Black Inhale – Resilience (CD-Kritik)

Erst wenn man Rückschläge erlebt hat, kann man gestärkt daraus hervorkommen – so wie die österreichische Metal-Band Black Inhale. Das dritte Album der Wiener stand kurz vor dem Songwriting schon vor dem Aus, da sowohl Bass, als auch Gitarre neu besetzt werden mussten. Eigentlich ein Mammutprojekt, da ja nicht nur das musikalische Können und die gemeinsame Vorstellung von Musik ein wichtiges Kriterium ist, sondern auch menschlich sollte man ja auf der gleichen Wellenlinie sein, wenn man für längere Zeit zusam- men Musik machen will. Hier zeigte sich aber wieder einmal, wie stark die Bindung durch Musik sein kann und wie schnell Fremde zu Freunden werden können. Mit Andrés Cuenca als neuen Gitarristen und Mauro Putzer am Bass fand man Verstärkung, die nicht nur perfekt in das musikalische Konzept von Black Inhale passen, sondern auch noch viele eigene Ideen einbringen und so maßgeblich am neuen Album Resilience beteiligt sind. Der Langspieler erscheint am 29.05.2020 via Stamping Ground Records / Warner Music und umfasst 10 Songs.

Jetzt haben wir also ein Album einer neu zusammengewürfelten Band, der der Einfluss durch neue Musiker offensichtlich sehr gut getan hat. Das ist zumindest die Meinung, die ich nach dem ersten Hören vertreten würde. Resilience ist im Vergleich zu den Vorgänger- werken Rule of Force (2011) oder A Doctrine of Vultures (2016) deutlich durchdachter, ein Gesamtkonzept herrscht vor und die Komposition klingt satter und reifer. Klar liegen dazwischen fast zehn Jahre, das darf man nicht außer Acht lassen, aber man kann einen deutlichen qualitativen Anstieg nicht von der Hand weißen. Dem Bandmotto „Nothing but pure Metal“ wird weiterhin gerecht geworden, nur, dass das notwendige Fünkchen Mut und Experimentierfreude noch hinzugefügt wurde. So sind die Intros der einzelnen Songs länger und spielfreudiger geworden. Zum Beispiel in „Final Sorrow“ holen den Hörer die schnellen Gitarrenriffs und das flotte Schlagzeug von der ersten Sekunde an ab und ein gleich zu Beginn kann der neue Gitarrist Andrés Cuenca zeigen, was in ihm steckt. Der Gesang von Raffael „Schlo“ Trimmal fügt sich dann hervorragend in das Gesamtkonzept ein und die regelmäßigen Wechsel zwischen Klargesang und leichten Growling vollenden das gelungene Gesamtkonzept. Die Songs treiben fast alle stark nach vorne und geben ein ordentliches Tempo vor. Vor allem das exzellent gespielte Schlagzeug kann hier immer wieder überzeugen. Nach den ersten vier Songs Vollgas ist es dann eine willkommene Abwechslung, aber auch eine große Überraschung, dass mit „Absorbing Energy“ das Tempo komplett rausgenommen wird. Der Fokus liegt hier auf den Saiteninstrumenten und zartes Gezupfe führt durch den rein instrumental gehaltenen Song. Zwar steigt das Tempo kurz an, im Großen und Ganzen kann man dem Song aber balladeske Züge nachsagen. Auch Song Nummer 9 „Illusion“ ist ein reines Instrumental, auch wenn hier die vermittelte Stimmung nicht entschleunigend, sondern eher bedrückend und angstein- flößend ist. Die Stimmung wird im folgenden Track „The Cube“ aufgenommen, der thematisch wie wenig menschlich die Menschheit eigentlich noch ist und wie sehr wir alle bewusst oder unterbewusst fremdgesteuert werden. Black Inhale verbinden also ihr musikalisches Talent mit aussagestarken Texten. Auch der namensgebende Titelsong „Resilience“, was übrigens von dem lateinischen resilire stammt, was so viel bedeutet, wie zurückspringen oder abprallen, zeigt mit klaren Worten Missstände auf und ruft dazu auf, aufzustehen, aktiv zu werden und sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.

Fazit: Das Album passt mit seinen Aussagen perfekt in die heutige Zeit. Gestärkt aus der Krise gehen, das ist das was sich alle zu Zeiten von Corona wünschen. Black Inhale treffen perfekt den Zahn der Zeit, und schaffen es mit ihrer Musik Mut zu machen, aber auch für etwas willkommene Abwechslung zu sorgen. So kann man für ein paar Minuten den Kopf ausschalten und sich von den harten Klängen der Wiener Metaller tragen lassen und alles um sich rum vergessen.

Tracklist:

01. Dissociation
02. Escape Room
03. Final Sorrow
04. The 4th Dimension
05. Absorbing Energy
06. Resilience
07. Jaded
08. My Wish 2 Bleed
09. Illusion
10 The Cube

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Release: 29.05.2020
Genre: Metal
Label: Stamping Ground Records

Black Inhale im Web:

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