Hocico – Artificial Extinction (CD-Kritik)

HOCICO – 1993 von den beiden Mexikanern Erk Aicrag (Lyrics & Vocals ) und Racso Agroyam (Programming) gegründet war nicht vorhersehbar wie erfolgreich der Brachial-Electro-Act eines Tages sein würde. Auch nach über 25 Jahren ist das Duo weder altersmilde noch leiser geworden – ganz im Gegenteil, die Urväter des Hard Electro treiben noch immer ihr Unwesen und drehen wieder voll auf. In ihrer bisherigen Karriere wurden 3 Demotaps, die in Eigenregie erschienen, über 10 Studioalben, 1 Live-Album, 2 EPs und 7 MCDs via Out of Line veröffentlicht und zahlreiche Shows und Festivalauftritte weltweit absolviert. Zuletzt sorgten HOCICO mit ihrem Longplayer „Ofensor“ (2015) und dem längst überfälligen „Best Of“-Album „The Spell Of The Spider“ (2017) für Furore. Vier Jahre nach dem Output „Ofensor“ ist es nun endlich soweit: „Artificial Extinction“ – so lautet der Name des neuen Full-Length-Album, das 11 neue Tracks beinhaltet und am 19.07.2019 via Out of Line in den Handel kommen wird.

Der Einstieg mit der Singleauskopplung „Dark Sunday“ in den neuen Silberling gelingt mit der kurzen Einspielung einer künstlichen Opernstimme über dem tiefgründig bösen Soundteppich ziemlich überraschend. Schade, dass diese Stimme als Aufmerksammacher im Lied nicht wieder aufgenommen wird. Der nächste Titel „El Ballet Mecanico“ ist ein langsames geradezu verträumtes Instrumental, das nur so vor Empfindsamkeit vibriert. Hört man genauer hin, erklingen lauter ungewöhnliche Töne, die so gar nichts Weiches an sich haben, sondern wie trockenes Holz knarren und knarzen. Zum Ende des Tracks nehmen die Disharmonien zu und reißen die Hörer aus der anfänglichen Komfortzone. Cool gemacht! Die knarzigen Sounds werden zum nächsten Stück „Artificial Extinction“ durchgereicht. Da fiepst es fies weiter zu den typischen Industrial Maschinensounds im moderaten Tempo. Der Titel plätschert etwas lustlos dahin. „Blinded Race“ ist ein weiteres Instrumental, dass mit sphärischen, weichen Sounds spielt. Es endet nach langen viereinhalb Minuten mit Voice-Einspielungen. So entspannend wie es ist, wirkt es doch zu lang. „Shut Me down!“ ist kraftvoller Haudrauf-Industrial mit orientalischem Flair, was ziemlich ungewöhnlich klingt mit dem Streichinstrument aus der Welt der morgenlän- dischen Musik. Mit „Psychonaut“, einer weiteren Singleauskopplung, dreht HOCICO richtig auf und mächtig an der Tempo-Stellschraube. Der Sound ist für einen Industrial-Track recht filigran und dürfte jede Tanzfläche bestens mit Zappelnden füllen. So fein geht es weiter mit dem komplexeren „Damaged“. Zwischen dem fetten Soundbrett sind viele verschie- dene Klänge verborgen für Klangliebhaber. „Breathing Under Your Feet“ zeichnet sich durch einen leichten Breakbeat aus. Die Synthieklänge sind weich und wabern sphärisch um die geflüsterten Spoken Words. Dieser Track ist zwar kaum für den Tanzboden gedacht, aber schafft eine beklemmende, düstere Atmosphäre. Der Breakbeat wird in „Cross The Line“, einer weiteren Singleauskopplung, härter und schneller nach einer hysterischen Voiceeinspielung. Da klingen HOCICO so bissig wie eh und je. Das spanische „Palabras de Sangre“ bekam ungewöhnlich viel Hall verpasst, der den diabolischen Unterton des Titels perfekt weiter transportiert. Der letzte Titel des Albums „Quiet Zone (in dead silence)“ erklingt mit klaren, voluminösen Glockentönen. Das Tempo wurde wieder zurückge- nommen. Ohne die verzerrte Stimme hätte dieser Track Synthiepopqualitäten.

Fazit: Der neue Silberling des mexikanischen Duos liegt im guten Mittelfeld der bisherigen Outputs. Das Album hat ein paar wenige Schwachstellen, aber auch Stärken und faszinier- ende Tracks, die zum Teil ungewöhnliches zu Gehör bringen. Da lässt sich HOCICO noch was einfallen und feilt im Detail an verspielten Ideen und ungewöhnlichen Sounds.

Tracklist:

01. Dark Sunday
02. El Ballet Mecanico
03. Artificial Extinction
04. Blinded Race
05. Shut Me down!
06. Psychonaut
07. Damaged
08. Breathing Under Your Feet
09. Cross The Line
10. Palabras de Sangre
11. Quiet Zone (in dead silence)

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VÖ: 19.07.2019
Genre: Brachial-Electro
Label: Out of Line Music

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