arts bei. 2018 war es endlich soweit: Nach den bereits vier veröffentlichten Vorboten Get Out“, „My Enemy (featuring Matt Berninger)“, „Never Say Die“ und „Miracle“ kam am 25.05.2018 das neue Studioalbum „Love is Dead“, für das die drei Musiker dieses Mal mit niemand anderes als dem US-amerikanischen Musikproduzenten, Songwriter und Grammypreisträger Greg Kurstin zusammengearbeitet haben, via Vertigo Berlin auf den Markt.

„Graffiti“ geht in die Gehörgänge und man möchte mit diesem epischen Refrain nur noch mit schmachten bis zum Ende aller Tage. Dieser Wunsch wird sogleich mit dem folgenden Titel „Get Out“ zur Genüge erfüllt. Sängerin Lauren Mayberry klingt noch immer wie das Mädchen, dass alle Jungs heimlich anschwärmen. Etwas zurück fahren CHVRCHES mit „Deliverance“ im Tempo und Dynamik, was etwas schwach im Vergleich zu den beiden ersten Titeln rüberkommt. Sehr herzerwärmend ist als Duett mit Matt Berninger (The National) „My Enemy“. Die beiden Stimmen harmonieren miteinander und die dunkle Stimme von Matt wertet die Ballade auf. „Forever“ klingt so, als ob die beiden ersten Stücke ineinander kopiert wurden. Der Titel ist zu ähnlich zum bereits Gehörten. „Never Say Die“ ist eine eigentlich schöne balladeske, langsame Nummer, der er es aber gut getan hätte, sie von dem allzu dick aufgetragenen Bombast zu entkernen. „Miracle“ ist ein ganz süßer Titel, der im Refrain bisschen ruppig und burschikos wird. Er hebt sich von dem doch recht einheitlichen Soundkonzept erfreulich ab. Ganz anders, als der Titelname verspricht, ist „Graves“ ein äußerst glattes Stück, dem ein wenig Schräges gutgestanden hätte. „Heaven/Hell“ startet hoffnungsvoll und klar. Man hofft geradezu, dass hier nicht wieder der volle Bombast des Synthieteppichs die Mitten zukleistert. Dieser Titel vermittelt Intensität dank der zurückgefahrenen Strophen und der Einschub mit dem perligen Klangmuster ist feiner Synthiepop. „God’s Plan“ wird von Martin Doherty gesungen und ist ein toller Synthiepop Titel mit genügend Melancholie mit dunklem Klangbild, um das schwarze Herz auf dem Cover zu rechtfertigen. Wunderschön gesungen ist die Ballade „Really Gone“. Gefühlvoll mit allem gebotenem Charme wirkt hier die Stimme als Transportmittel der Emotionen. Leicht schräg ist „ii“. Allein der Titelname ist schon ein wenig skurril und dies kleine Instrumentalstück leitet über zu „Wonderland“. Der Rausschmeißer aus dem Album ist dynamisch mit flottem Drumcomputer unterlegt. Der Refrain drückt das Tempo runter. Das ist ein Track, so wie man ihn von den vorherigen CHVRCHES Alben kennt.

Fazit: Sommer, Sonne, Synthie-Pop und doch so ein schmerzlicher Titel: „Love is Dead“. Wie kann das sein bei dieser Menge an synthpoppigen Sonnenschein, den die Musik von CHVRCHES ausstrahlt? Oberflächlich gehört ist „Love is Dead“ ein Album voller Guter-Laune-Pop mit einer kleinen Träne im Augenwinkel. Das Cover passt zu diesem Konzept perfekt: Wunderschöne, sanfte Farben vermischen sich, das Herz prangt als schwarzer Fleck in einem Universum aus Pastell. Im zweiten Durchgang offenbaren sich die an sich schönen Arrangements. Das Album ist im Ganzen sehr eingängig, gefällig und eckt gewiss musikalisch nirgendwo unangenehm an und kann sicherlich in jeder Radioplaylist gespielt werden. Damit ist zu rechnen, wenn man dieses Album hört: 110% Pop. Etwas weniger Popschwülstigkeit hätte es auch getan. Die Folge daraus ist, dass das Album nebenbei läuft und sich die Stücke oft ähneln.

Tracklist:

01. Graffiti
02. Get Out
03. Deliverance
04. My Enemy
05. Forever
06. Never Say Die
07. Miracle
08. Graves
09. Heaven/Hell
10. God’s Plan
11. Really Gone
12. ii
13. Wonderland

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VÖ: 25.05.2018
Genre: Electrotronic
Label: Vertigo Berlin

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