Im Interview mit PAT von EIGENSINN

Foto by Cat Mason

Nach einer turbulenten Auszeit melden sich die Dark Rocker aus Stuttgart und Heilbronn nun mit neuem Material zurück. Anlässlich der Veröffentlichung ihrer neuen EP „Post Mortem“ , die am 10. Juli 2015 in den Handel kommt und auf der NEMESIS finstere menschliche Abgründe und autobiografische Apokalypsen besingt, konnten wir PAT von EIGENSINN für ein Interview gewinnen und einige Fragen stellen.  Aber lest selbst:

DMW: EIGENSINN gibt es mittlerweile schon seit 2003 und in der aktuellen Besetzung seit 2005. Wie habt ihr eure Bandgeschichte bis heute erlebt?

Aufregend! Sehr aufregend! Wir glauben das sich die Musikwelt die letzten zehn Jahre schneller entwickelt hat als die Jahre davor. Vieles war früher einfacher, manches nicht. Vieles ist heute einfacher, manches nicht. Was uns in all den Jahren immer wichtig war -das wir immer auch menschlich eine Einheit waren und sind. Allen Höhen und Tiefen zum trotz, entgegen aller Vernunft, manchmal aller Diskussionen und Streiterreien zum Gegenteil -wir haben nie die gewonnenen Freundschaften in Frage gestellt. Gerade heutzutage, wo einem so viele Blender und Schwätzer begegnen.. Und es ist aber bis dato auch viel lustiges und positives passiert -ein Bandleben ist eben wie eine intensive und ausschweifende Liebesbeziehung: mal liegt Er oben, mal Sie 😉

DMW: Seit wann macht ihr Musik und wie seid ihr dazu gekommen?

Lange.. Teilweise sehr lange.. Damals stand noch eine Mauer in Berlin -um es in Jahren auszudrücken: Die eigensinn-Musiker machen zusammengefasst seit 127 Jahren Musik. WOW -doch schon so lange..

Ja und wie kommt man dazu? Der Klassiker -als Mensch in jungen Jahren besucht man ein Konzert. Und dann ists auch schon geschehen und man hat vortan nur noch einen Wunsch: man will Rockstar werden! Gut -man ist immer noch am versuchen, aber wir geben unser bestes 🙂

DMW: Für diejenigen, die ihre Musik nicht kennen: Wie würdet ihr eure Musik beschreiben?

Eigentlich garnicht. Getreu dem Motto -lass die Musik für sich sprechen! Wir erleben immer wieder das uns Leute in diese Genreschubladen stecken, und sobald man darin nach anderen Künstlern sucht stellen wir fest „ja, das kommt hin“ -aber im selben Atemzug auch „nein, irgendwie so garnicht“. Die Musik von EIGENSINN ist letztlich so vielschichtig, das wir viele Genres bedienen und aber dieser Mix eine ganz eigene Melange entstehen läßt.

DMW: Nach einer turbulenten Auszeit meldet ihr euch nun mit frischen Ideen zurück. Am 10.07.2015 erscheint eure brandneue EP „Post Mortem“. Seid ihr Aufgeregt?

Aber Hallo und wie!!! Es ist spannend zu verfolgen wie sich das ganze aktuell entwickelt. All die kleinen Mosaiksteinchen an denen wir unermüdlich arbeiten fügen sich nun mit jedem Tag den wir näher am Release sind mehr und mehr zusammen und ergeben zunehmend das tolle Bild das wir uns ausgemalt haben. Und als hätte man es geplant: Am 10.07. spielen wir in Nordheim auf dem Sunstorm Festival -passend zum Tag des Release von POSTMORTEM. Wer uns dort sehen möchte soll sich schnell melden -wir verkaufen Tickets zum Vorzugspreis!

DMW: Laut ersten Informationen zufolge besingt NEMESIS auf der neuen EP finstere menschliche Abgründe und autobiografische Apokalypsen. Mögt ihr uns ein wenig mehr darüber erzählen?

Oft gibt es Menschen die ihre wahren Gefühle verstecken, oder ihre wahre Meinung über Dinge. Getreu dem Motto: Leg dich nicht mit der Gesellschaft an, dann wird sie sich nicht mit dir anlegen. Der einfache Weg! In dem Song sagen wir all diesen Leuten: Lasst es raus! Kotzt euch aus! Steht ein für eure Werte und Dinge die ihr fühlt, sagt und tut. Zur Hölle mit dem emotionalen Versteckspiel! Und dieser Song heißt RAUS! Es ist doch so: Manchmal entwickeln sich diese kleinen Dämonen im Kopf stärker und stärker, werden zu Monstern, und ehe man sich umsieht zählt der Ticker rückwärts und BOOOM! man explodiert! Und dann möchte man sich nicht selbst im Weg stehen, wenn es plötzlich überkocht.

