Clan of Xymox – Spider On the Wall (CD-Kritik)

Clan of XymoxSie haben noch immer nicht genug – auch nach mehr als drei Jahrzehnten legen Clan of Xymox noch einen drauf und produzieren ein neues Studioalbum, wenn ich mich nicht verzählt habe, dürfe es Nummer 16 sein. Eine beeindruckende Zahl, wenn man bedenkt, dass es viele Bands gibt, die zwar ähnlich viele Jahre auf dem Buckel haben, aber dennoch nicht von eine zweistellige Albumanzahl berichten können. Auch wenn nicht alle vergangenen Werke von Erfolg gekrönt waren, haben sich Clan of Xymox immer wieder zu ihren Wurzeln besonnen und zeigen nun mit Spider on the Wall, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören.

Der Langspieler umfasst zehn Songs, die alle durch treibende Synthie-Sounds aufwarten können. Entweder scheinen die Klänge in der Luft zu schweben, wie im vorab veröffent- lichten Song „Lovers“, oder sie dominieren markant wie im treibenden Track „All I Ever Know“. Hier wird der Gesang gekonnt zurückgehalten und in den Hintergrund gedrängt. Seine einzige Aufgabe scheint es zu sein, die Melodie an einzelnen Stellen zu unterstützen und Highlights zu setzen. Normalerweise kennt man das andersherum, dass der Gesang getragen und verstärkt wird, hier wird das bekannte umgedreht und so zum einzigartigen Stilmittel. Als solches kann man das gesamte Album bezeichnen, ein großes Stilmittel, welches gekonnt durch die verschiedensten Stimmungen führt. Immer ein bisschen hinter vorgehaltener Hand, als ob dem Hörer nicht alles offenbart wird. Immer ein bisschen geheimnisvoll, den Spannungsbogen in unermessliche streckend und auf vollkommene Art und Weise unvollkommen. Man erwartet nach jeder Zeile, nach jeder Strophe eine musikalische Explosion einen klanggewaltigen Höhepunkt und den allumfassenden Refrain. Aber genau das bekommt man nicht. Die Klänge verwickeln sich in einnehmende Harmonien, die gar nicht recht zu trennen sind, sondern ein großes Gesamtkunstwerk ergeben, dass man nicht in die gewohnten Muster stecken kann. Clan of Xymox waren schon immer für ihre fließenden Melodien und die einnehmende Instrumentierung bekannt, aber mit Spider on the Wall haben sie dem Ganzen noch einmal die Krone aufgesetzt und ihr Können bewiesen. Mit einem eher ruhig anmutenden Langspieler dennoch soviel unterschwelligen Druck nach vorne zu erzeugen, ist eine große Leistung, die ihres gleichen sucht. Die Tracks einzeln betrachtet sind jeweils schon eine Schau, aber hört man das Album in einem Rutsch durch, wagt man eine Art Konzept zu erkennen. Eine Klimax die sich durch die zehn Songs zieht und von komplexer Melancholie bis zur unwirklichen Extase führt. Geschickt eingesetzte Effekte setzten an den richtigen Stellen die gewünschten Highlights, ohne aber die Songs zu überlagern oder gar überladen zu wirken. Das Zusammenspiel, die Abmischung und jeweilige Gewichtung und Priorisierung ist in den Songs hervorragend gelungen und kann vom ersten bis zum letzten Klang auf voller Linie überzeugen. Der Abschluss den „See You On The Other Side“ bildet, ist auf jeden Fall nochmal erwähnenswert. Die Klänge scheinen von einer Leichtigkeit, dass sie direkt nach dem Hören verfliegen, aber von immer wiederkehrenden Melodien eingeholt werden. Die sich immer wieder überlagernden Klänge und Textpassagen sorgen für einen echohaften Effekt, der den Hörer mit dem Gefühl der Trance zurücklässt. Einen besseren Song hätte es zum Beenden dieses Langspielers nicht gegeben.

Fazit: Die Musik von Clan of Xymox kann man mit einem Wimmelbild vergleichen. Auf den ersten Blick unruhig und wild zusammengewürfelt, erkennt man bei genauerem Hinsehen doch eine Art stimmiges Konzept und jedes Mal ein faszinierendes Detail mehr. Dieses Können haben sie mit Spider on the Wall erneut zelebriert und meiner Meinung nach auf die Spitze getrieben. Selten haben einfache Klänge so komplex gewirkt und komplexe Abfolgen soviel Leichtigkeit versprüht. Wieder mal ist Clan of Xymox etwas ganz Großes gelungen.

Tracklist:

01. She
02. Lovers
03. Into The Unknown
04. All I Ever Know
05. I Don’t Like Myself
06. Spider On The Wall
07. When We Were Young
08. Black Mirror
09. My New Lows
10. See You On The Other Side

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VÖ: 24.07.2020
Genre: Gothic
Label: Trisol Music Group

Clan Of Xymox im Web:

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