Peter Heppner – TanzZwang (CD-Kritik)

Der deutsche Musiker, Songwriter und Musikproduzent Peter Heppner, der unter anderem durch sein Mitwirken bei der Synthie-Pop-Band Wolfsheim bekannt wurde, hat nicht nur eine der bekanntesten und markantesten Stimmen der deutschen Musiklandschaft, sondern ist seit nunmehr 30 Jahren auf den Bühnen in Deutschland und Europa unterwegs. Nach all den Jahren ist Heppner neben seinen Arbeiten mit der Band sowie als Solokünstler und durch zahlreichen Kollaborationen mit diversen Künstlern noch immer ein absoluter Dauergast in Radio- und TV-Sendern. Seit dem letzten Output „My Heart Of Stone“, das im Mai 2012 über Polydor (Universal Music) auf den Markt kam, warten die Fans nun schon sehnsüchtig auf das dritte Solo-Werk des Hamburgers. Doch das Warten soll sich jetzt doppelt auszahlen. Peter Heppner veröffentlicht nicht nur das lang ersehnte neue Album mit dem Namen „Confessions & Doubts“, sondern setzt noch einen oben drauf und überrascht seine treue Fangemeinde mit einem weiteren Album. „TanzZwang“ – so lautet der Titel des Dance-Albums, welches gleichzeitig, genauer gesagt am 28. September 2018, via Rca Deutschland (Sony Music) auf die Welt losgelassen wird.

‚Nomen est Omen‘ — so wird der Track „…und ich tanz“ nicht nur programmatisch an die erste Stelle gesetzt, sondern gleich doppelt als Remix von „Latches“ und „Pascal Reinhardt“ präsentiert. Erster Remix entspricht genau den Vorgaben eines tanzbaren Stückes. Es versprüht eine schier unheppnersche Fröhlichkeit und die Füße bewegen sich mit Leichtigkeit dazu. Das ist schön eingängig und poppig. Der Zweite ist nicht ganz so gradlinig und überrascht mit verfremdeten Voice-Effekten, die dem Stück einen fremd- artigen Touch geben. „All Is Shadow“ als Remix der Norweger Elektro-Ikone „Apoptygma Berzerk“ hat diese typische melancholische Note in einen galoppierenden Drive mit hypnotischem Charakter eingepackt. Keine melodiösen Schnörkel verwässern dieses trockene Elektroteil im Synthiepopstil. „Best Things In Life“ als Remix von „Salt & Waves“ lässt einen Touch von Ambient mit Ethno-Rhythmus hören, der nach Sommer, Sonne und Freiheit klingt. Dieser Titel wird zweifelsfrei jede Strandparty veredeln. Thematisch passend ist „Fremd in diesem Land“ als Remix von „VIZE“ mit einer düsteren Atmosphäre ausge- legt, was nicht daran hindert, ganz dem vorgegebenen Thema „TanzZwang“ entsprechend es mit Elementen des EDM (Eurodancemusic) zu bestücken. Dadurch wird dieses Lied trotz des schwierigen Textes clubtauglich. Aus der Reihe fällt „Hermann Hesse Nebel“, das von „Dirk Riegner“, dem Keyboarder der Live Band von Peter Heppner und Mitkomponist des neuen Albums, gemixt wurde. Eigentlich ist das überhaupt kein Dance Track, jeden- falls nicht so wie die anderen des Albums. Es ist melancholisch, düster & die Komposition ist psychedelisch angehaucht. Natürlich kann man auch auf langsame Titel wie diesen tan- zen, aber das wird dann eher im Shoegazing-Stil sein, mit dem gebremsten Ausdruck des Herzschmerzes und der Verzweiflung. Ganz anders ist „I Will hurt You“, der Mix von „Temple!“. Elektronisch verzerrte Ethno–Voices und ein tiefer, dumpfer Beat verpas- sen diesem Titel Dramatik, der nun wie ein verlangsamter Drum’n’Bass Track wirkt. „Just One Word“ als „Pix Tom Mix“ — klingt fast wie ein Wortspiel — ist ein Mix im Dark Elektro Stil mit breitem, düsteren Synthieteppich und harten, elektronischen Beats. Dieser Titel erinnert ziemlich an die alten Wolfsheim Lieder. Und ja, tanzbar ist es auf jeden Fall. „Schiller“ als altbekannter Musikerkollege darf auf diesem Album nicht fehlen. Man erinnert sich noch mit Gänsehaut an die gemeinsamen Projekte „Dream Of You“ und „I Feel You“. Mit „Once Again“ geht es dieses Mal nicht so eindeutig in die unwiderstehliche Melodiegenese, sondern in das instrumentale Ausbreiten eines orchestralen Gefühlsge- mäldes mittels der „Schiller“-typischen, episch weichen und organischen Synthieklängen: Eine Hymne aus dem Schiller-Universum! Eine vollkommen andere Richtung verfolgt der „Yann Lauren“ Remix „Sedate Yourself“ mit Trip Hop Einschlag und komplexer Rhythmik, der mit seinem ambienten Grundton Lounge Feeling verbreitet. Als letzter Vertreter der tanzbaren Elektromusik auf diesem Album fertigten „Sand & Pfeffer“ aus „Standing Tall“ einen weiteren Gute-Laune-Remix an, der filigran instrumentiert ist mit angedeuteten Harfengezupfe, weichen Trompetenklängen und hüpfendem Rhythmus, der im Gegensatz zur getragenen Gesangslinie „Heppners“ steht. Etwas überraschend kommt der abrupte Schluss. Gewollter Effekt, dass man lauschend den Kopf schief legt und sich fragt: „War es das?“? Dieses Album endet also mit einem Fragezeichen.

