Im Interview mit Schneewittchen

Fotograf: Ralf Mohr

Schneewittchen ist ein Musikduo aus Hannover, welches aus der Sängerin und Songwriterin Marianne Iser und dem Musiker Thomas Duda besteht. Gegründet 1995 in Hildesheim, traten sie zunächst als Marianne Iser & Thomas Duda auf, erst später nannten sie sich Schneewittchen. Der Name geht auf einen Vergleich der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 3. März 2000 zurück, in deren Feuilleton Marianne Iser als ein böses, schrilles „Schneewittchen“ bezeichnet wurde. Ähnlich wie bei den frühen Werken des Popduos Rosenstolz sind die auf Deutsch gesungenen Lieder stilistisch zwischen Pop, Chanson und Rock angesiedelt. Ihre Konzerte sind nach eigenen Aussagen sehr polarisierend.

DMW: Erstmal Danke, dass ihr euch trotz überfüllten Terminkalender die Zeit für ein Interview mit Dark Music World nehmt. Wie geht es euch beiden?

Thomas: Danke – alles im Lot und am richtigen Platz.

DMW: Schneewittchen sollte eigentlich jeder kennen, aber möchtet ihr euch bitte trotzdem für ein paar Unwissende vorstellen und den Lesern sagen welchen Part ihr in der Band habt?

Marianne: Thomas macht die Musik und spielt die Instrumente, ich mache die Texte und singe.

Thomas: Manchmal tauschen wir, um zu schauen was passiert – oder reden jeder dem anderen rein.

DMW: Wir hat Marianne Iser und Thomas Duda zueinander gefunden?

Thomas: Im verschlafenem Hildesheim. Marianne wollte Opern singen, ich wollte Karriere in Überseeischen.

Marianne: Wir haben ein gutes Mass an Kompromissen gefunden, wie man sieht.

Thomas: lacht

DMW: Eure Musik ist im Szenebereich etwas ganz besonderes und wird als Musik für Außenseiter beschrieben. Es lässt sich für mich in kein Genre packen. Wie würdet ihr sie beschreiben?

Marianne: Das ist nicht unsere Aufgabe, das ist die Aufgabe der Musikkritiker.

Thomas: Ja, spannend ist auch, dass an den Vergleichen, die die Musikkritiker heranziehen um uns zu beschreiben gleichzeitig auch deren Horizont und ihr Musikalisches Wissen offenbart wird, was oft erbärmlich simple ist.

Marianne: Und nur ganz wenige haben es bisher geschafft unsere Idole oder Einflüsse klar zu benennen.

DMW: Eure Musik beinhaltet Provokation, Ironie und Wortwitz. Ist das eine Verarbeitung eurer Gefühlswelt?

Marianne: Ja, total. Anders geht es ja nicht.

DMW: Jetzt kam auch ganz frisch der neue und bereits siebte Longplayer mit dem schönen Titel „Für die Liebe sterben“ in den Handel. Da stellt sich jetzt die Frage: Würdet ihr für die Liebe sterben?

Thomas: Ich bin etwas überfordert mit dieser Frage, in Frankreich sagt man zum Orgasmus „Der kleine Tod“, dass bedeutet aber nicht dass Millionen von Franzosen nach dem Sex auch sterben.

Marianne: Hier geht hier um Poesie. Hier geht es um Hingabe, Verschmelzung und das nur der/die Jenige, der es wagt loszulassen und die Kontrolle über sein Ego und sich selbst aufzugeben -also „das Sterben wagt“, erst dann wird er/sie Liebe erfahren

Thomas: Der Tod ist eine große Metapher in der Kunst und im Märchen.

DMW: Erzählt uns etwas über die spannenden Texte. Von wem stammen sie? Was behandeln eure Texte generell?

Thomas: Die Themen für die Lieder stammen aus dem Leben und Fernsehen.

Marianne: Mich interessieren nur Gefühle und nichts anderes.

