Lichtgestalt – Tempus Fugit (CD-Review)

Als sich LICHTGESTALT Ende 2013 gründete, lag zwar ein schwerer Weg vor ihnen, doch es zeichnete sich schnell ab, dass das Quartett um den charismatischen Frontmann Thomas C. Hertz unaufhaltsam in der Szene durchstarten wird. Bereits mit ihrem Debütalbum „Motorenherz“, welches 2015 noch durch das Label Danse Macabre Records erschien, gelang es der Band schon ziemlich gut sich in den schon fast überlaufenes Genre, mit vielen Szenegrößen, zu denen nicht zuletzt Rammstein oder auch Eisbrecher zählen, Gehör zu verschaffen. Und so absolvierten sie als Support gleich zwei erfolgreiche Tourneen (2015) mit der NDH-Formation Stahlmann und gastierten in der Zwischenzeit sogar beim Gothic Castle Festival (2016) auf Burg Satzvey und spielten diverse Club-Gigs, auf denen sie eindrucksvoll ihre Live-Performance unter Beweis stellten. Der erste große Schritt war also getan. Umso größer die Herausforderung sich zu steigern und die Szene bei Laune zu halten.

Nach der gemeinsamen 14-tätigen Europatour mit den Metallern Almanac und Gloryful im Februar 2017 ist es nun endlich soweit: LICHTGESTALT präsentieren am 26. Mai 2017 ihren zweiten Longplayer „Tempus Fugit“ mit 10 brandneuen Songs über Pride & Joy Music im Vertrieb von Edel.

Das Album beginnt mit Keyboardklängen zum Song „So kalt dein Lächeln“, die durch harten Gitarrensound und ein kräftiges Schlagzeug ergänzt werden. Der Gesang von Thomas Hertz ist etwas kratzig aber dennoch klar und kräftig. Ein schneller Beat, der durch den ganzen Körper geht und zum Tanzen einlädt, trägt durch den gesamten Song und macht ihn somit zu einem gut gewählten Opener für das Album. „Judas“, beginnt langsamer, steigert sich melodisch aber ziemlich schnell bis zum Refrain und ist durch den tiefen Bass und das kräftige Schlagzeug musikalisch sehr tief gehalten. Auch hier ist der Grundbeat sehr schnell und wird den Song definitiv zu einem Tanzflächenfüller in deutschen Clubs machen. Nach zwei schnellen Songs wird mit „Tempus Fugit“ erstmals Dampf raus genommen. Ein ruhiger Rhythmus, klarer Gesang und melodische Instrumente tragen durch den Song und lassen den starken Text klar im Vordergrund wirken. „Böse Fee“ steigert das Tempo wieder und Fans kommt der Song sicher bekannt vor. Das Werk ist nicht ganz neu – 2016 erschien die Single bereits als Live Version. Der Gesang wirkt fast schon schrill und durchdringend, woran man sich nach den ruhigen Klängen von „Tempus Fugit“ erst mal wieder gewöhnen muss. Das schnelle Tempo wird aufrechterhalten bei „Blutmond“ wo die Instrumente sich schnell zu einem harten Rocksound steigern, bei dem der Bass klar im Vordergrund steht. In ähnlichem Tempo geht es bei „Messer, Gabel, Schere“ weiter. Der Gesang wirkt, abgesehen vom Refrain, fast etwas abgehackt und stockend, was aber in Verbindung mit den kurzen Textzeilen und prägnanten Gitarrensound ziemlich gut klingt. „Lilith“ ist der erste Song, der von Anfang an, vom ersten Takt, sofort nach klassischem NDH klingt. Der Gesang ist wieder kratzig und kräftig, der Beat stark und mitreisend und ein kräftiger Bass gibt den Rhythmus zum Tanzen vor. Vollkommen anders wirkt im ersten Moment der folgende Song „Virus Mensch“. Eingeleitet durch einen schnellen Synthesizersound klingt der Song zu Beginn fast wie moderner Goth-Rock a la Mono Inc. Relativ schnell setzten jedoch die Instrumente ein und befördern den Song wieder in die klassische NDH-Schiene. „Bis mein Auge bricht“ ist wieder etwas ruhiger, was dem Werk nach vielen schnellen Songs ziemlich gut tut und etwas Abwechslung bringt. Ein im Hintergrund dezent gehaltenes Keyboard in Kombination mit kräftigem Gitarrensound untermalen den klangvollen melodischen Gesang. Der letzte Song, des leider nur 10 Tracks umfassenden Albums, nennt sich „Der letzte Boxer“. Durch seichtes Gitarren gezupfe klingt der Song im ersten Moment wie aus einem Westernfilm. Das Schlagzeug setzt im Hintergrund ein und begleitet die ruhige Nummer und den starken, klaren überaus kräftigen Gesang. Dieser wird in der zweiten Hälfte des Songs noch zusätzlich von einer Mundharmonika begleitet, was das Westernmotto noch verstärkt, aber sehr melodisch und stimmig wirkt. Kindergesang setzt gegen Ende ein und lässt so den Song ruhig ausklingen. Ein absolut gut gewählter letzter Song für das Album, das im Allgemeinen sehr kräftig und protzig wirkt, aber mit ruhigen Songs und kleinen Finessen zum richtigen Zeitpunkt Ausrufezeichen setzt.

Fazit: Der Gesang von Thomas Hertz ist definitiv gewöhnungsbedürftig und noch ausbau- fähig. Aber gerade in Kombination mit den starken und aussagefähigen Texten und harten Instrumenten klingt seine Stimme stark und ehrlich. Auch wenn im ganzen Album nicht ein einziger Dudelsack zu hören ist, hat man ab und zu das Gefühl, dass ein leichter Hauch Mittelalterrock mit in das Album eingeflossen ist. Das Album im Gesamten ist sehr stimmig und die Instrumente immer wunderbar aufeinander abgestimmt. Musikalisch gesehen nahe an der Perfektion. Die Songs sind bis auf wenige Ausnahmen alles Reißer und definitiv tanzbar. Mit Szenegrößen wie Rammstein kann sich LICHTGESTALT zwar noch nicht messen, aber mit „Tempus Fugit“ bestätigt das Quartett den ersten Eindruck, den sie mit „Motoren- herz“ (2015) hinterlassen haben. Sie machen keinen NDH-Einheitsbrei, stechen dadurch hervor und wollen sich damit in der Szene bemerkbar machen. Das gelingt bisher sehr gut und „Tempus Fugit“ ist definitiv ein Album, das den Kurs steil nach oben legt.

Tracklist:

01 So kalt dein Lächeln
02 Judas
03 Tempus Fugit
04 Böse Fee
05 Blutmond
06 Messer Gabel Schere
07 Lilith
08 Virus Mensch
09 Bis mein Auge bricht
10 Der letzte Boxer

Bestellen: Amazon

VÖ: 26.05.2017
Genre: NDH
Label: Pride & Joy Music (EDEL)

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