In unseren Texten behandeln wir neben solchen extremen menschlichen Gefühlswelten auch sozialkritische Themen. In Kinder des Zorns beispielsweise geht es um Kindersoldaten. Wir beschreiben den Krieg durch ihre Augen. Oft versetzen wir uns in die Rolle des Akteurs, wie ein Schauspieler und versuchen dadurch im Zuhörer etwas auszulösen. Die Texte sollen auch Freiraum für eigene Gedanken zum Thema lassen.

DMW: Die sechs Track (der neuen EP) wurden von Kai Stahlenberg aus den Kohlekeller Studios (Hämatom, Crematory, Powerwolf, Stoneman) in ein überaus druckvolles und rockiges Soundgewand gekleidet. War das die erste Zusammenabeit mit Kai Stahlenberg?

Wir haben bereits für unsere EP Endorphine die im Dezember 2013 ausschließlich Online veröffentlicht wurde mit Kai zusammengearbeitet. Daher war es nur logisch dies für POSTMORTEM wieder zu tun -mit Kai macht es einfach Spass und es ist unkompliziert -genau so wie es sein muss. Die Atmosphäre im Kohlekeller Studio ist sehr speziell und einzigartig. Einfach ein Platz für kreatives Arbeiten!

DMW: 2009 erschien euer Debütalbum “Die Wahrheit” und es folgte 2013 die EP “Endorphine”. Für mich stellt sich jetzt die Frage, warum veröffentlicht ihr jetzt wieder eine EP und kein neues Album?

Manchmal ist das Leben nicht einfach. Und manchmal kommt es dann auch schonmal Knüppeldick. Leider war es so, das wir nach der EP Endorphine innerhalb der Band mit persönlichen Tiefen einzelner konfrontiert waren, die wiederum alle Kapazität banden. Hier hat sich unsere enge Freundschaft als wahre Bastion erwiesen auf die wir uns verlassen konnten -andere Bands wären vielleicht daran zerbrochen -wir sind immer noch, und jetzt erst recht: wieder stärker da als zuvor!

DMW: Gibt es für euch musikalische Vorbilder von deren Musik ihr euch gerne Mal inspirieren lasst?

Inspiration für unsere Musik liefern eher die alltäglichen Erlebnisse die uns treffen oder berühren. Das kann eine Situation aus dem aktuellen Tagesgeschehen sein, oder auch eine persönliche Erfahrung die uns prägt. Sicher haben wir Künstler die wir gern sehen und hören, oder deren Stil uns gefällt -aber es wäre zu einfach zu sagen das uns der eine oder andere Künstler zu einem Song inspiriert hat. Dadurch das wir vier alle unterschiedliche Geschmäcker haben fließen bei jedem Song die unterschiedlichsten Dinge und musikalischen Vorlieben mit ein. Sei es eine bestimmte Art wie Holly ein Riff spielt oder Nemesis eine Phrase der Lyrics artikuliert -letztlich entwickelt sich das eine wegen dem anderen, und das Riff das Holly mit einem gewissen Sound oder einer gewissen Art spielt, inspiriert die anderen entsprechend so zu agieren, das es aufeinander aufbaut und dann im gesamten aber doch ganz anders klingt. Das ist dann unser Eigensinn -und hey, wie heißt diese Band doch gleich die dieses Interview hier soeben macht? 😉

DMW: Wer ist eigentlich bei euch für das Songwriting verantworlich?

Zu allererst kann man sagen das hier Holly und Nemesis federführend sind. Beide haben als Gründungsmitglieder von eigensinn vom ersten Tag an beim Schreiben gemerkt das hier eine starke Bindung und gleiche Denke herrscht. Dadurch und aufgrund der langen Zeit der Verbundenheit passiert vieles quasi wie von selbst -oftmals in einer ganz eigenen Art von Sprache mit Floskeln und Äußerungen die man als außenstehender nicht versteht -aber es funktioniert, und so werden dann die gemeinsamen Ideen entwickelt und arrangiert und die Songs entstehen. Pat und Ole steuern ihren Teil dazu bei -fungieren oftmals als ausgleichendes Element- wenn es mal zu wild wird, und hinterfragen hier und da Feinheiten und Details, so das unsere Songs dann nochmal den finalen Schliff erhalten.

