Illuminate – Ein ganzes Leben (CD-Kritik)

Die Gothic-Institution ILLUMINATE, die 1993 von Johannes Berthold gegründet wurde, können nicht nur auf die meisten WGT-Auftritte zurückblicken, sondern feiern dieses Jahr auch ihren 25. Geburtstag. Nach dem äußerst erfolgreichen Album „GeZeichnet“ (2015) und das darauf folgende Werk „Ohne Worte 2“ (2016), auf der Illuminate neun Instrumentalstücke zusammengetragen und in un- nachahmlicher Art und Weise miteinander verknüpft haben, gibt es nun endlich wieder neues Material auf die Ohren. Pünktlich zu ihrem 25-jährigen Jubiläum präsentieren die sympathischen Düste- rrocker aus Süddeutschland am 23. Februar 2018 ihr 19. Werk namens „Ein Ganzes Leben“ als Doppel-CD via Gallery. Musikalisch und inhaltlich soll der neue Longplayer fließend an die beiden recht erfolgreichen Vorgängeralben „ZwischenWelten“ (2012) und „GeZeichnet“ (2015) anknüpfen. Für das großartige und komplette Artwork des Albums zeichnet sich hier niemand anderes als der freischaffender Maler, Zeichner, Illustrator, Drucker  und Journalist Holger Much verantwortlich.

Leise schleicht sich das Intro „Fernab jeden Weges“ heran. Anleihen an die Klassik kredenzt mit verzerrter Gitarre erinnern an Rockopern früherer Zeiten. Vor allem erinnert es an das letzte Lied „Fernab des Weges“ auf dem vorletzten Album „Gezeichnet“ (2015). Das Intro baut die Brücke zu „Ein ganzes Leben“, das sich langsam und episch entrollt. Darüber der mehrstimmige Gesang, der sich trotz der emotionalen Kraft dieses Titels vornehm zurückhält. Diese Zurückhaltung schenkt dem Stück wahrhaft innere Tiefe. In „Selbsterkenntnis“ darf die Gitarre schon etwas mehr Verzerrer auflegen, nichtsdesto- trotz ist „Selbsterkenntnis“ ein fragiler Titel mit viel Zartheit, Klavier und Streichern. Es handelt auch von etwas Fragilem: von der Zerbrechlichkeit des Seins. Das Klavier inszeniert „Alleine mit mir“ mit Melancholie. Der eher gesprochene Text gibt dem Stück jede Menge düster-romantische Dramatik über die Schwere der Einsamkeit. „Neue Wege“ oszilliert zwischen Hoffnung und Mutlosigkeit. Die Gitarre schlägt einen etwas schnelleren Rhythmus an. Das Leben hinterlässt Spuren und auch Narben. „Neue Wege“ sind schwierig zu gehen, aber das einzige Mittel der Hoffnung. Der volle Pathos der Kirchenorgel gehört bei „Auf deinen Strahlen“ dazu. Die Harmonien sind herzzerreißend passend zum Thema Sehnsucht. Der Text wandelt auf den Strahlen der romantischen Verehrung des Objekts der Liebe. „Was wollt Ihr hören?“ lässt wieder dieses typische Illuminate Gitarrenbrett auf die Gehörgänge los. Der Text ist ungewöhnlich provokant und lässt die Frage anklingen, was KünstlerInnen in die Öffentlichkeit bringen sollen. Das, was das Publikum hören will bzw. schon immer gehört hat oder das, was den KünstlerInnen durch Inspiration und Kreativität einfällt? Ein Lied an die Kinder ist „Kleine Menschen“. Dies ist durchaus ein Liebeslied auf Illuminate Art, versehen mit Klangcollagen aus Kinderstimmen, was etwas gewöhnungsbedürftig ist. „Die blaue Blume“ ist eines der düstereren Titel auf diesem Album, der wieder diesen Hauch von Hoffnung enthält. Textlich in der wenig greifbaren Bildersprache angesiedelt, wirkt dieser Titel sehr poetisch. Gerne hätten wir an dieser Stelle für Euch auch die zweite CD durchleuchtet, aber diese lag uns leider nicht vor.

Fazit: „Ein ganzes Leben“ als 19. Album in 25 Jahren Bandbestehen ist ein programma- tischer Name. In diesen Jahren beschrieb Illuminate viele Seiten Papiers, gingen unbeirrbar nicht immer einfache Wege, aber das mit Erfolg. Auch dieses Album weicht nicht ab von ihrem Weg. Illuminate inszenieren innere Dramen mit düsterromantischer Theatralik, die sich aus epischen Gitarrensound, orchestralen Arrangements und mehrstimmigen Gesang speisen. Dieses Album wirkt insgesamt nachdenklicher, wie es von einem Resümee zu erwarten ist, und führt die bisherige Bandhistorie erfolgreich weiter.

Tracklist:

CD1

01. Fernab jeden Weges (Intro)
02. Ein ganzes Leben
03. Selbsterkenntnis
04. Alleine mit mir
05. Neue Wege
06. Auf Deinen Strahlen
07. Was wollt Ihr hören?
08. Kleine Menschen
09. Die blaue Blume

CD2

01. Ich träumte mir Flügel (Remix)
02. GemEinsam (Clubmix)
03. Nebenrolle (Orchestrale Version)
04. Create A Bullet
05. Geheimes Leben (Performed by „Voices Of Mauna“)

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VÖ: 23.02.2018
Genre: Gothic / Gothic Metal / Darkwave
Label: Gallery (Indigo)

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