Empirion – I Am Electronic / Red Noise (EP-Kritik)

Die am 21. September als Vinyl (4 Tracks) und CD (6 Tracks) erscheinende Doppel-A-Seiten EP -I Am Electronic / Red Noise- ist mehr als nur ein erster kurzer Blick auf das sehnsüchtig erwartete Comeback-Album -Resume- der englischen Trance/EBM-Formation Empirion. Das erste Material des Essexer Duos seit über 20 Jahren ist wahrscheinlich gleichzeitig ihr mit Abstand stärkster Output bisher. Flankiert von starken Remixen und zwei exklusiven Tracks repräsentieren die beiden A-Seiten -I Am Electronic- und -Red Noise- jeweils einen Stil der Band: -I Am Electronic- ist ein krachendes Breakbeat-Gewitter garniert mit unvergesslichen vocoderisierten Computerstimmen-Arrangements, der den Track sicher zu einem der erfolgreichsten Underground Clubhits der zweiten Jahreshälte machen dürfte. -Red Noise- steht dagegen für die EBM-Roots der Band und präsentiert einen Hybriden aus dem Sound von Nitzer Ebb mit IDM-Elementen und starken (menschlichen) Vocals. Mensch gegen Maschine: Wer wird sich durchsetzen? In drei simplen Worten: Unglaublich starkes Come- back! (Quelle: Pressetext)

Allmächtiger Breakbeat! „I Am Electronic“ erinnert mit seinem wuchtigen Breakbeat nicht von ungefähr an „The Prodigy – Firestarter“, für dessen großartigen Remix sich „Empirion“ 1996 auszeichneten hat. Nach der schicksalhaften musikalischen Pause ist „Empirion“ wieder auf dem Markt und knüpft direkt bei ihren Erfolgen an. Gut ins Ohr geht der Voice-Loop „I Am Electronic“, der jeweils seine Betonung nach der Rhythmik ändert. Dies ist der absolute Dancefloor-Killersong! „Red Noise“ dagegen, hat einen gradlinigen Four-to-the-floor Rhythmus im EBM-Stil. Dazu feuern im Stakkato sägende Sounds den Beat an und hinterlassen Industrialfeeling. Die Melodieloops hypnotisieren in Technomanier und die Filter kriechen quälend langsam an einer irre langen Hüllkurve entlang. Ein sehr kalter und harter Track. Das deutsche Elektro-Projekt –Rotersand– fügt dem gradlinigen Titel „Red Noise (Rotersand Rework) eine komplexere Rhythmik und vermehrt luftige und sphärische Sounds hinzu. Der Effekt ist größere, emotionale Dramatik. „Strange“ lässt ein klassisch anmutendes Thema als Einstieg hören. Es werden Stimmen eines TV-Spots eingespielt. Hier verlassen „Empirion“ den eher minimalistischen Weg und dichte Streicher dürfen sich atmosphärisch ausbreiten. Im Hintergrund ertönt wiederholt ein verzerrter Schrei und klirrendes Glas. Der Track spielt mit Klangcollagen und wirkt psychedelisch. Der Remix von Pete Crossman von „I Am Electronic“ (Pete Crossman Victory Pill Remix) hat etwas Leichtes und Verspieltes. Die Sounds sind weicher und breiter, die Basslinie weniger wuchtig. Der Titel erhielt durch diesen Remix eine melodiösere Struktur, die schon fast provokant poppig die harten Beats umweht. Als früherer Wegbegleiter ist es nur logisch, dass „Pete Crossmann“ hier mitwirkt, und das tut er zum großen Nutzen für diese EP. „Clear The Area“ fällt mit einer fast discomäßig gespielten Hihat auf, die Baseline ist durchgehend. Die Hihat scheppert wie nix Gutes, im Hintergrund ertönt wieder eine Klangcollage aus Polizei-Sirenen, Stimmen, was die hypnotische Partystimmung angenehm unterbricht. In diesem Titel fügen sich unterschiedliche Stimmungen zusammen zwischen Partystimmung und Bedrohung. Sehr spannend inszenierter Song!

Fazit: „Empirion“ hat neben eigenen Stücken einige bemerkenswerte Remixe für namhafte, Stil prägende Bands wie „The Prodigy“ oder „Front242“ erstellt und sich schnell einen Namen gemacht. Diese frühen Einflüsse werden auf dem nach langer Pause entstandener EP geltend gemacht, so werden schon fast klassisch zu nennende Elemente aus der „Hoch“-Zeit des Techno und Breakbeat benutzt: Unglaublicher Wumms in den Tiefen, hypnotisch und tendenziell minimalistisch Kompositionen. Die Sounds klingen voll im Klangspektrum und trocken im Anschlag. Diese EP ist ein wahrhaft gelungener Anschluss an alte Zeiten, der geschickt mit verschiedenen Einflüssen der elektronischen Musik spielt.

Tracklist:

01. I Am Electronic
02. Red Noise
03. Red Noise (Rotersand Rework)
04. Strange
05. I Am Electronic (Pete Crossman ‚Victory Pill‘ Remix)
06. Clear the Area

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VÖ: 21.09.2018
Genre: ELECTRONIC/TECHNO/INDUSTRIAL/EBM
Label: Dependent (Alive)

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