FAELDER – Unheilbar (CD-Kritik)

Unter dem geheimnisvollen Namen FAELDER haben sich Members von Unheilig und In Extremo zu einer Allstarformation zusammen geschlossen, um allen ruhelosen Seelen mit ihrer atmosphärischen Mischung aus kraftvollem Rock und hymnischem Pop neues Heim zu geben. Mit seinem atmosphärischen Breitwand-Mix aus mitreißen- dem Rock und bombastisch arrangiertem Pop Noir stellt das Allstar-Quintett das ideale Bindeglied zwischen der Alternative-Subkultur und dem Mainstream dar. Rockige Gitarren verschmelzen mit modernen Electro-Beats, dramatisch inszenierte Klassikelemente treffen auf packende Melodien, die von der markanten Bariton-Stimme Kai Niemanns und seinen deutschen Lyrics voller Melancholie und Weltschmerz veredelt werden. Faelder vereinen die Kontraste aus Hell und Dunkel, Eingängigkeit und Schwermut, Romantik und Moderne zu einer schwarz funkelnden Symbiose, die unter der Ägide von Producer Vincent Sorg auf dem Debütalbum „Unheilbar“ festgehalten wurde. „Große Gefühle wie Schmerz oder Enttäuschung haben in meinen Augen auch eine angemessen große Umsetzung mit viel Bombast und Pathos verdient“, so Sänger Kai Niemann. „Mich interessieren die menschlichen Abgründe“. (Quelle: Pressetext)

Hier liegt es nun also vor, dass Album „Unheilig“, äh… „Unheilbar“! Ein typischer Fall eines Freud’schen Versprechers, denn der neuen Supergroup FAELDER aus Mitgliedern von In Extremo und Unheilig wohnt definitiv einigem der Graf’schen Pop-Rock-Ästhetik inne. Während letztgenannter Graf sich so halb zurückgezogen hat, aber auch gleichzeitig irgendwie nicht wegzukriegen ist (dieses Jahr erschien wieder ein in seiner Notwendigkeit fragwürdiges Demo- album als Beiwerk zur Sortiria-Platte „Hallo Leben“), führt dieses Grüppchen das Erbe der ehemaligen Deutschrockgiganten um einiges stilvoller weiter als die 2014 offiziell für beendet erklärte Aachener Gruppe selbst.

Bei FAELDER gibt es auf zwölf Tracks in der Standard-Version düster angehauchten Pop-Rock mit düsteren Texten und einer Stimme, die beim Kitzeln der tiefen Töne schon einiges mit dem Graf-Timbre gemeinsam hat. Die Songs sind aufgrund der hochkarätigen Besetzung durch- gängig hochwertig, eingängig und radiotauglich. Pop ist ja nicht immer gleich ein disqualifizier- endes Etikett. Mit „Halt die Welt fest“ gibt es zum Beispiel einen richtig guten Hitsong, der kein Tanzbein ungeschwungen lässt, während der Opener „Wo ist das Meer“ mit einer würdevollen Schwere daherkommt, wie man es nicht so häufig vorfindet. „Alles vergeht“ hin- gegen ist eine mit Wave-Pianos angereicherte, schöne Ballade, und der Titeltrack „Unheilbar“ kommt mit Revolverheld-esker Stadiontauglichkeit daher, ohne dabei an Stil zu verlieren.

„Nah“ und „Geh aus meinem Leben“ wecken gute Erinnerungen an Bands wie Ich+Ich, „Ich bin schon tot“ hingegen reichert das basslastige Instrumental mit U-Boot-Sounds an, sodass man sich fast so fühlt wie auf den ersten Eisbrecher-Alben. „Kein Zurück“ schließt dieses vielseitige Album mit dem Gefühl des Fernwehs ab. Der Kahn legt ab, zieht Richtung Horizont, die Sonne geht unter. Große Arrangements zwischen Arena und Szeneclub, durch- gängig lupenreine Melodien mit angenehmen Vocals durchziehen diese Platte. Als Bonustrack gibt es das nach der „Große Freiheit“-Phase von Unheilig erstaunlich heavy, aber groove- lastig klingende, flotte „Nie wieder“ und – wie schon auf der aktuellen Best Of von Eisbrecher – ein Cover des Rio Reiser-Songs „Menschenfresser“. Ein Song, der es schafft, auch nach über dreißig Jahren den Puls der Zeit zu treffen.

Fazit: Es ist davon auszugehen, dass FAELDER es fertig bringen werden, mit diesem Album einiges an Aufmerksamkeit zu generieren und vielleicht sogar den einen oder anderen heiß begehrten AirPlay-Platz zu ergattern. Die Songs existieren auch außerhalb des Szene-Kontexts und zeigen, dass „massentauglich“ und „Pop-Rock“ nicht unbedingt negative Attribute sein müssen. Klar, für den Fan des Komplexen und Anspruchsvollen ist diese Platte vielleicht nicht der Jahrhundertwurf, aber Laune kann „Unheilbar“ mit dieser stilvollen Mischung aus Melancholie und Stadionrock auf jeden Fall bereiten. Ein großes Publikum für diese Musik gibt es auf jeden Fall – und dieses wird sich auf ein sehr rundes Album freuen dürfen. Meine persönlichen Highlights: „Halt die Welt fest“, „Mondenschein“ und der Bonustrack „Nie wieder“. Die anderen Songs schließen sich kurz danach an – denn einen Reinfall gibt es auf diesem Album nicht. All Killer – no Filler. Kurzum: ein gutes Debütalbum mit vielen schönen Nummern.

Tracklist:

01 Wo ist das Meer
02 Halt die Welt fest
03 Unheilbar
04 Licht von dir
05 Mondenschein
06 Alles vergeht
07 Nur ein Mensch
08 Geh aus meinem Leben
09 Nah
10 Ich bin schon tot
11 Weinendes Herz
12 Kein Zurück
13 Nie wieder (Bonustrack)
14 Menschenfresser (Bonustrack)

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VÖ: 30. November 2018
Genre: Pop Rock
Label: Vertigo Berlin (Universal Music)

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