Der zweite Tag des Amphi Festivals beinhaltete einige Überraschungen; negative als auch positive. Beginnend mit den Opener des Festivals. Auf der Mainstage durften ES23 den Tag einläuten. Mit ihren heißen elektronischen Beats lockten sie viele Fans, aber auch neugierige Besucher vor die Bühne. Der Mix aus brachialen und melodischen Liedern stieß auf großen Anklang und neue Fans haben sich garantiert gefunden. Schon nach der ersten Band folgte das Kontrastprogramm mit Heldmaschine. Im Rahmen ihrer Tour konnten sie es sich nicht nehmen lassen, auch das Publikum auf dem Amphi Festival mit ihren Fans „Live + Laut“ zu sein. Fans der rockig harten Töne konnten hier ihre Haare schütteln. Ein herrlicher Anblick. Die Klänge blieben hart, aber das Genre wurde erneut gewechselt. Neuroticfish knallten ihre Beats durch die Menge und löste eine ausgelassene Stimmung aus. Diese wurde zum Tanzen oder gemütlichen Schunkeln genutzt. Je nachdem was die Hitze zuließ. Anschließend wurden die Klänge langsamer und melodischer. Qntal vereinen mittelalterlichen Sound mit klangvollen Rhyth- men und Beats. Die einzigartige Stimme Sigrid Hausens komplettiert das Ganze. Auch schufen sie den perfekten Übergang zu dem darauf- folgenden Act. Solar Fake wurden von manche heiß ersehnt erwartet, denn die Musik lädt wahrlich zum Träumen ein und die willkommene Abwechslung wurde auch gerne genutzt.
Mit hoher Vorfreude sollte nach Solar Fake Agonoize die Masse ordentlich zum Beben bringen. Was das Publikum allerdings bekommen hat, war ein quengeliger Sänger, der seinen Frust über das Kunstblutverbot auf das Publikum ablud. Respektlos und mit schlechter Tonqualität boten Agonoize wohl das mit Abstand schlechteste Konzert auf diesem Festival. Respektloses Verhalten und schlechter Sound dominierten den Gig. Auch wenn der Frust verständ- lich ist, sollte eine Band in der Lage sein zumindest für die Fans Stimmung zu machen und wenn dies nur noch mit Kunstblut funktioniert ist definitiv was falsch gelaufen. Mehrere Fans waren sogar maßlos enttäuscht. OOMPH! hingegen ließen das Geschehene schnell vergessen. Musikalisch und auch in Sachen Bühnenpräsenz legten die Drei einen 1-A-Auftritt hin. Die deutschen Texte luden zum Mitsingen ein und auch der Sound schlug ein wie eine Bombe. Manch einer dürfte glücklich darüber sein OOMPH! in ihrer Szene zu wissen und sie live erleben zu dürfen.
Auf der Mainstage war es auch schon Zeit für den Headliner des Tages. Dieser sollte niemand anderes sein als unsere altbekannten Freunden von And One. Steve hat seinen Ruf als springende Hupfdohle schon weg und genau dafür liebt das Publikum ihn. Bei And One ist es immer wieder ein Erlebnis dabei zu sein. Auch wenn sie sich sehr oft die Ehre geben und nahezu jedes Festival mitnehmen, sind die Emotionen das was ein And One Konzert ausma- chen und diese sind jedes Mal anders. And One geben mit ihrer Musik so viel. Die Fans können ihre Lieblingshits genießen und Neueinsteiger feiern den bunt elektronischen Mix.
Nicht nur auf der Mainstage ging es heiß her. Sowohl auf der Theater, als auch auf der Orbit Stage war einiges los. Ehrlich gesagt, fällt es schwer was man schreiben soll, denn jede einzelne Band hat auf ihre Art und Weise das Publikum in ihren Bann gezogen. Dafür bedienten sie sich nicht vielen Extras oder legten eine extravagante Bühnenshow hin. Nun gut, dass dies keine Band gemacht hat, wäre gelogen.
Denn Grausame Töchter verstanden es, Kunst und Musik in ein harmonisches Verhältnis zu bringen. Die außergewöhnliche Musik in Kombination mit einer soft erotischen Bühnen- show boten Streicheleinheiten für mehrere Sinne. Aranea Peel spielte mit einer Leichtigkeit mit dem Publikum und erinnerte mit ihren großen Augen und der starken Gesichtsmimik an Nina Hagen. Wer diesem Gig beiwohnte, hat was für sein Geld bekommen. So viel steht fest.
Auch der anschließende Auftritt von Joachim Witt konnte sich sehen lassen. Nach einer Hommage Aranea Peels, durften die Fans den „Goldenen Reiter“ von Monsieur Witt persönlich hören. Dies war aber nicht der einzige Track, der die Zuhörer zum Feiern brachte. Ob nun „Herr der Berge“ oder „Die Flut“, jede Generation hat seinen eigenen Witt Song, der ihn an seine Jugendzeit erinnert. Welcher Song das genau ist, muss nicht verraten werden. Optisch hat der Mann sich auch sehr verändert. Ein langer weißer Bart und die Haare zu einem Zopf zusammengebunden. Tanztechnisch wissen wir, dass Joachim Witt keinen Preis gewinnen wird, aber es macht ihm und den Zuschauern einfach nur Spaß ausgelassen zu feiern. Mittlerweile kann man Joachim Witt als ein Urgestein der Musik- geschichte ansehen, der mit seinen vielen Facetten oft bewies, dass er durch die ver- schiedenen Genres springen kann. Da freut es die Szene natürlich umso mehr, dass er bei ihnen geblieben ist. Das zeigten auch die Repräsentanten der Szene, die ihren Grufti-Opi feierte.
