TBOG – Flying With The Owl (CD-Kritik)

Verehrt oder gefürchtet, bewundert oder verfolgt, Sinnbild für Gut und Böse und zugleich Symbol der Weisheit, Beschützerin und Zauberin der Nacht. Wenn sich Songwriter und Sänger Michael Sele diesen faszinierenden Nachtvogel als Namensgeber zum neuen Album und Tournee zu eigen macht, darf man zurecht davon ausgehen, dass dieser mit Span- nung erwartete Eulen-Flug einen weiteren Meilen- stein in der mittlerweile zwölfjährigen Karriere des charismatischen Masterminds und seiner Band THE BEAUTY OF GEMINA einnehmen wird. Michael Sele stellt mit zwölf neuen Songs und zwei Instrumental Tracks auf dem bereits achten Studio-Album «Flying with the Owl» (Release: 12. Oktober) seine internationale Klasse als Komponist, Sänger, Arrangeur und Produzent erneut zweifelsfrei unter Beweis. (Quelle: Pressetext – NETINFECT)

Schmerzlich schön beginnt das neue Album der Schweizer mit dem sanften „River“. Gewohnt minimalistisch fließen die Töne dahin wie das Wasser in seinem Flussbett „far down the river“. Rockiger wird „Into My Arms“, dass seinen speziellen Drive durch das synkopische Spiel des Schlagzeugs erhält. Im Hintergrund erklingen Instrumente wie ein Akkordeon und auch eine Orgel, aber ganz dezent — fast unhörbar wie der Flug der Eule. Am Anfang sind zarte Flageoletttöne bei „Monsters“ zu hören und die Violine unterstützt mit lang gezogenen Tönen die stetig an- und abschwellende Dynamik dieses Titels. Die erste Single ist „Ghosts“: Americana meets Wave, das hätte einem Nick Cave auch gut gestanden! Das wäre der perfekte Soundtrack zu einem Roadmovie auf den ewig langen, geraden Highways der USA. Die Drums spielen einen schnellen Achtelrhythmus, während die zweite Gitarre monoton die Viertel mit nur wenigen Tönen zupft, der Bass darf dafür runter in den Keller der dunkelsten Töne zum Improvisieren. Das ergibt einen großartigen, hypnotischen Drive! Verloren und versonnen wirkt „In The Dark“, wo sich die beiden Gitar- ren und die Violine sanft umspielen. Melan- cholie pur!

„I Pray For You“ darf mehr krachen und folgt den Spuren des Dark Wave, jedenfalls was die Gitarrenbegleitung angeht. „Tunnel Of Pain“ ist wie „Ghosts“ ein Goth ’n’ Blues. Der Titel hat trotz seines bluesigen Charakters einiges an positiver Leichtigkeit an sich. Das mantramäßig wiederholte „again, again“ bohrt sich unwider- ruflich ins Gehirn. „Again“ tut es dem Opener „River“ gleich. Etwas mehr Tempo und Drive als dieser, aber mit derselben Beiläufigkeit schlüp- fen hypnotische Ohrwürmer in diesem Titel. Das dahin gehauchte „Shades Of Summer“ besticht durch Lagerfeuer-Feeling. Die Dramatik steigt zum Refrain hin an und wird ernsthaft und schwer. Die Ballade „Suicide Day“ fokussiert die Melancholie des ganzen Albums in den kurzen Momenten des Atemholens, der Stille. Breite Tonstrukturen verweben sich ineinander, einfache Tonfolgen umspielen sich, um einen mehrdimension- alen Klang miteinander zu erzeugen. „Suicide Day“ zeigt das Prinzip der Kompositions- technik von „The Beauty of Gemina“: herstellen von komplexen Klangteppichen durch Vereinfachung! Zum Abschluss des Werkes erklingt sehr organisch mit einem Gitarrensolo das Instrumental „Wood Song“.

Fazit: Musik ist das, was zwischen den Tönen in den Bruchteilen von Sekunden der Stille passiert. „The Beauty of Gemina“ ist es auf diesem Album gelungen, gewaltige Stille zwischen die Töne zu bannen. Der Sound ist vollkommen analog gehalten, und wenn Synthesizer zum Einsatz kamen, dann fällt es nicht auf. Allein die Mischung von Dark Wave Komponenten mit Bluesanteilen ist ungewöhnlich und beachtlich, wenn Goth und Blues eine Synthese eingeht. Die zarte, ätherische Schwingung des Albums ist so verwunderlich wie der fast unhörbare Flügelschlag der Eule, mit der „The Beauty of Gemina“ zu fliegen beabsichtigt. Dies ist Musik für sündhafte teure Kopfhörer oder Soundanlagen, die den transparenten Sound wiedergeben können. Diese Musik ist besonders geeignet für genießende Melancholiker, bodenständige Fantasten und träumende Realisten.

Tracklist:

01. RIVER
02. INTO MY ARMS
03. MONSTERS
04. GHOSTS
05. IN THE DARK
06. I PRAY FOR YOU
07. TUNNEL OF PAIN
08. AGAIN
09. SHADES OF SUMMER
10. SUICIDE DAY
11. WOOD SONG (INSTR.)

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VÖ: 12.10.2018
Genre: Dark Wave / Dark Rock / Gothic
Label: Tbog/Artist Ms (Alive)

THE BEAUTY OF GEMINA im Web:

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