Im Interview mit Rabbit At War (Gothic Night im Famous / Witten)

 
 

Julia: Ihr seid im Moment in der Planung für euer neustes Album. Inwiefern dürfen wir musikalisch was Neues erwarten bzw. Veränderungen?

Christian W.: Das wüssten wir auch gerne, da sich in den letzten zwei Jahren einiges bei uns verändert hat. Das Album sollte bereits letztes Jahr rauskommen und das hätten wir auch geschafft, wenn nicht so viel passiert wäre. Wir haben zwei neue Bandmitglieder bekommen einmal Daniel Don Dee und Baki Thor. Daniel hat bei uns Gitarre gespielt, aber es hat sich ergeben, dass er mehr drauf hat als wir verlangen und dementsprechend hat es nicht mehr funktioniert. Daniel spielt in einer Metalcore Band. Dort ist er deutlich besser aufgehoben, denn dort kann er seine Fertigkeiten besser präsentieren. Baki hat zunächst Bass gespielt. Zusätzlich zum WGT ist Sid Armageddon zu uns gestoßen. Es war eine spontane Sache. Baki hatte keine Zeit zum Spielen und deswegen ist Sid eingesprungen. Da es gut funktioniert hat und er Gitarre spielen konnte hatten wir ihn gefragt, ob er nicht weiterhin mit uns spielen will. Denn du weißt: Je mehr Leute auf der Bühne stehen, desto mehr Chaos kann es geben. Er ist eingestiegen und schnell wieder ausgestiegen, da er sich um andere Sachen kümmern wollte. Dementsprechend haben wir in den letzten Jahren viele Hochs und Tiefs erlebt durch den Absprung neugewonnener Mitglieder ist eine Albumproduktion schwer. Wir haben zusammen die Tracks eingespielt und nun möchte man natürlich nicht verwenden.

Friedrich: Es wurden Sachen eingebracht die sie komponiert haben. Man hat es zusammen aufgenommen und dann sind sie wieder gegangen und deswegen dauert es so lange.

Christian W.: Letztens haben wir erfahren, dass Baki ein passabler Gitarrist ist. Er ist bescheiden wie Sau und er kann am besten Gitarre, Klavier und Bass spielen als wir. Wir haben ihn sehr lieb gewonnen.

Julia: Ihr seid schon auf großen Festivals aufgetreten wie Wacken oder das WGT. Hier in Witten war es nun eine kleine Location. Macht es für euch einen Unterschied vor großem oder kleinem Publikum aufzutreten?

Christian W.: Für uns macht es eigentlich keinen Unterschied. Es ist cool wenn viele Leute da sind, denn dann merkst du selber nicht wie scheiße man spielt. (Gelächter). Du siehst nicht einzelne Gesichter, sondern nur die Masse. Hauptsache es ist nicht so wie in Berlin. Wir hatten einen Gig in der Zombiekitchen, das gehörte Alexander Goldmann und später nicht mehr. Wir sollten mit Alexander Goldmann und seinem „Dark Kasperle Theater“ dort auftreten und er hatte diesen kleinen Club und wenn ihr sowieso schon für das Theater kommt, dann könnt ihr auch am vorherigen Tag einen Gig spielen. Problem war, dass er beim Schleifen beide Augen mit Alluminiumsplitter verstrahlt hat, weil er keine Brille getragen hat und dementsprechend war das Dark Kasperle Stück abgesagt. Die meisten dachten, dass auch unser Konzert abgesagt ist und nur die Crew der Bands war da und wir mussten uns selbst bespaßen. War aber auch genial. Ansonsten gibt es absolut keinen Unterschied zwischen klein und groß. Bei großen Veranstaltungen ist die Chance wesentlich größer, dass die Leute mitmachen. In kleinen Clubs brauchen sie mehr Anlaufzeit. Das großartigste war auf Wacken. Dort haben die Leute richtig Gas gegeben.

Julia: Sind denn Gigs in dieser Größe geplant?

Christian W.: Wir werden auf einer Randveranstaltung beim WGT auftreten. Zwar nicht für das WGT, aber währenddessen und die Besucher des WGTs haben auch freien Eintritt. Es wird Samstag sein im Nontox. Ansonsten kleinere Konzerte. Festivals sind nicht geplant.

An dieser Stelle wurden Rabbit At War samt Gefolge gebeten das Famous zu verlassen. Doch dies bedeutet nicht, dass das Gespräch schon beendet wurde. In einer Smalltalk Runde gewährten die Herren einen interessanten Einblick und das Interview wurde zu einem lustigen Gespräch mit diversen Hintergrundinformationen. So wurde auch über den Track „Es regnet“ gesprochen. Als Unterstützung stieg Ummler (Nico) mit ein und unterstütze das Interviewteam von Darkmusicworld.

Christian W.: „Es regnet“ ist unser kleines Sorgenkind.