Doch auch die kleinen Namen strahlten an diesem Tag in leuchtenden Großbuchstaben. Einige Stunden bevor Joachim Witt die Orbit Stage betrat, läuteten Rroyce den Tag auf der MS RheinEnergie ein. Viele Fans sind dafür angereist, um ihre Lieblingssynthpopband zu unterstützen. Leicht nervös, aber dennoch sympathisch moderierte Sänger Casi durch die Rroyce Playlist. Interaktion mit dem Publikum war auch gegeben und sie servierten ein musikalisches Potpourri aus ihren Alben „Dreams & Doubts & Fears“ und „Karoshi“. Begeisterung auf ganzer Linie.
Musikalisch blieb es bunt auf der Orbit Stage. Ob nun elektronisch schwerfällige Beats mit Scheuber, folklorisch , romantische und klassische Musik mit Corde Oblique oder der beliebten Stimme Sonja Kraus‘ mit ihrem Projekt Persephone. Alle haben auf ihre Art das Amphi auf ihre Weise besonders gemacht, und wenn einem die Musik nicht zusagte, konnte schließlich auf andere Bühnen oder viele anderen Aktivitäten frönen. Sei es sich durch diverse Stände zu futtern oder den Kleiderschrank aufzubessern.
Musik ist und bleibt jedoch das Hauptaugenmerk und für Herzen die nur auf Elektronik funktionieren, hat seine Nische vor der Theater Stage gefunden. SynthAttack hatten vor mit ihren knallhartem Sound die Menge zu wecken und dies ist ihnen auch wunderbar gelungen. Der Anfang von einem elektrolastigen Tag. Hart und mit viel Wumms drangen die Tracks von SynthAttack in die Ohren der Masse und diese genoss den Sound in vollen Zügen. Sweden wants to dominate the World. Zumindest hätte man dies denken können, wenn man die Herren von Priest sah. Mit ihren Masken und den harten Synthiesound, der unheilschwangere Beats mitbrachte, eroberten sie zumindest die Theater Stage und zogen ihre Fans magisch an. Mit Grendel wurde das Level der aggressiven Elektromusik aufrechterhalten. Im Dunkeln kommen natürlich vor allem Licht- shows ganz gut. Das dachten sich auch Grendel und untermalten ihre Musik mit einer dazu passenden Lichtshow. Mit Mad Sin wurde dem Publikum nochmal gezeigt, wie Musik mit richti- gen Instrumenten klingt. Mit Rockabilly kommt man bei den Besuchern immer gut an und so war es auch, dass Mad Sin schnell mit dem Publikum warm wurden und ausgelassen eine Party feiern konnten. Wer es weiterhin im Thea- ter aushielt, der konnte wieder ein Urgestein der Szene sehen. Girls Under Glass boten dem Publikum einen gelungenen Mix aus Rock, Elektro und Metal. Vorreiter des Martial Industrial konnte man anschließend erleben. In The Nursery verbreiten seit 1981 ihre Musik durch die Welt und tauchen auch auf diversen Filmsoundtracks u.a. für Game Of Thrones. Ein must see also. Das dachten sich auch viele weitere und füllten die Theater Stage. Mit ihrem, im Gegensatz zu den Vorgängern, ruhigere Musik konnte man schon erahnen, dass auch der zweite Tag des Amphi Festivals sich dem Ende neigt.
Doch eine Band war noch übrig, die es lohnt sie einmal gesehen zu haben. Goethes Erben sollten die Headliner auf der Theater Stage sein. Ihr Stil prägte nicht nur Jahrzehnte ihre Musik, sondern beeinflusste auch die Dark Wave und Gothic Szene. Deshalb war es nicht überraschend, dass sie Massen an Fans von And One und Joachm Witt weglocken konnten. Oswald Henke zog die Leute mit seinem eigensinnigen Charme in seine Fänge. Sobald man sich auf die Musik eingelassen hat, konnten auch Neulinge sich von der Musik hinreißen lassen.
Wer dieses Jahr auf dem Amphi Festival in Köln war, der konnte einen genialen Mix aus der schwarzen Szene sehen. Je nach Band und Bühne war der Sound mal mehr und mal weniger gut. Manche Bands haben sich getraut neue Sachen in ihre Playlist zu packen und trauten sich den Fans auch mal aus der Reserve zu holen, andere hingegen blieben bei ihren altbewährten Tracks. Obwohl es hinter den Kulissen zu Ärger kam, muss man es nicht auf die Bühne mitnehmen und Fans leiden lassen.
Doch auch künstlerische Leckerbissen wurden dieses Jahr wieder geboten, wo nicht nur die Ohren angesprochen wurden. Neben dem ganzen musikalischen Treiben auf der Bühne war auch die Location wieder ein Besuch wert. Wenn die Tanzbeine mal eine Pause brauchten, konnte man an den Strand gehen oder sich auf dem Deck der MS Rhein Energie die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Auch die kostenlosen Trinkspender waren ein Segen. Die Shoppingmöglichkeiten waren vielfältig und jeder hat bestimmt an mindestens einem Stand ein bisschen Kleingeld verloren. Dass der Brunnen selbst zum Verweilen einlädt, ist jedes Jahr aufs Neue eine tolle Sache.
Was noch zu sagen bleibt: Centhron for Main Stage!
Amphi Festival im Web:
Hier unser Bilder vom Festival:
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….. weitere Bilder folgen!