Sucht euch doch bitte zwei Songs des Albums aus und erzählt uns die Geschichte des Liedes!

DMW: Die CD wurde über eine Crowdfunding-Kampagne finanziert – und das überaus erfolgreich. Das Endergebnis kam sehr unerwartet: rund 21.000 Euro spendeten die Liebhaber und Gönner der Band. Das muss doch aber zeigen, wie sehr euch eure Fans schätzen und lieben?

Marianne: Für uns und die Musikwirtschaft ist das ja erstmal ein Statement, das unumstösslich für sich steht.

DMW: Zwei Tage vor der Veröffentlichung war eurer Album „Für die Liebe Sterben“ bereits bei Amazon ausverkauft. Kam das für euch überraschend bzw. habt ihr mit soviel Zuspruch gerechnet?

Marianne: Auch das kam sehr überraschend für uns, aber wir freuen uns sehr. Das ist sehr ungewöhnlich.

Thomas: Zum Glück kann man die MP3s nicht so schnell ausverkaufen.

DMW: Am 08.05.2015 feierte eurer neues Video „Wolfsmutter“ aus dem Album „Für die Liebe Sterben“ seine Premiere. Wird es noch weitere Videos zu dem ein oder anderem Song des neuen Albums geben?

Ja, viele, wir haben übers Crowdfundig noch paar Rollen im Schneewittchenvideos abzuarbeiten.

Marianne: Wir haben richtig viel Lust zu dem Album noch viele Videos zu machen.

DMW: Wolfsmutter – man sagt Tiere wären die besseren Menschen (kann ich bestätigen). Gerade in der heutigen Zeit, in der alles so schnelllebig ist, finde ich diesen Song ganz toll. Was hat euch zu dieser Thematik inspiriert?

Es ist auch ein bischen das Casper Hauser Thema drin, die naive unmittelbare, echte Kreatur, die im gesellschaftlichen gefühlsmäßig auf Eis läuft, an Mauern prallt. Wir fressen zuviel Aaß, damit ist gemeint, daß der einzelne gegen sein ursprüngliches Gefühl zu viel Scheiße schluckt, nur um konform mit der Allgemeinheit ein kuschliges Moment zu ergattern. Na klar, wir wollen uns Zuhause fühlen, wollen erkannt und angenommen sein, aber der Preis in der Gesellschaft ist oft zu hoch: er bedeutet Selbstaufgabe, Nichtsein…so wie man nunmal ist.

DMW: Wir machen Musik (so wie andere Krieg) – ein wenig schräg, aber in meinen Augen herrlich selbstkritisch und ehrlich. Ich finde diese Offenheit absolut toll – wie wichtig ist es euch, das nach aussen zu transportieren?

Wir sind Rampensäue. wir finden statt, wenn wir unsere Gefühle nach außen transportieren können: unseren Frust unsere Lust unseren Größenwahn!

DMW: Auf älteren Alben oder bei LIVE-Auftritten kam/kommt die “Opern-Stimme” von Marianne (die viele so lieben!) mehr zum Einsatz. Wurde für das neue Album bewusst auf den Einsatz der “Opern-Stimme” von Marianne verzichtet?

Nun, irgendwie schon, aber nicht, weil wir damit aufhören wollen oder es nicht mehr lieben, sondern nur, weil sie gerade etwas anderes ausprobiert. Hier werden nur neue Mittel Formen und Wege von Gesangstechniken probiert und genutzt…danach kommt 100 % wieder die volle Opernstimme zum Einsatz, denn es befriedigt auch Marianne extrem sich in dieser Form auszudrücken.

DMW: Am 29. April hattet ihr euer Release-Konzert im BKA in Berlin. Wie war’s und was dürfen wir von Schneewittchen noch in diesem Jahr live erwarten?

Es war wunderschön und supergeil! Die neuen Songs sind live voll gelandet. Wir haben Lust auf viele neue Konzerte mit diesen Stücken!

Unter folgende Links findet ihr Schneewittchen im Web:

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