Julia: Wieso? Weil man es nicht gerne mag oder nicht live auf der Bühne spielen möchte?

Christian W.: Es hat nichts damit zu tun, dass ich es auf der Bühne nicht live spielen mag. Es hat eher was damit zu tun, dass ich es stimmlich nicht zu 100% hinbekomme.

Nico: Woran liegt es?

Christian W.: Wir haben zu wenig Zeit zum Proben. Das ist die eine Sache. Die andere ist, dass man alleine nicht so gut üben kann wie zusammen. Wir wohnen alle ziemlich weit auseinander und deswegen ist es schwer zu proben.

Nico: Woran liegt es?

Christian W.: Dass du nach Hamburg gezogen bist du Vollassi! Zurück zum Thema. Als ich den Song aufgenommen habe konnte ich ihn noch singen auch wenn er mit Effekten bearbeitet worden ist.

Christian B.: Der Song ist so schwer emotional belastet, dass es schwer ist auf der Bühne ist ihn zu präsentieren. Sehr schwere emotionale Note.

Christian W.: Das stimmt. Den Text habe ich geschrieben ohne nachzudenken. „Es regnet“ hat nur einen Tag gedauert ihn zu machen. Ummler hatte die Idee, hat mir was geschickt, ich habe es eingesungen und so entstand die Originalfassung. Ich war extrem scheiße drauf und hab über irgendeinen Mist nachgedacht. Das hat mich emotional sehr belastet, dass ich darüber nachdenke wenn ich ihn singe total angespannt bin.

Christian B.: Es ist sogar so weit gekommen, dass wir jahrelang schwer über diesen Track diskutiert haben. Es gab Zeiten da wurde es rege angesprochen und da sind die imaginären Magengeschwüre geplatzt. Es wurden Versionen gemacht, eine besser als die andere.

Nico: Das führte dazu, dass man das Lied irgendwann nicht mehr hören konnte?

Christian B.: Ne, das führte dazu, dass ich immer eine leichte Erektion hatte.

Nico: Wie fühlte sich das an?

Christian B.: Ein wenig blutleer im Kopf.

Julia: Welches Problem gibt es bei dem Track „Feuerball“?

Christian W.: „Feuerball“ ist das erste Lied, das ich geschrieben habe. Da war ich ganz alleine. Ich hatte zwei Lieder für ein Konzert geschrieben. Einmal „Feuerball“ und „Rabbit Army“.

Christian B.: „Feuerball“ ist schon ein ziemlich geiler Track. Ich mag den sehr. Auch wenn er ziemlich lange geht.

Christian W.: Rabbit At War hat einige inhaltlich primitive Stücke, aber „Feuerball“ ist der mit Abstand am primitivsten. Er ist ziemlich simpel gestrickt.

Christian B.: Simpel gestrickt dafür aber ziemlich geil.

Christian W.: Das ist der Song gewesen den wir für die Endzeitveranstaltung geschrieben haben. Der war thematisch eben auch auf dieses Thema gemünzt. Problem war, dass die Leute, wenn sie diesen Song gehört haben dachten wir wären eine Endzeitband und das sind wir eben nicht.

Nico: Warum nicht?

Christian W.: Weil wir versuchen den Leuten den Wahnsinn zu erklären. Wir sind Rabbit At War. Theoretisch könnten wir alles sein, aber wir sind keine wirkliche Endzeit Band. „Feuerball“ ist aber eben ein Endzeitsong. Bei „Es regnet“ könnte man es auch meinen, aber der hat effektiv damit nicht zu tun.

Julia: Wenn es aber so unangenehm ist diese Lieder live auf der Bühne zu präsentieren, wieso kommen sie dann auf die Tracklist?

Christian B.: Einfach weil er geil ist.

Nico: Das ist genau das gleiche Problem wie The Who mit „My Generation“ hatten.

Christian B.: Ja Harry Huschke genau das.

Christian W.: Wir probieren soundtechnisch was Neues aus. Es soll härter werden und in den Tracks soll mehr Energie hineinfließen. Ein paar neue Balladen. Aber es muss eine Koexistenz hinein zwischen Elektro und E-Gitarre. Wir wissen es selbst nicht zu 100%, aber es wird geil werden.

Christian B.: Wir haben schon diverse geile Ideen. Auch Baki hat einige gute Ideen dazu. Es ist das mit- und gegeneinander zwischen Gitarre und Synthie. Das ist schon eine interessante Sache. Ich persönlich freue mich schon sehr drauf. Es gibt schon eine ziemlich geile Idee. Ein Song namens „Lemming Land“. Dazu wird eine ganze Menge passieren. Es wird auch einen Film dazu geben. Er dreht einen Film um „Lemming Land“. Er hat vor auch den Videoclip zu dem Song zu machen. Texte stehen, der Song steht und das wird echt ein Knaller.

