Ewigheim – Irrlichter (CD-Kritik)

Bereits seit 1999 besteht die Band EWIGHEIM. Als Zweitprojekt von Eisregen Schlagzeuger Ronny ‚Yantit‘ Fimmel zusammen mit The Vision Bleak Sänger Allen B. Konstanz werden hier Wege eingeschlagen, die mit ihren eigentlichen Bands nicht harmoniert hätten. Quasi ein musikalisches Projektil zur Selbstverwirklichung und Darstellung der eigenen Vorstellungen von Goth Rock. Wie Ewigheim selber sagt, ganz ohne Kitsch, dafür mit viel gutem Geschmack. Immer Mal wieder wird es ruhig um Ewigheim, aber jedes Mal kommen sie nach einiger Zeit wieder empor mit neuen Werken und machen erneut auf sich aufmerksam. In den Jahren gereift und mittlerweile viel mehr als nur ein Nebenprojekt erscheint Anfang 2019 das mittlerweile siebte Studioalbum der Thüringer, dass auf den klangvollen Namen „Irrlichter“ hört.

Aber von vorne und in aller Ruhe. Der Langspieler umfasst im Gesamten leider nur zehn Songs, die zumindest von der Titelliste viel Raum für Spekulationen offen lassen. Von ganz zart bis ganz hart scheint alles dabei zu sein. Im Detail betrachtet, beginnt das Album mit „Und es wird Licht“. Ruhige Pianoklänge, soweit nicht ungewöhnlich für Ewigheim leiten den Song ein. Der leise Gesang ist sehr stark im Hintergrund gehalten und zusammen mit dem biblisch anmutenden Titel klingt der Track im Gesamten schon ziemlich religiös. „Und es wird Licht“ kann man wohl eher als Intro betrachten und den richtigen Einstieg in Irrlichter findet man dann mit „Alles wird gut“. Das Tempo wird moderat gehalten, harte Instrumente eher hintergründlich, eher dominant finden sich immer wieder zarte Klaviertöne. Erst gegen Hälfte des Songs, mit Einsetzen des Refrains bekommen die Instrumente mehr Power und drängen mehr in den Vordergrund. Metallisches Klappern, Dröhnen und Knarzen leitet Track Nr.3 „Leuchtturm“ ein. Kombiniert mit dem Gesang aus dem Intro „Und es wird Licht“ wird langsam in den Song hineingezoomt. Mit jeder Sekunde folgt etwas mehr Kraft, etwas mehr Tiefe und mehr Emotionen. Immer wiederkehrende ruhige Passagen, gefolgt von kraftvollen Abschnitten verleihen den Song eine ganz eigene emotionale Basis und vermitteln ein ganz spezielles Feeling. Ein bisschen flotter, dafür aber mit ein bisschen weniger Feingefühl geht es mit „C’est la vie“ in großen Schritten auf die Halbzeit zu. Ein dominanteres Schlagzeug im eingängigen Rhythmus treibt den Song flott voran. Bei den, hier doch häufiger vorkommenden hohen Tönen, klingt der Gesang leider manches Mal etwas fehlplatziert. Das ist sehr schade, denn abgesehen davon (und von dem sehr abrupten Ende) hat der Song doch sehr viel Charme. Deutlich härter, aber dennoch zart ist der Beginn von „Verzeih mir“. Laut und dröhnend trifft auf ruhig und hintergründlich. Viele Kontraste in einem Song vereint, aber das muss man sagen funktioniert richtig gut. Lange Instrumentalabschnitte sorgen hier für eine entspannte Atmosphäre, der Gesang kantig und auch leicht bedrohlich als Gegenstück hierzu. Wie ein hallendes Xylophon, leicht elektronisch anmutend startet „Nackt und blutend“. Dieses Element findet sich im Verlauf des Songs immer wieder und spannt so einen Rahmen um die verschiedenen Abschnitte und Soli, die hier zu finden und mehr als hörenswert sind. Wir bleiben leicht elektronisch und nehmen Tempo auf. „Ein Flügel bleibt dir noch“ klingt ähnlich ruhig und melancholisch wie die vorangegangenen Songs, hat aber dennoch einen bedrohlichen Unterton und auch das Zusammenspiel wirkt etwas hektischer als davor. Mit „Vom Mond gemalt“ startet wir ins letzte Drittel. Deutlich rockiger zu Beginn, als alles bisher gehörte, wird in „Ein Flügel bleibt dir noch“ das aufgenommene Tempo gehalten und sogar noch ein bisschen On TOP gegeben und experimentell mit Tempowechseln gespielt. „Spinnenkind“ wurde bereits vorab veröffentlicht und konnte auf ganzer Linie überzeugen. Die Kommentare sind überwiegend positiv und tatsächlich war es sehr klug diesen Song als Vorabauskopplung auszuwählen. In knapp sechs Minuten hat man hier das Gefühl des gesamten Albums einmal eingefangen. Ein Song, bei dem man ganz tief und intensiv einfach nur fühlen kann. Als letzter Song darf natürlich der namensgebende Track „Irrlicht“ nicht fehlen. Zarter Beginn, knackiger Mittelteil mit viel musikalischer Abwechslung und zartem Ende. Ein ruhiger Rahmen, der echte musikalische Kunst umspannt. Mehr muss man dazu nicht sagen.

Fazit: Ein bisschen Kitsch muss immer sein. Auch wenn er bei EWIGHEIM ein bisschen versteckt liegt und sich hinter einer dunklen Fassade versteckt. „Irrlicht“ ist kein Album um die Stimmung zu lockern, oder zu feiern, aber absolut perfekt für die aktuelle Jahreszeit, mit dunklen Abenden und hellem Kerzenschein.

Tracklist:

01. Und es wird Licht
02. Alles wird gut
03. Leuchtturm
04. C’est la vie
05. Verzeih mir
06. Nackt und blutend
07. Ein Flügel bleibt dir noch
08. Vom Mond gemalt
09. Spinnenkind
10. Irrlicht

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VÖ: 18.01.2019
Genre: Dark Metal
Label: Golden Church (Edel)

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