DMW: Ich habe ja bis heute Probleme damit, euer Schaffen zu kategorisieren. Metal, Industrial, Gothic, Rock, Alternative: Gibt es ein Genre, mit dem ihr euch besonders verwurzelt fühlt?

Oh -das bedeutet das du uns schon länger kennst? Das freut uns zu hören! Ja, und wie es bereits oben erwähnt wurde -die Schublade für uns gibt es nicht. Oder sie ist sehr leer -weil es eben nicht viele Bands gibt die dort eine bleibe finden. Man kann aber sicherlich sagen das wir eine starke Bindung zum Gothic haben -nicht zuletzt aufgrund der textuellen Lyrik die wir haben. POSTMORTEM ist jedoch härter, elektronischer, reifer und intensiver als unser Erstlingswerk DIE WAHRHEIT. Viele Elemente aus diversen Genres haben ihren Platz in unseren Songs gefunden und sich verwurzelt.

DMW: Wenn ihr euch für das nächste Album einen Gastsänger aussuchen könntet, wen würdet ihr nehmen, und wieso?

Es gibt vermutlich eine Menge guter Sänger da draussen, die es wert sind hier genannt zu werden.. Aber wir würden hier sicherlich den Herrn Lindemann nennen wollen -man kann nun darüber streiten ob er als Sänger zu sehen ist -aber unbestreitbar ist er ein außergewöhnlicher Künstler der polarisiert wie vielleicht kein Zweiter. Und wir glauben das Nemesis einzigartiger Gesang perfekt mit der Art und Weise wie Till seine Gesangparts inszeniert harmonieren würde und ein Ergebnis entstehen würde das seinesgleichen sucht.

DMW: Ihr habt diesem Jahr auf dem WGT die Bühne gerockt. War das eigentlich euer erste Teilnahme am WGT? Und wenn ja, wie war das Erlebnis für euch?

ja, es war unsere erste Erfahrung auf dem WGT und wir können einstimmig zugeben: Wir lieben Leipzig!! Das WGT ist definitiv ein absolutes Highlight im Festivalsommer und auch in unserer Historie. Sehr viel positives Feedback, unglaublich warmherzige Menschen die uns unterstützt haben, mit denen wir Gespräche führen durften, die wir kennenlernen durften. Wir hoffen sehr das wir nächstes Jahr ein grosses Wiedersehen und Hallo feiern dürfen -die Sixtina in Leipzig ist aber auch sonst einen Besuch wert! Wie heißt es so schön? Gekommen als Gäste -gegangen als Freunde!

DMW: Was war allgemein der bisherige beste Moment als Band?

Gibt es das? Es ist schwierig -DER beste Moment ist vermutlich nicht zu bestimmen. Aber es gibt viele tolle Erlebnisse. 2005 haben wir in Luxemburg vor 8000 Leuten gespielt, die uns danach dann unseren kompletten Merchbestand aufgekauft hatten -wir waren blank -alles verkauft. Oder als wir das erste mal unser Video zum Song RAUS gesehen haben -Gänsehaut pur! Ivan Maras hat hier sensationelles geleistet und wir sind mächtig stolz gewesen (und sind es immer noch). Oder eben auch die tollen Erlebnisse auf dem WGT dieses Jahr. Ebenso aber sind es auch vermeidlich kleine Dinge: wenn wir geniale Vocalspuren aufgenommen haben und dort bereits spüren es wird ein Hammergeiler Song und es sich alles zusammenfügt. Oder wenn unser großer Fan und Freund Bolly nach vielen Jahren Begleitung und nachdem sie viele Konzerte von uns gesehen hat uns zum Song Post Mortem gratuliert, weil er so toll geworden ist. Wir könnten glaub noch mehr erzählen -aber wie gesagt: DER beste Moment -wir sind dankbar das es eigentlich so viele beste Momente gibt!

DMW: Zum Schluss möchte ich mich bei euch recht herzlich für das Interview bedanken und wünsche euch Euch für die Zukunft weiterhin viel Erfolg.

Wir haben zu danken! Danke für das Interview und allen Lesern von Darkmusicworld -wir freuen uns wenn wir euch auf einem Konzert persönlich kennenlernen dürfen!

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