Sällskapet – Disparition (CD-Kritik)

Das schwedische Ambient-Industrial-Trio SÄLLSKAPET (schwedisch für „Gesellschaft“ oder „Gemeinschaft“) wird am 16. März ihr neues Album „Dispartition“ via BMG und ADA Warner veröffentlichen. Es ist bereits der dritte Longplayer der Formation und der Nachfolger zwei sehr hochgelobten Werke, von denen es das Debütalbum sogar kurzzeitig an die Spitze der schwedischen Charts schaffte. Das Besondere an „Dispartition“ ist nun die Zusammenarbeit mit der in Berlin wohnenden Sängerin und Songschreiberin ANDREA SCHROEDER, die für ihre dunkle Altstimme bekannt ist. Selber hat sie bereits drei eigene Alben veröffentlicht, auf dem neuen SÄLLSKAPET-Album ist sie gleich bei acht der neun Tracks zu hören, bei denen sie auch textlich involviert war. (Quelle: Starkult Promotion) „Dispartition“ umfasst insgesamt 9 Stücke, die von Ossler and Hellberg produziert und von Michael Ilbert in den legendären Hansastudios in Berlin gemischt.

Gleich zu Beginn des Albums bohrt sich „Disparition, Pt. 1“ als wiegender Sechsachteltakt ins Ohr und ins Hirn. Es entfaltet sofort eine dramatische Sogwirkung ins gefühlte Chaos eines verzweifelten Trips durch eine dunkle, verregnete Großstadt. Etwas weniger drama- tisch erscheint „Morgenlicht“, psychedelisch nichtsdestoweniger wie der erste Titel. Andreas Stimme klingt hier wie der weibliche David Bowie. Aus dem ersten Track ist die Zeile „Die Zeit Vergeht“ entnommen und qualvoll langsam, herrlich hymnisch, leise auf Zehenspitzen nähert sich die Instrumentierung dem Gesang. Bezaubernd sind die zarten Streicher über den organischen Klängen des Klaviers im Dreivierteltakt. Wesentlich härter mit verzerrten Gitarren Instrumental „Westerplatte“ den Anschein eines Soundtracks aus einem modernen Western. Gut ab geht „L’Autostrada“. Es ist düster, treibend. Das Gefühl, auf einer dunklen Straße durch die Nacht zu fahren, vermittelt schon allein der druckvolle Rhythmus. Der Sprechgesang ist abgehoben in meditativer Selbstversunkenheit. Der Track setzt auf dem Album einen atmosphärischen Höhepunkt und verbindet sich deutlicher mit Industrialelementen als die Tracks davor. Bedrohlich klingt „Wandler“ mit tiefsttönenden Bass fast jenseits der Hörgrenze. Ebenso der Text, der sich jenseits des Realen im Traum- haften oder vielmehr Wahnhaften bewegt. Dazu die Sirenenchöre, die die Sinne verwirren. „Es ist nur ein Traum.“ Der „Waltzer“, natürlich im Dreivierteltakt, zelebriert in elegischer Langsamkeit die Sehnsucht, die sich nie ganz erfüllt. Ein elektrisches Brummen von Maschinen erschaffen eine unheimliche Atmosphäre. „Tiefenrausch“ entwickelt sich langsam aus den Geräuschen des Abtauchens. Es schwebt hymnisch dahin auf fluiden Klängen. „Disparition, Pt. 2“ ist das große Finale des Albums. „Die Zeit steht still!“. Das ist Sällskapet wirklich gelungen.

Fazit: Man ist sofort von der Sogwirkung des Albums angefixt. Augen schließen, lauschen, sich wiegen im Takt. Intensiv, manchmal quälend eindringlich. Der Aspekt des Industrial tritt verstärkt in den Hintergrund, dafür setzen Sällskapet auf große Emotionen, die tief runter in den Keller der menschlichen Gefühlswelt gehen. An manchen Stellen des Albums kommen Assoziationen zu David Bowies Schaffen auf. Trotzdem ist „Disparition“ ein einzigartiges Werk, das sich dem Thema Zeit widmet. Disparition als Verschwinden, Wegfall, Aus- oder Absterben ist gegenwärtig in jedem Titel des Albums. Zeit unwiderruflich vergangen und doch dreht sich alles im Kreise. Die Texte werden in deutscher Sprache gesungen von Andrea Schroeder aus Berlin, der es einfach beeindruckend gelingt, die Texte stilsicher zu deklamieren. Durch die Art des Ausdrucks und ihrer schönen Altstimme wirken die Lieder manchmal wie moderne Chansons in einem psychedelisch-avantgar- distischen Gewand. Dem Thema Zeit sich textlich und musikalisch nähernd erschaffen Sällskapet ein zeitloses Werk, was sich einer klaren Zuordnung entzieht. Man höre und lasse sich fallen.

Tracklist:

01. Disparition, Pt. 1
02. Morgenlicht
03. Die Zeit Vergeht
04. Westerplatte
05. L’autostrada
06. Wandler
07. Waltzer
08. Tiefenrausch
09. Disparition, Pt. 2

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VÖ: 16.03.2018
Genre: Ambient-Industrial Rock
Label: Bmg Rights Management (Warner)

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