Fazit: Es ist ja nicht ungewöhnlich, dass Tracks zur Weiterbearbeitung als Remix weiterge- reicht und veröffentlicht werden, aber hier wurde dies mit einer stilbildenden Konsequenz betrieben, weil es von diesen Tracks kein Original gibt, sondern der Remix das Original darstellt. Die Intention dieses Werks ist es, die chronischen Nichttänzer „Peter Heppner“ und „Dirk Riegner“ zum Tanzen zu bewegen, wobei die beiden bisher visuelles Beweismaterial schuldig blieben, ob dies wirklich geklappt hat! Die etwas weniger Tanz- gehemmten kommen mit Remixes aus verschiedenen Sparten der elektronischen „Tanzmusik“ auf ihre Kosten, wobei die Auswahl der Produzenten schon experimentell gefärbt ist und eine sehr breite und populäre Palette der tanzbaren, elektronischen Musik abdeckt. Dieses Experiment ist durchaus interessant und zeigt wieder einmal, dass künstlerische Kooperation immer wieder Spannendes für die Ohren hervorbringt, wenn sie Genre übergreifend ist.

Tracklist:

1 …und ich tanz‘ (Latches Mix)
2 …und ich tanz‘ (Pascal Reinhardt Remix)
3 All Is Shadow (Apoptygma Berzerk Remix)
4 Best Things in Life (Salt & Waves Mix)
5 Fremd In Diesem Land (feat. Volkan) (Vize Remix)
6 Hermann Hesse: Im Nebel (Dirk Riegner Mix)
7 I Will Hurt You (Temple.Mix)
8 Just One Word (PixTom Mix)
9 Once Again (Schiller Remix)
10 Sedate Yourself (Yann Lauren Remix)
11 Standing Tall (Sand & Pfeffer Remix)

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VÖ: 28.09.2018
Genre: Synthie Pop, Dark Wave, Electronica
Label: Rca Deutschland (Sony Music)

Peter Heppner „Confessions & Doubts – Tour 2018
+ Special Guest: Leichtmatrose

15.11.18 Hamburg, Markthalle
16.11.18 Rostock, M.A.U. Club
17.11.18 Berlin, Huxleys Neue Welt
29.11.18 Hannover, Musikzentrum
30.11.18 Leipzig, Haus Leipzig
01.12.18 Glauchau, Alte Spinnerei
08.12.18 Magdeburg, Factory
09.12.18 Nürnberg, Hirsch
11.12.18 Stuttgart, Im Wizemann (Halle)
12.12.18 Zürich, X-TRA (CH)
14.12.18 Oberhausen, Kulttempel (Ausverkauft)
15.12.18 Langen, Neue Stadthalle
16.12.18 Köln, Live Music Hall

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