Devil-M – Astharat (CD-Kritik)

Devil-MDer Embryogott lebt, es ist Zeit für ein neues Devil-M Album! Was erwartet Einen, wenn Deutschlands wildeste Industrial-Metal Band das geht noch eine Ecke krasser! brüllt? Wahnsinn? Tobsucht? Tollwut? Vermutlich Alles – mit Astharat beweisen die vier manisch depressiven Dreadheads ein Wunderwerk aus beklemmendem Hörgenuss und audiophilem Krieg. Und jetzt erstmalig sogar in der eigenen deutschen Muttersprache, was den Wahnsinn noch greifbarer macht. Das Konzept des an- stehenden Longplayers findet seinen Anfang bereits 2014: Astharat gilt bereits im Debütalbum Revenge of the Antichrist als Protagonist, dersich gegen Ende fälschlicher- weise schitzophren wähnte und sich darauf mehrfach das Leben zu nehmen versucht. Nun wird ein Blick hinter den Kulissen gewagt: Wie könnte solch eine zerrüttete Existenz sein? Was fühlt diese Person? Der Kontext ist ein in Audiospur gegoßenes Sinnbild dessen, was in uns Allen schlummert: Blanke Wut. Wir haben Alle tief in uns eine schlummernde Person, die wir Niemandem zeigen. Und das ist unser Embryogott, ein egoistisches Ekel mit Hang zum Sadismus. Aus kleinen Puzzle-Teilen formt sich das dritte Album der Band zu einer Energie-Kuppel, die sich zunehmend aufbläht, implodiert und schlagartig nochmal in die Luft erhebt. Neben gewohnt starken Sounds a là Marilyn Manson oder Psyclon Nine, nimmt uns Astharat auf eine musikalische Reise, die sowohl drückend finster, als auch rauchig laut ist. (Quelle: Pressetext)

Das neue Album der Industrial-Metaller aus Oldenburg beginnt mit einem dreiteiligen Requiem of Liturgy. Der erste Part „Act 1 – The Rising“ ist ein Intro der Verzweiflung und des Wahnsinns — dem Grundthema des Albums, was sich zu jeder Sekunde musikalisch beklemmend in die Ohren bohrt. „Act 2 – The Ceremony“ zieht das Tempo an. Die verzerrte Gitarre und die starken Effekte auf der Flüsterstimme verursachen gänsehäutiges Horrorfilmgefühl. Voice-Einspielungen leiten zum dritten Teil „Act 3 – The Fall“ über. Das grausame Schreien im Hintergrund hält an, als bräche gerade die Zombie-Apokalypse aus. Nach dem „Requiem“ ist glasklar, wohin auf diesem Album die Reise: Mitten in den Wahnsinn. Es geht weiter so —„Faszination“ nimmt Rhythmus und Gitarrenspiel aus dem Requiem auf und macht einen krachenden Headbanger Song daraus. Das ist mächtig! Und welch Überraschung: Die Vocals sind deutsch. Der Song wird durch ein kleines Pattern geschickt übergeleitet in den nächsten „1000 Augen“. Auch dieser lässt es krachen. Der knackige EBM-Beat und die E-Gitarre hämmern präzise wie eine Maschine auf die Nerven ein. Der geflüsterte Text macht es richtig unheimlich. Ebenso unheilschwanger rollt „Marylin Medusa“ heran. Wohl nicht ohne Zufall, dass der Titelname an den Schockrocker Marilyn Manson erinnert. „Embryogott“, so lautet übrigens auch das Motto der komm- enden Tour, ist eine kurze Überleitung von 44 Sekunden unterlegt mit den Schmerzens- schreien eines gequälten Menschen. In dem deutschen Titel „Auf Stand“ sind englische Passagen versteckt. Hier wird mit den Gegensätzen der rauen und der ruhigen schon fast melodisch zu nennenden Parts gespielt. „Saint Astharat“ geht nah an eines der Vorbilder (Marilyn Manson) von Devil-M heran. Das kann es definitiv nicht verleugnen. Mit dem Instrumental „Embryo“ verbindet sich „Saint Astharat“ mit dem Erzengel „Gabriel“. Das allgegenwärtige Weinen und Wehklagen wird im Titel noch durch irrsinniges Gelächter angereichert. Bestimmend ist dennoch ein knackig rockiges Thema. „Addendum“ fällt etwas aus dem Rahmen allein durch den schwebenden Gitarrenklang und durch den Rhythmus in Slow Motion. Nach all dem Entsetzen, das dieses Album prägt, ist dieses Stück eine Erholung des angegriffenen Seelenkostüms. Zum Schluss lässt Devil-M es nochmals krachen mit „Third Nostril“, was ähnlich wie ein sogenannter Ghost-Track lange nach- klingt.

Fazit: Durch die fließenden Übergänge gleitet ein Song in den nächsten über. So wirkt es wie aus einem Guss und folgt einer inneren Logik. Der rote Faden ist der Ritt durch den Wahnsinn. Verstörend und beklemmend wie der Besuch in einem Horror-Irrenhaus. Als Nebenwirkung dieses Albums sollte aufgedruckt sein, dass man möglicherweise Stimmen in seinem Kopf hört und nach dem Hören unter Verfolgungswahn leidet. Es ist harte Kost, aber spannend gemacht und von hoher emotionaler Dichte, die kaum auszuhalten ist.

Tracklist:

01. Requiem of Liturgy (Act 1: The Rising)
02. Requiem of Liturgy (Act 2: The Ceremony)
03. Requiem of Liturgy (Act 3: The Fall)
04. Faszination
05. 1000 Augen
06. Marilyn Medusa
07. Embryogott
08. Auf Stand
09. Saint Astharat
10. Embryo
11. Gabriel
12. Addendum
13. Third Nostril

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Release: 28.02.2020
Genre: Industrial Rock
Label: Danse Macabre

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