Harpyie – Blutbann (CD-Kritik)

HARPYIEKaum ein halbes Jahr ist es her, dass die Folk-Metaller von HARPYIE mit ihrem Coveralbum MINNEWAR die Fans in die geheimnisvolle Megalopolis Knight City entführt haben und nun steht gleich der nächste Longplayer ins Haus. Mit ihrem neuen Werk BLUTBANN wenden sich HARPYIE wieder den düsteren Themen zu. Auf insgesamt 12 Tracks erwarten den Hörer schaurig schöne Geschichten über Vampire, Mörder und Geister. Es geht um Liebe, Tod und Angst, aber auch um Zusammenhalt und das Überwinden der eigenen Dämonen. Stets untermalt von dem wuchtigen und epochalen Folkmetal-Sound, den man von der Band in den letzten Jahren gewöhnt war, nur das er dieses Mal passend zur Thematik noch etwas böser und aggressiver aus den Boxen dröhnt. (Quelle: Pressetext)

Das härtere Gewand der Instrumentierung tut HARPYIE außerordentlich gut. Auf den 12 Tracks geht es kompromisslos in nur eine Richtung. Mit Vollgas nach vorne. Das Schlagzeug dominiert häufig und auch der Tausch von Geige auf Drehleier macht sich bezahlt. Im Ge- samtpaket wirkt vieles sehr viel stimmiger als noch auf vergangenen Werken. Die deutliche Weiterentwicklung der Band hört man aber nicht nur in der Instrumentierung, auch an der bisherigen Schwachstelle, dem Gesang, wurde viel gearbeitet. Die vereinzelt eingesetzten Screams klingen deutlich ausgereifter und gekonnter als noch in der Vergangenheit und auch beim hauptsächlich eingesetzten Klargesang hört man deutlich eine positive Entwick- lung. Das musikalische Erlebnis in seiner Gesamtheit erinnert auch nur noch in wenigen Aspekten wirklich an Folkmetal. Eine Genrebezeichnung, die auf den Großteil der Songs eher passen würde, ist der klassische Gothic-Rock gepaart mit einigen NDH-Elementen (zum Beispiel im Song „Verräterisches Herz“). Passend dazu haben sich HARPYIE den einzig wahren Meister dieses Fachs zur Seite gezogen. Niemand geringeres als ASP hat den Ostwestfalen seine Stimme geliehen. Im Song „Nachftalter“, der bereits mitsamt Video veröffentlicht wurde, gibt es ein wunderschönes Duett, das ganz tief unter die Haut geht. Thematisch wird der Zusammenhalt in der schwarzen Szene auf wunderschöne Weise besungen und die Vielfalt herausgestellt, was diese Subgruppe so besonders macht. Auch eine Hommage an ASP wurde im Text untergebracht („Wie schwarze Schmetterlinge schweben wir und tanzen leise legionenfach und fliehen weiter vor dem Tag“). Dies ist nicht das einzig eingearbeitete Textelement, das anderen Künstlern Tribut zollt – in „Dunkel- schwarz“ kommt in sehr bekannter Melodie die Textpassage „Eckstein, Eckstein, alles muss versteckt sein“ vor die wir so aus dem Szeneklassiker „Augen auf“ von Oomph! kennen. Um auf die Songtexte sprechen zu kommen, muss man leider hier feststellen, dass dies die größte Schwachstelle auf BLUTBANN ist. Zwar erzählt jeder Text seine ganz eigene Ge- schichte, aber bei den meisten Songs werden mit ideenlos wirkenden Strophen nur Szeneklischees bedient. Wirkliche Tiefgründigkeit oder Aussagekraft vermisst man leider bei den allermeisten Songs. Das ist eine Tatsache, über die man aber großzügig dank der vorteil- haften Instrumentierung hinwegsehen kann.

Fazit: Nach diesem Album haben es sich HARPYIE durchaus verdient gemacht, ernstge- nommen zu werden. Auch wenn es natürlich noch die eine oder andere Schwachstelle gibt (vor allem die Texte) hört man eine ganz deutliche Entwicklung in allen Bereichen. Die musikalische Weiterentwicklung in härtere Gefilde hat dem Klang der Band sehr gut getan und die Weichen für weitere Etappen wurden richtiggestellt.

Tracklist:

01. Blutadler
02. Angst im Wald
03. Liebe auf den ersten Biss
04. Die Geister die ich rief
05. Dunkelschwarz
06. Nachtfalter feat. ASP
07. Verräterisches Herz
08. Fang mich ein
09. Wir sind die Nacht
10. Vampir
11. Okkult
12. Ich glaub dir nicht

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Release: 28.01.2022
Genre: Mittelalter/Folkmetal
Label: Metalville

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