EGGVN – Solve Et Coagula (CD-Kritik)

EGGVN – Satanischer Death Industrial aus Mexico. Das Duo mit den Hörnermasken hat in den letzten Jahren Dank Youtube im Underground eine begeisterte Fancommunity um sich geschart. Kein Wunder: Was bei den meisten Bands in Klischees zerfällt, verdichten die Mittelamerikaner zu einem sinistren Brett, das an Ministry erinnert, aber weit über die Grenzen klassischen Industrialmetals reicht. Die eigenen Wurzeln des mexikanischen Todeskultes treffen auf modernes Riffing und eingängige Songstrukturen. Dazwischen funkeln ironische Samplingzitate und folkloristische Klangsprenkel und lassen uns auf dem Debutalbum an einem Höllenritt durch das wütende Unterbewusstsein einer abgehängten Generation Mexicos teilhaben. (Quelle: Pressetext)

Der erste Track ist das Intro „Black Mass“, was musikalisch gut auf das Kommende vorbereitet: Unheimliche Flüsterstimmen durchbrechen die wabernden Soundsphären, als wäre man leibhaftig bei einer dämonischen Beschwörung anwesend. Der nächste Track „Fear“ durchbricht mit kräftiger Aggression und wuchtigem Gitarrenbrett die stille und unheimliche Atmosphäre des Intros. Es wird gleich klar, dass die elektronischen Klänge elementar für die Soundbildung von EGGVN sind. „Starless“ geht einen Schritt weiter und wartet mit stampfender EBM-Rhythmik nebst einem krachenden Gitarrenbrett auf. Das geht unheimlich gut ab und auch die Melodie kommt nicht zu kurz. Wer noch ein bisschen mehr Druck braucht, kommt mit „Plague“ gleich auf seine Kosten. Trotz des hohen Metalanteils mag das Wave in der Genre-Bezeichnung auf die stets vorhandene und immer eingängige Grundmelodie verweisen, die hypnotisch in die Gehörgänge fließt und auf der Tanzfläche wegen der hohen Energie zu tranceartigen Zuständen führen dürfte. Die Druckwelle wird für „The Seven Words“ etwas heruntergefahren, der Sound gibt sich ein wenig minimalistischer, aber nichtsdestotrotz catchy. „Data File“ ist ein Song allein mit Spoken Words, eine Ansprache, von über zwei Minuten. Der Track korrespondiert mit der Art des Intros. Die harten, schnellen ElectroBeats von „Purity“ lassen Elemente des Dark Electro erkennen. Der Titel ist stark synthielastig und wenig gitarrenbetont. Nach all der Power erscheint „Walk With Me“ regelrecht sanft mit seinen typischen Metal Riffs und den weichen, hymnischen Synthklängen. „Dead Inside Me“ hingegen ballert düster und akzentuiert den Industrial Metal in die Atmosphäre, bis die Bassbox glüht. Da steckt so viel Wut und Energie darin. Darauf sollte man sich nicht ausruhen. „Let The Devil Shine“ startet mit der Einspielung eines 50er Jahre Liedfragments … und dann gibt es das volle Brett. Da geht noch was bei EGGVN! Das sollte man besser nicht beim Schnitzelklopfen hören, sonst passt es danach nicht mehr in die Pfanne. Nach diesem Track geht es rasant weiter mit dem druckvollen „Heresy“ im typischen Industrial Metalstil. Als wollten sie dem noch einen draufsetzen, feuert EGGVN mit „Solve Et Coagula“ ein weiteres Feuerwerk ab. Das ist Power und Intensität am obersten Level. Ungewohnte schamanische Gesänge eröffnen den letzten Titel „Mantis“, der das energiegeladene Album kraftvoll abschließt, wo Sänger IV seinen ganzen Frust sich noch mal richtig aus der Seele schreien kann.

Fazit: EGGVN bestreiten ihre Auftritte verborgen unter gehörnten Masken. Auch die Namen sind anonymisiert — IV und V. Seit Juni 2016 aktiv, haben sie sich schon zum Geheimtipp entwickelt und ihr Bühnendebüt auf dem diesjährigen Wave Gotik Treffen mit Bravour bestritten. Mit dem Debütalbum im Gepäck sollte sich ihr sog auch hier rasch verbreiten, weil es die prägnantesten Eigenheiten des Metal und des Industrial auf gefällige Weise miteinander verbindet: Tanzbar, melodiös, aber trotzdem brutal druckvoll und aggressiv. Interessant ist die verzerrte Stimme, die sich frequenzmäßig in den Wall of Sound einfügt, aber trotzdem gut präsent bleibt. Das Album macht auch noch nach mehrmaligem Hören eine Menge Spaß — das empfehle ich nur zu gern weiter.

Tracklist:

01 Black Mass
02 Fear
03 Starless
04 Plague
05 The Seven Words
06 Data File
07 Purity
08 Walk With Me
09 Dead Inside Me
10 Let The Devil Shine
11 Heresy
12 Solve Et Coagula
13 Mantis

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VÖ: 26.04.2019
Genre: Industrial Wave / Death Industrial Metal
Label: Danse Macabre

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