Lord of the Lost – Judas (CD-Kritik)

LORD OF THE LOSTLORD OF THE LOST kehren mit ihrem siebten Studioalbum JUDAS zurück und agieren wie gewohnt gänzlich befreit von musikalischen Fesseln und Genregrenzen. Mit der ausgefeilten und detailverliebten Veröffentlichung, die von Beginn an als Doppelalbum konzipiert war, zementieren die fünf Musiker ihre herausragende Position als Ausnahmekünstler und erklimmen das nächste Level mit ihrer bis dato innovativsten sowie reifsten Veröffentlichung, die in keine Schublade passen will. Mit ihrem neuen Album JUDAS gelingt es ihnen nicht nur, die Grenzen zwischen Gut und Böse thematisch zu verwischen und den sogenannten „heilvollen Verrat“ in ein harmonisches, und so noch nie da gewesenes Klangbild zu integrieren, sie beweisen auch ihre musikalische sowie textliche Entwicklung – wahrlich ein Opus Magnum! (Quelle: Pressetext)

Und weil ein Album aber nicht ausreicht, um die Geschichte von Judas Iscariot, der Jesus angeblich verraten haben soll, zu erzählen, besteht JUDAS auch aus zwei getrennten Alben, die sich gegenüberstehen und ergänzen. CD 1 hört auf den Namen Damnation (Verdam- mnis) enthält melodische und aufwendig komponierte Tracks, die sehr stimmungsvoll wirken. CD 2 trägt den Titel Salvation (Erlösung) und steht dem Ganzen in nichts nach und kann voller Komplexität und Umfang überzeugen. Wenn man eine grobe Differenzierung zwischen den beiden Teilen ziehen möchte, kann man sagen, dass Salvation etwas härter, rockiger und experimenteller klingt, während Damnation emotionaler und klassisch an- mutet. Was aber beide Teile gemeinsam haben, ist die atemberaubende Qualität, in welcher sie vom ersten bis zum letzten Ton produziert wurden. Beginnend von der komplexen Textung, der eindrucksvollen Instrumentierung über die hervorragende Abmischung bis hin zur eindrucksvollen Gestaltung von Artwork, CD Boxen und Merchandise. LORD OF THE LOST haben noch nie halbe Sachen gemacht, also fangen sie jetzt erst recht nicht damit an. Wird Chorgesang benötigt wie zum Beispiel in „For They Know Not What They Do“ wird auch der Gesang von einem echten Chor aufgenommen und nicht im Studio künstlich erzeugt. Ähnlich verhält es sich mit der Orgel in „Work of Salvation“. Hier wurden keine Mühen gescheut, das optimale Klangerlebnis zu erzeugen. Und das sind Mühen, die man hören kann. Vielschichtig legen sich die Klänge von Orchester, Gitarren, Synthesizern und Gesang übereinander und ergeben eine perfekte Symbiose. Egal in wie vielen Ebenen hier gearbeitet wird, das Klangergebnis ist jedes Mal phänomenal gut. Nie hat man das Gefühl, ein Instrument oder ein Effekt würde untergehen, nie klingt es hektisch oder durcheinander. Immer abwechselnd drängen sich die einzelnen Elemente wie Bässe, Gitarren oder Streicher in den Vordergrund, um ihre volle Wirkung erzeugen zu können, nur um binnen Sekunden wieder Raum zu bieten, der dann eindrucksvoll von der durchdringenden Stimme von Chris Harms eingenommen wird. Versucht man JUDAS oder LORD OF THE LOST im Allgemeinen in ein Genrekorsett zu zwängen, dann steht man mehr oder weniger hilflos vor einer Unzahl an Begriffen, bei denen man nicht weiß, wo man anfangen und wo aufhören soll. Ein bisschen was von allem ist dabei. Die Ursprünge im Gothrock sind noch zu erahnen, aber auch die immer stärker wirkenden Metaleinflüsse der letzten Jahre zeigen ganz deutlich ihre Spuren. Nicht so ausgeprägt wie beim Vorgänger Thornstar, dennoch klar hörbar. JUDAS zeigt sich als bisher melodischtes und harmonischtes Album. Vor allem der Background- und Chorgesang hat einen wichtigen Teil der Komposition übernommen. Dadurch bekommen die Songs noch mehr Tiefe verliehen. Diese Tiefe schafft es, dass die Songs vollgeladen sind mit Emotionen. Mit „Apokatastasis“ gibt es sogar einen reinen Instrumentalsong, der ein unwirkliches Gefühl zwischen Entspannung und Beklemmung auslöst. Egal welchen der insgesamt 24 Songs man herauspickt, man könnte über jeden eine Seite füllen. Sei es über die Aussage des Textes, was man noch zwischen den Zeilen lesen könnte, die Instrumen- tierung in all ihren Facetten, die bisher erschienen Musikvideos und die Aussage hinter diesem Konzeptalbum. Aber egal, welche Worte man finden mag, über verzerrte brechende Gitarren, wummernde Bässe oder zarte Streicher, es würde dem Album nicht gerecht werden. JUDAS muss man in all seinem gesamten Umfang hören und auf sich wirken lassen, um seine Genialität und Vielschichtigkeit vollends auf sich wirken lassen zu können.

Fazit: Es bedarf eigentlich kaum abschließender Worte, außer dass sich LORD OF THE LOST mit JUDAS wieder einmal selbst übertroffen haben. Dieses einzigartige Gesamtkonzept der Band lässt sich schwer fassen, was sie aber mit ihrer Musik erreichen ist nahezu einmalig. Mir fällt keine andere Band ein, die in dieser Komplexität jetzt schon mehr als einmal solch eine Geschichte erzählen kann. Judas ist ein erneutes Meisterwerk von LORD OF THE LOST und das nicht nur, aber ganz besonders aus musikalischer Sicht.

Tracklist:

CD1: Damnation

01. Priest
02. For They Know Not What They Do
03. Your Star Has Led You Astray
04. Born with a Broken Heart
05. The 13th
06. In the Field of Blood
07. 2000 Years a Pyre
08. Death Is Just a Kiss Away
09. The Heart Is a Traitor
10. Euphoria
11. Be Still and Know
12. The Death of All Colours

CD2: Salvation

01. The Gospel of Judas
02. Viva Vendetta
03. Argent
04. The Heartbeat of the Devil
05. And it Was Night
06. My Constellation
07. The Ashes of Flowers
08. Iskarioth
09. A War Within
10. A World where We Belong
11. Apokatastasis
12. Work of Salvation

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VÖ: 02.07.2021
Genre: Dark Rock / Metal
Label: Napalm Records (Universal Music)

LORD OF THE LOST – Ensemble Tour 2022
+ Special Guest: Rain Diary

24.04.2022 Berlin, Huxleys Neue Welt
20.04.2022 Hamburg, Friedrich-Ebert-Halle
21.04.2022 Mainz, Kurfürstliches Schloss – Großer Saal
22.04.2022 München, Alte Kongresshalle
23.04.2022 Wuppertal, Historische Stadthalle

LORD OF THE LOST im Web:

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