Betontod – Pace Per Sempre (CD Kritik)

BetontodDa schlägt das Deutschrockherz ganz hoch und schnell! Betontod veröffentlichen am 29. Oktober 2021 ihr neues Studioalbum. In den letzten Jahrzehnten hat sich das niederrheinische Quintett auch über die Szenegrenzen hinaus einen Namen gemacht und werden nicht müde immer und immer wieder Missstände anzuprangern und ihre Meinung laut und ungeschönt kundzutun. Im Presse- text werden sie auch vollkommen zurecht in einem Atemzug mit Szenegrößen wie Ton Steine Scherben, Slime und Abwärts genannt, die in den vergangenen Dekaden den Weg für Künstler wie Betontod geebnet haben. Uns jetzt stehen sie da mit ihrem in Regenbogenfarben strahlenden Album Pace per Sempre (Frieden für immer) und treffen den aktuellen Zeitgeist zu 100 %.

“Nie zuvor gab es gefühlt mehr Fronten, an den es heute zu kämpfen und sich klar zu positio- nieren gilt. Homophobie, Rassismus, Radikalismus, Kindesmissbrauch durch kirchliche Institu- tionen, Verschwörungstheorien, Korruption, Umweltzerstörung. Eine schwarze Liste, die sich endlos fortsetzen ließe. Wegducken und Klappehalten war noch nie eine Option. Jedenfalls nicht für eine Band wie Betontod. Viva la Gegenkultur!” (Quelle: Presstext)

Natürlich sind Betontod nicht nur ernst, man ist es gewohnt, dass man auch ordentlich feiern, singen und lachen kann. Auch das kommt auf Pace per Sempre nicht zu kurz. So gibt es mit „Jogginghose forever“ eine Liebeserklärung an das von Karl Lagerfeld am meisten gehasste Kleidungsstück und mit „Wir feiern dich“ eine wunderschöne gesungene Hom- mage an den einen besonderen Menschen, den jeder kennt, der es schafft die Sonne scheinen zu lassen und auch die dunkelsten Zeiten weniger trostlos erscheinen zu lassen. Hier liegt der Fokus aber auf offener, respektvoller Gesellschaftskritik und der Finger wird tief und deutlich in klaffende Wunden gelegt. „Hals-Maul-Arsch-Gesicht“ ein Wortspiel, festgehalten in einem Song gegen rechts und gegen die „das war schon immer so“ Mentalität. Das alles wird verpackt in einer Verpackung aus Deutschpunk mit Metalein- flüssen. Pace per Sempre ist deutlich mehr auf die Fresse – musikalisch gesehen – als noch der Vorgänger Vamos!. Die Gitarren treiben deutlich nach vorne und motivieren schon beim ersten Hören zum Pogo. Live wird jeder einzelne Song zum Abriss sämtlicher Konzerthallen führen. Die Energie der Songs springt einem förmlich entgegen und reißt vom ersten bis zum letzten Ton mit. Ein Flow, den man im gesamten Album auch nicht verlässt. Die obliga- torische Ballade, der Moment zum Verschnaufen, fehlt hier nämlich gänzlich. Das ist weder Kritik noch ein Problem, denn Abwechslung gibt es in den zwölf Songs nämlich auch so genug. Melodische Gitarrenriffs leiten in flotte Refrains, schnelle Wechsel oder hervorragend geeignete Mitgrölparts sorgen dafür, dass es nie langweilig wird. Auch der ein oder andere experimentelle Part weckt zwischenzeitlich richtiges Discofeeling („Retro“). Pace per Sempre lässt also keine Wünsche offen? So gesehen – nein. Bei keinem der Songs hat man das Bedürfnis zu skippen oder läuft Gefahr, ihn schon nach kürzester Zeit totgehört zu haben. Was allerdings auch fehlt, ist dieser eine Song, den man 10 – 20 Mal in Dauerschleife hören kann, der dann immer und immer besser wird. Alle Songs auf dem Langspieler sind gut und haben ihre absolute Daseinsberechtigung, nur dieser eine Song, der aus der Masse sticht, den gibt es auf Pace per Sempre meiner Meinung nach nicht. Das ist aber Meckern auf hohem Niveau, denn jeder Fan von kratzigen Gesang, brechenden Gitarren und durchdring- enden Drums kommen auf jeden Fall auf ihre Kosten.

Fazit: “Statt unsere alten Probleme endlich in den Griff zu kriegen, kommen immer mehr dazu. Die Geschichte zeigt, dass es einfach nicht aufhört. Man lernt nichts aus der Vergangenheit, sondern macht die gleichen Fehler, nur in immer neuen Formen. Um so wichtiger ist es für uns, immer wieder dagegenzuhalten. Wir sehnen uns danach, endlich Frieden zu haben. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. Diese Platte ist eine Kampfansage an all jene, die sich gegen eine weltoffene und vielschichtige Gesellschaft richten”, so Frank Vohwinkel.

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen! Pace per Sempre ist genau das – eine musikalische Kampfansage – und noch dazu eine, die verdammt gut klingt! Jeder, der auch nur ein bisschen Spaß an Punk und Deutschrock hat, sei dieses Album ans Herz gelegt, denn es ist ein Paradebeispiel dessen, was dieses Genre ausmacht!

Tracklist:

01. Regenbogen
02. Hals-Maul-Arsch-Gesicht
03. Retro
04. Pech und Schwefel
05. Jogginghose forever
06. Der Kaiser
07. Wirklich wichtig
08. Wir feiern dich
09. Fliegen
10. Bist du da
11. Schatten und Licht
12. Mitternacht

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Release: 29.10.2021
Gerne: Punk- / Deutschrock
Label: Betontod Records

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