Desastroes – Schwarz wie Obsidian (CD-Review)

Desastroes entstand 2010 als Soloprojekt von Jan C. Hoffmann. Kennzeichnend durch überwiegend deutschsprachiges Textgut und markante Melodien zieht das Gothic-Pop-Projekt seit 2012 immer intensivere Bahnen durch die Szene. Desastroes handelt musikalisch sehr facettenreich. Liebe, Politik, Lebensituationen oder Märchen sind nur wenige Themen, die das Projekt mit viel Liebe zum Detail entwickelt und umsetzt. Geprägt ist das Projekt besonders durch Musiker wie ASP, Joachim Witt und SITD. Im Sommer 2013 erschien das 1. offizielle Studioalbum „In Ewigkeit“, dass über das Label FUTURE FAME veröffentlicht wurde. Seit Ende 2013 wird das Projekt live umgesetzt, unterstützt von einer 3-köpfigen Crew. Neben den eigenen Stücken gab es auch Zusammen- arbeiten mit Szenegrößen wie Wynardtage oder Extize, sowie erfolgreiche Remixarbeiten für Wumpcut oder Silizium. (Quelle: offizielle Facebook Seite)

Zwei Jahre nach dem Erscheinen des zweiten Longplayers „Metamorphose“ (2015) veröffent- lichten Desastroes nun ihr drittes Meisterwerk unter dem Titel „Schwarz wie Obsidian“, welches erfolgreich über Crowdfunding finanziert wurde, via Future Fame. Der Untertitel „Offenbarung I – PA:RA:SIT“ makiert zugleich den Start einer Trilogie-Serie, die thematisch aufeinander aufbauen und sich weiterentwickeln wird. Die Scheibe startet mit dem Titel „Offenbarung I – Parasit“. Beginnend mit einem dominant klingenden Flüstern, das sich durch das gesamte Lied zieht. Ein langsamer, elektronischer Beat im Hintergrund und ab der Hälfte auch eine vorsichtige Melodie, begleitet die langsam von Sprechen in Gesang übergehende Stimme. Ein stimmungsvolles und vielversprechendes Intro für das elf Tracks umfassende Album. Die folgende Nummer „Taste the Rain“ beginnt auch sehr ruhig, dunkler Gesang, der fast ein klein wenig an ASP erinnert, wird abgelöst, von einem flotten Hinter- grundbeat und durch Rhythmuswechsel bestimmtem Gesang. „Neue Märchen“, startet elektronisch verspielt, der einsetzende, flüsternd-bedrohliche Gesang setzt dazu einen deutlichen Kontrast. Der politisch-kritische Text setzt sich mit der aktuellen Regierung und so manch getroffenen Entscheidungen auseinander. Bekannte Märchenfiguren dienen als Metapher für die thematisierte herrschende Ungerechtigkeit. Ein gelungener Song, der Lust auf mehr macht, so langsam wäre es Zeit, das Tempo etwas zu erhöhen, alle drei bisherigen Tracks waren im Allgemeinen eher ruhig gehalten. Mit „Dein Gift“ scheint das Tempo auch umzuschlagen. Ein etwas schnellerer Beat zusammen mit großteils schnellem Sprechgesang, der sich zum Refrain hin immer steigert. Bei der folgenden Nummer „Elizabeth“ wird Desastroes unterstützt von Maria Fendler von Unterschicht, die im Refrain ihre Stimme leiht. Auch wieder ein schnellerer Song – das Tempo wird also beibehalten. Genauso geht es weiter in „Kopfgefängnis“, ein schneller Beat, Sirenen im Hintergrund, vorantreibender Gesang. „Nur eine Maschine“ wird mit einem kurzen Gespräch eröffnet: „Menschen haben Träume – aber du – du nicht – du bist nur eine Maschine“. Der Song ist auch etwas flotter und thematisiert die immer weiter fortschreitende Technologie. Wie viel Mensch sind wir eigentlich? Wie viel Maschinen stecken schon in unserem Leben und kontrollieren uns? Wie abhängig sind wir? Thema, Melodie und Text harmonieren hervorragend. So darf es gerne weiter gehen. „In the Mirror“, beschreibt die Geschichte zu einem Tor in eine andere Welt – Kreaturen, die uns durch Spiegel beobachten. Der einsetzende Beat erinnert fast ein bisschen an die 90er Jahre, schwenkt dann aber in etwas düstere Stimmung um und der Gesang setzt ein. Der Text ist zweisprachig – deutsch und englisch wechseln sich ab. Immer etwas schwierig wirkt in diesem Fall aber sehr gut. Mit „Sleeping Beauty“ wird das Tempo wieder gedrosselt und der Song plätschert gemütlich und sehr melodisch vor sich hin. Ein toller Song, der eine schöne Stimmung vermittelt – ideal platziert gegen Ende des Albums. „Komet“, beginnt ähnlich melodisch, schnell setzt allerdings im Hintergrund ein schneller Beat ein, der Gesang ist schnell und steigert sich. Geschickte Rhythmuswechsel sorgen dafür, dass der Song trotz längerer Gesangspausen nicht langweilig wird. Beim letzten Song „Verloren im Licht“ kooperieren Desastroes wieder mit Maria Fendler. Ein schönes, ruhiges Duett mit vereinzelt starken Phasen rundet das Album ab. Vielleicht hätte dieser Song etwas früher im Album besser gewirkt, aber nichtsdestotrotz ein gelungener, sehr stimmungsvoller Song.

Fazit: Jan C. Hoffmann betitelt sein neues Album selbst als Düster, Provokant & Eindringlich. Damit trifft er zu 100 % ins Schwarze. Ein gelungenes Album, schöne Tracks, eine gute Mischung. Auch der Wechsel zwischen Gesang und musikalisch untermalter Erzählung gelingt sehr gut. Ab und an hätte ein bisschen Power, ein bisschen Druck nach vorne dem Album gut getan, aber das ändert nichts daran, dass „Schwarz wie Obsidian“ definitiv ein gelungenes Werk voller Emotionen und Überraschungen ist.

Tracklist:

01 Offenbarung I – Parasit
02 Taste the Rain
03 Neue Märchen
04 Dein Gift
05 Elizabeth (feat. Maria Fendler)
06 Kopfgefängnis
07 Nur eine Maschine
08 In the Mirror
09 Sleeping Beauty
10 Komet
11 Verloren im Licht (feat. Maria Fendler)

Bestellen: Amazon

VÖ: 26.05.2017
Genre: Gothic-Electro-Pop
Label: Future Fame

Desastroes im Web:

Facebook