Heldmaschine – Live + Laut (CD-Kritik)

Die HELDMASCHINE rollt wieder – und zwar nicht nur das „R“: Nach dem großen Erfolg auf dem Wacken Open Air im Sommer 2017 und ihr eigens arrangiertes Indoor-Festival „Nacht Der Helden“, welches Ende Dezember in der Oberhausener Turbinenhalle stattfand, legt die NDH-Band um Frontmann René Anlauff 2018 ihr erstes Live-Album vor. Nach vier erfolgreich veröffentlichten Studioalben ist jetzt für die 5 Koblenzer die Zeit ge- kommen auch mal das einmalige und hautnahe Erlebnis eines Live-Konzerts zu dokumentieren, um es mittels Live-CD für die Nachwelt festzuhalten. Das Album trägt den Titel „Live + Laut“ und erscheint am 26. Januar 2018 via Mp-Records. Normalerweise sollte gleichzeitig mit der Live-CD auch eine Live-DVD veröffentlicht werden, weil sich aber die Jungs noch ein paar extra-spezielle Extras für ihre Anhängerschaft überlegt haben, kommt diese erst zu einem späteren Zeitpunkt in den Handel. Hier ist also noch etwas Geduld angesagt!

„Ihr seid so fucking geil!“ Welch eine Liebeserklärung von den harten Jungs von der Heldmaschine an ihre Fans! So ist dieses Live-Album auch zu verstehen: Eine Band feiert seine Fans und beglückt sie mit einem Live-Album im 7. Jahr ihres Bestehens, das nicht nur einfach laut ist, wie es der Titel spricht, sondern auch absolut bombastisch … und mit Liebe gespielt. Das „Live + Laut“ Album wartet auf mit zwei CDs vollgepackt mit knapp zwei Stunden geballter Heldenpower verteilt auf 22 Titeln. Angefangen mit „Himmelskörper“, dass mit einem langgezogenen Intro die Spannung der Fans schon im Vorfeld in die Höhe treibt. Das Heldmaschine großartige Musiker sind, muss man nicht extra erwähnen, die mit Können und Wissen um wirkungsvolle Kompositionen ihrer Stücke und das Timing ihrer Bühnenshows brillieren. Sie beherrschen ihr Handwerkszeug. Das berühmte Lied Nr. 3 bei Konzerten! „Kennt ihr den?“ — Jubel, das ist „Schwerelos“ vom Album „Lügen“. Spätestens beim dem Lied sollte das Publikum mitgehen mit der Dynamik. Das ist bei den Heldenfans ja nicht schwer, die schon die Band feiern, während diese noch die Instrumente stimmt. Aber tatsächlich legen sie hier noch eine Schippe drauf und lassen die Fans nicht mehr vom Haken, denn es folgt ein Kracher nach dem anderen mit „Collateral“, „Radioaktiv“, „Heldmaschine“, „Spieglein, Spieglein“. Letzteres mit sehr klar akzentuierten Synthieein- spielungen, was Heldmaschine diesen Hauch Industrialcharme verpasst. Mit dem brachialen „Ich komme“ hauen sie ihrem Publikum eine ganze Basslast um die Ohren und spätestens bei diesem Titel müsste wirklicher jeder in diesem Konzertsaal nassgeschwitzt gewesen sein. Selbst vom passiven Zuhören wird man ganz atemlos! Wow! Welch eine Wucht!! Gut, dass Heldmaschine auch ruhiger können „Kein Zurück!“. Böse, dunkle Geschichten wie „Nachts am Kanal“ erzählt man zu technoiden Elementen noch viel lieber und sie kommen damit viel schöner und kühler rüber, was man spätestens seit dem Album „Propaganda“ weiß. Aber Heldmaschine zeigen, dass sie auch anders können: Poetische Elemente und unglaublich dichte Momente erzeugen eine unerträgliche Spannung in der Stille dieses Stückes: „Die Braut, das Meer“. Alle singen ergriffen mit. Ganz ungewöhnlich ziert ein klassisches Gitarrensolo diesen Titel. „Maskenschlacht“ erfreut das Publikum mit einem sinfonischen Einstieg. Das Publikum tobt und ist schier hysterisch nach mehr: Heldmaschine liefert ohne Unterlass. Ein guter Vertreter für ihren augenzwinkernden Witz ist der Titel „R“ — über das rollende R, der live einen massiv hypnotischen Charakter hat. „Ihr könnt noch, oder? Dann geht mal aaaab!“ Wie sollte das bei einem Titel wie „Auf allen Vieren“ auch anders sein, wenn der ganze Saal Kopfkino hat bei diesen und anderen doppeldeutigen Texten und nicht mehr aufhören kann zu singen. Der letzte Titel „Weiter“ ist der Name Programm und hier kommt das gute, alte Stagediving zum Einsatz: Der Einsatz der Band ist zuletzt auch ein sportlicher.

Fazit: Was dieses Live-Album sehr anschaulich transportiert ist die absolute Hingabe der Band an ihre Musik und die fulminante Dynamik, mit der sie ihre Konzerte spielen, wohl wissend, das diese Dynamik ohne die Bereitschaft ihrer Fans sich mit hineinzugeben, nicht zustände käme. Es ist bei dieser Aufnahme faszinierend, wie es das Publikum immer wieder durch leidenschaftliches Mitsingen und Klatschen schafft, die Band selbst zu begeisterten Ausrufen wie „Hammer! Ihr seid so geil!“ zu animieren. Eine Band und ihre Fans — diese hier lieben sich einfach! Ein tolles Live-Album mit guter Titelauswahl und großartiger Dynamik, eben mit Liebe gemacht.

Tracklist:

CD1:

01. Himmelskörper (live)
02. Alles eins (live)
03. Schwerelos (live)
04. Collateral (live)
05. Radioaktiv (live)
06. Heldmaschine (live)
07. Spieglein, Spieglein (live)
08. Ich komme (live)
09. Kein Zurück (live)
10. Herz aus Stein (live)
11. Auf dünnem Eis (live)

CD2:

01. Nachts am Kanal (live)
02. Die Braut, das Meer (live)
03. Der Hammer fällt (live)
04. Maskenschlacht (live)
05. Wer einmal lügt (live)
06. Propaganda (live)
07. Kreuzzug (live)
08. Copyright (live)
09. Auf allen Vieren (live)
10. Gammelfleisch (live)
11. Weiter! (live)

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VÖ: 26.01.2018
Genre: NDH
Label: Mp-Records

HELDMASCHINE im Web:

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