Nico: Wenn ihr sagt „Lemming Land“, worum wird es thematisch in dem Song gehen?

Christian B.: Es ist ein Song bei dem die Band wieder auftauchen wird und dann schauen wir mal was daraus wird.

Nico: Wenn man „Lemming Land“ hört kann man sich thematisch viel darunter vorstellen. Was möchtet ihr für Leute in eurem Video als Statisten haben?

Christian B.: Wir brauchen definitiv Freaks. Schräge Leute, Leute die aus sich hinausgehen. Ich brauche keine gackernden Hühner mit Hihihi. Leute die mitarbeiten, strange dabei sind. Zwischen 7 und 77 kann jeder dabei sein. Von mir aus auch 177. Das wird spannend. Haben schon Texte dazu.

Julia: Also wird „Lemming Land“ nicht nur ein Track sein, sondern ein ganzes Konzept bilden?

Christian B.: Man kennt die Bedeutung von Lemmingen. Alle rennen hinter einem her.

Nico: Wir könnten eine Trilogie draus machen.

Christian W. (singt): „Lemming Land, Lemming Land. Wir sind im Lemming Land”

Nico: Könnte man bei diesem Zitat eine gesellschaftskritische Note daraus ziehen?

Christian W.: „Alle Mann an die Wand pow pow pow“

Nico: Das hat ein wenig was von „Dadaismus“ sind sie davon ein wenig von diesem Stil beeinflusst? (alle lachen)

Christian W.: Da, da, da, da.

Nico: Sie möchten also in die Fußstapfen von Trio treten. Die bekanntermaßen für Showeinlagen auf der Bühne gesorgt haben wie Tischtennis spielen. Kann man sich solch eine Performance auch bei euch vorstellen?

…Stille…

Christian W.: Bei Ummler kann ich mir vorstellen, dass er sich mal wieder eine Windel anzieht und dann mit Georg zusammen griechisches Catchen machen. Ich zitiere mal eine wohlbekannte Band aus Deutschland: „Männer, Männer, Muskeln, Männer“ oder aber auch „Achtung ein Flugzeug, Achtung in Dessau. Stiefelblitz“…

Nico: Das ist aber auch schon wieder Dada oder eher Gaga.

Julia: Nun einmal zurück zu anderen Themen. Ich würde gerne noch einmal auf das neue Album zu sprechen kommen. Es wird auf dem Sampler auch Remixe von anderen Bands geben. Sind schon Bands offiziell bestätigt, die daran mitwirken werden?

Nico: Es wird Remixe geben in Kooperation mit anderen Bands, aber es stehen noch keine fest, da es noch ein wenig dauern wird. Wann wird es denn was Neues geben?

Julia: Das hatten wir schon.

Nico: Memo an mich: Besser zuhören.

Julia: Musiker haben es schwer Fuß zu fassen in der Musikbranche…

Christian W.: Das soll nicht arrogant klingen, aber dafür, dass wir keine professionellen Musiker sind und auch nicht regelmäßig proben können haben wir es schon weit gebracht. Wir haben auch nie Geld für Promo ausgegeben und das ist heutzutage das wichtigste. Wir haben da nie was gemacht. Bei uns kommt es durch soziale Netzwerke, Freunde und Eigeninitiative und das ist cool.

Julia: Einige Bands würden da sagen: „Ne so funktioniert das nicht. Die haben einfach nur Glück.“ Würdet ihr sagen, dass Glück da eine Rolle spielt?

Christian W.: Nein. Ich sage ganz klar es war kein Glück, sondern wir hatten Christian B. und den Gig auf Wacken. Das war aber auch kein Glück. Nämlich die Band Megabausch, die ich während der Endzeitphase kennengelernt habe, wollten nicht alleine auf Wacken spielen und wir wurden von ihnen vorgeschlagen. Vitamin B, aber das haben wir uns schließlich erarbeitet.

Julia: Man hört auch von Bands, dass sie sich auf Festivals Slots kaufen mussten. Würdet ihr das auch machen?

Christian W.: Nein wir haben uns nie eingekauft und werden es auch wahrscheinlich nie machen. Ich finde es Schwachsinn sich bei großen Headlinern für mehrere tausend Euro einzukaufen und nur dafür, dass es vielleicht was bringen könnte.

Nico: Nie ist ein ziemlich großes Wort. Wenn Rammstein an der Tür klopfen würde und sagen: „Hey für 3000 Euro könnt ihr mit uns auf Tour kommen“, wäre das nicht eine Überlegung wert?

Christian W.: Natürlich, aber das ist ziemlich unwahrscheinlich. Wäre aber eine Überlegung wert klar. Wenn es Bands wie Rammstein oder Iron Maiden wären, dann wäre mir das auch 3000 Euro wert. In der heutigen wirtschaftlichen Lage hätten wir sehr daran zu knabbern diese 3000 Euro zu investieren denn wir sind schließlich nur Musiker.

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